Sun Valley Conference:Zwischen Seifenoper und Thriller

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Parkplatz der Privatjets: Im Sun Valley in Idaho kommt einmal im Jahr die US-Medienelite zusammen. (Foto: KEVIN DIETSCH/Getty Images via AFP)

Im Sun Valley treffen sich derzeit die reichen und mächtigen Tech-und Medienbosse der USA. Die Frage dabei: Wer geht wem an die Gurgel?

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es klingt alles ein bisschen wie eine Seifenoper, und in gewisser Weise ist es das ja auch, dieses Treffen der Reichen und Mächtigen in den Bergen von Idaho. Wird Allround-Visionär Elon Musk nun bei einer Wanderung mit Twitter-Chef Parag Agrawal den Kauf des Kurznachrichtendienstes festzurren, so wie Amazon-Chef Jeff Bezos dort 2013 über den Kauf der Washington Post entschieden hat und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg 2014 über den Kauf von Whatsapp? Was wird bei der Begegnung von Disney-Chef Bob Chapek und Vorgänger Bob Iger passieren, die eine Art "Game of Thrones"-Feindschaft pflegen?

Apropos "Game of Thrones": Auf dem Eisernen Thron dürfte in diesem Jahr David Zaslav sitzen, der die Konzerne Warner Media and Discovery gerade zu Warner Bros. Discovery vereint hat und deshalb als derzeit mächtigster Mann der Unterhaltungsbranche gilt - so mächtig, dass selbst die Netflix-Chefs Ted Sarandos und Reed Hastings, die coolen Jungs der vergangenen Jahre, Probleme haben dürften, in diesem Jahr eine Privataudienz bei ihm zu bekommen. Na ja, vielleicht klappt es beim Grillfest am Ententeich im Wood River Valley. Dort soll Microsoft-Gründer Bill Gates im vergangenen Jahr nach seiner Rede über Klimawandel sein Herz ausgeschüttet haben, wie sehr ihm seine Scheidung zusetze.

So geht es zu bei der Sun Valley Conference, zu der die Investmentfirma Allen & Company seit 1983 für eine Woche im Juli alle einlädt, die sie für bedeutsam genug hält. Und weil sehr viele Leute dieser Einladung folgen, heißt dieses Treffen auch "Sommerfrische der Milliardäre". Seit Wochenbeginn also landen die Privatflugzeuge - meist ist es eine Gulfstream G650 wie bei Musk, Bezos, Paypal-Chef Dan Schulman oder New-England-Patriots-Besitzer Robert Kraft - auf dem Friedman Memorial Airport, und dann geht es weiter, zum Beispiel zum Golfplatz, wo der damalige General-Electric-Chef Jeffrey Immelt in einem Häuschen am neunten Loch erklärte, dass er den TV-Sender NBC an Comcast verkaufen wolle.

Es werden bedeutsame Deals eingefädelt, deshalb ist das Treffen der Milliardäre mindestens so sehr Thriller wie Seifenoper, zumal die Themen in diesem Jahr auch ernste sein dürften: Die Achterbahnfahrt zahlreicher Aktienkurse, drohende Rezession aufgrund der hohen Inflation, der Krieg in der Ukraine - es sind deshalb auch die einstigen CIA-Direktoren Michael Morell und David Petraeus eingeladen. Die Frage: Welche Begegnung auf der Sun Valley Conference wird den Teil der Welt prägen, für den die Teilnehmer sich interessieren?

In jedem Jahr werden Fotos geleakt und sie werden intensiv interpretiert werden: Wer redet mit wem, wer will wem an die Gurgel? Es soll ja um die Zukunft gehen, Gerechtigkeit, den Zustand der Welt. Deshalb dürfte eine interessante Frage im Jahr 2022 auch lauten: Werden auf diesen Fotos auch andere Leute zu sehen sein als hauptsächlich hellhäutige Männer?

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