Brandenburg:Linksextremisten bekennen sich zu Anschlag bei Tesla

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Sicherheitspersonal an der Zufahrt zum Tesla-Werk in Grünheide. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Nach dem Brand eines Strommastes mit erheblichen Folgen für den Autobauer und zahlreiche Haushalte taucht ein Bekennerschreiben auf. Tesla rechnet mit Schäden "im hohen neunstelligen Bereich".

Die als linksextremistisch eingestufte "Vulkangruppe" hat sich zu einem "Anschlag auf die Stromversorgung" nahe der Tesla-Fabrik bei Berlin bekannt. Die Gruppe will damit gegen den US-Autobauer protestieren. "Wir haben heute Tesla sabotiert", heißt es in einem Schreiben der Gruppe.

Die Polizei prüft derzeit nach eigenen Angaben die Echtheit des Schreibens. Sie geht bei dem Stromausfall von Brandstiftung aus, der Staatsschutz des Landeskriminalamts hat Ermittlungen aufgenommen. Der Vorfall sorgte für einen Produktionsstopp bei Tesla, auch zahlreiche Haushalte in der Region waren betroffen.

Wie ein Tesla-Vertreter mitteilte, rechnet das Unternehmen nun wegen des Produktionsstillstands mit wirtschaftlichen Schäden im "hohen neunstelligen Bereich". Man gehe von einer mehrtägigen Unterbrechung der Stromversorgung aus. Es sei unklar, wann die Produktion wieder aufgenommen werde. Das Werk in Grünheide ist das einzige des Konzerns in Europa.

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Die "Vulkangruppe" wirft Tesla vor, Ressourcen von Mensch und Natur auszubeuten. Sie stand bereits im Jahr 2021 im Verdacht, einen Brandanschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Baustelle verübt zu haben. Der Verfassungsschutz Brandenburg schrieb in seinem Bericht 2021: "In den vergangenen Jahren hatten mehrmals Linksextremisten als 'Vulkangruppen' Brandanschläge in Berlin verübt."

Den Stromausfall löste nach Angaben der Polizei ein brennender Strommast aus, der frei auf einem Feld steht und nicht umzäunt ist. Gegen 5.15 Uhr wurde die Feuerwehr zu dem Brand im Bereich Gosen-Neu Zittau (Landkreis Oder-Spree) gerufen und begann mit den Löscharbeiten. Gosen-Neu Zittau grenzt an Grünheide in direkter Nähe zur sogenannten Tesla Gigafactory.

Eine Tesla-Sprecherin teilte mit, die Fabrik sei infolge des Stromausfalls evakuiert worden. Nach Angaben des Versorgers Edis läuft immerhin die Stromversorgung der umliegenden Gemeinden seit dem späten Vormittag wieder, nicht aber die der Industrieanlage sowie des Logistikzentrums. Experten seien vor Ort und bereiten die Reparatur des beschädigten Hochspannungsmasts vor, hieß es. Die Schadenstelle sei gesichert. Die Reparatur beginne nach Freigabe durch die Ermittlungsbehörden.

Die Polizei hat Ermittlungen zu dem Brand an einem Strommast aufgenommen. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

"Anschläge auf unsere kritische Infrastruktur sind eine Form von Terrorismus", teilte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) mit. Er forderte ein konsequentes Durchgreifen des Rechtsstaats. "Sollte sich der Verdacht eines terroristischen Anschlages erhärten, wird der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernehmen müssen", so Woidke. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte den mutmaßlichen Brandanschlag scharf und forderte umfassende Aufklärung. Sie sprach von enormer krimineller Energie.

Musk: "Extrem dumm"

Tesla-Chef Elon Musk fand ebenfalls deutliche Worte: "Das sind entweder die dümmsten Ökoterroristen der Welt oder sie sind Marionetten derer, die keine guten Umweltziele haben", schrieb Musk auf dem Portal X. "Die Produktion von Elektrofahrzeugen anstelle von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen zu stoppen, ist extrem dumm."

Umweltaktivisten, die seit Tagen einen Teil des Landeswaldes in Brandenburg nahe dem Werk besetzen, distanzierten sich von dem mutmaßlichen Anschlag. Die Initiative "Tesla Stoppen" erklärte, sie stelle sich mit ihren Baumhäusern der Erweiterung der Fabrik entgegen. "Dabei gefährden wir keine Menschenleben." Tesla will einen Abschnitt des Waldes im Falle einer Erweiterung seines Geländes roden lassen. Die Aktivisten haben etwa zehn Baumhäuser in mehreren Metern Höhe errichtet und angekündigt, möglichst lange ausharren zu wollen.

Vor zwei Wochen sprachen sich knapp zwei Drittel der Bürger von Grünheide in einer Einwohnerbefragung gegen einen Bebauungsplan zur Erweiterung des Werks aus. Über diesen entscheidet die Gemeindevertretung voraussichtlich im Mai. Das Votum der Bürger ist rechtlich nicht bindend, gilt aber als wichtiges Signal.

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