Klimafreundliche Technologie:So stellt sich Thyssenkrupp neu auf

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Künftig Teil der neuen Sparte "Decarbon Technologies": Thyssenkrupp Rothe Erde (Foto: Thyssekrupp Rothe Erde)

Der Industriekonzern bündelt seine Geschäfte mit klimafreundlichen Technologien. Allerdings läuft es da längst nicht überall gut.

Von Björn Finke, Essen

Der Mischkonzern Thyssenkrupp ordnet sich neu und gründet eine eigene Sparte für klimafreundliche Technologien. Der Vorstandsvorsitzende Miguel López werde diesen Bereich namens "Decarbon Technologies" selbst führen, teilte das Essener MDax-Unternehmen am Donnerstag mit.

In dieser Sparte landen vier Töchterfirmen, die bisher zu anderen Geschäftsbereichen gehörten. Erstens das Unternehmen Thyssenkrupp Rothe Erde, das Großwälzlager für Windkraftanlagen baut. Dann die börsennotierte Tochtergesellschaft Nucera, ein Hersteller von Elektrolyseuren zur Produktion klimafreundlichen Wasserstoffs. Drittens die Firma Uhde, die Anlagen fertigt, die Wasserstoff in Ammoniak verwandeln, um den Energieträger einfacher per Schiff transportieren zu können. Und viertens das Unternehmen Polysius, das Zementfabriken hochzieht. Bei der Zementherstellung wird viel Kohlendioxid freigesetzt. Polysius bietet Verfahren an, das klimaschädliche Gas abzuscheiden. Insgesamt kommen die vier Firmen auf 15 000 Beschäftigte und drei Milliarden Euro Umsatz.

Thyssenkrupp-Chef López sagt, die Bündelung werde dabei helfen, "das große Potenzial" dieser grünen Geschäfte zu erschließen. Der Deutsch-Spanier, der den Konzern seit Juni führt, stellte das Konzept am Mittwochabend dem Aufsichtsrat vor. Außerdem präsentierte der frühere Siemens-Manager dort Grundzüge eines sogenannten "Performance-Programms", mit dem Thyssenkrupp bis 2025 profitabler werden will. In der neuen grünen Sparte sieht López hier vor allem bei Uhde und Polysius Nachholbedarf.

Neben dem Bereich "Decarbon Technologies" hat der Konzern künftig noch eine Autozuliefersparte, eine Sparte für Werkstoffhandel, eine Stahlsparte sowie die Werftentochter Marine Systems, die U-Boote baut. Für den Stahlbereich und die Werften sucht López allerdings Käufer oder Investoren. Insgesamt beschäftigt Thyssenkrupp 96 000 Menschen.

Arbeitnehmervertreter begrüßen die Neuordnung. "Die Gründung des neuen Segmentes Decarbon unterstützen wir voll und ganz, weil es den Weg in die Zukunft aufzeigt", sagt Jürgen Kerner, Vorstandsmitglied der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Thyssenkrupp. Zum Performance-Programm äußert sich Kerner hingegen kritisch: "Kurzfristige Maßnahmen wie den Verzicht auf notwendige Investitionen und den Abbau von Beschäftigten lehnen wir ab." López müsse Klarheit schaffen, dass dies nicht geplant sei.

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