Energiepreise:Wie Versorger die Preisbremsen ausnutzen könnten

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Im Dezember noch bei 40 Cent pro Kilowattstunde, liegt der Durchschnittspreis bei Grundversorgern jetzt bereits bei 48 Cent. Ist die Preisbremse der Grund dafür? (Foto: Piero Nigro/IMAGO)

Manche Stromversorger erhöhen die Preise, gerade jetzt, da sie Ausgleichszahlungen vom Staat erhalten. Woran das liegt und wie das Bundeskartellamt Missbrauch verhindern will.

Von Nakissa Salavati

Es ist ein Phänomen dieser Energiekrise, dass man als Kundin und Kunde Strom- und Gaspreise pro Kilowattstunde (kWh) in Cent kennt. Sie sind so etwas wie der neue Butterpreis, an dem sich viele Menschen im Supermarkt orientieren. Nun wird es noch einfacher, sie sich zu merken: Von März an gelten etwas länger als ein Jahr die Energiepreisbremsen. Sie senken die Kosten für alle Verbraucher, die mehr als 40 Cent für Strom, zwölf Cent für Gas und 9,5 Cent für Fernwärme pro kWh zahlen. Liegen die Preise des Versorgers darüber, gleicht der Staat die Differenz aus. Er übernimmt also einen Teil der Rechnung.

Die Idee ist, die Menschen in der Energiekrise möglichst schnell zu entlasten. Zu Jahresbeginn 2023 lag dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft zufolge der Durchschnittspreis für Strom bei 48 Cent, acht Cent über der Deckelung. Dem Gesetzgeber ist dabei ein Problem bewusst: Versorger könnten die Preise beliebig erhöhen und erhalten den vollen Ausgleich. Die Kunden beschweren sich nicht, weil sie die erhöhten Kosten nicht spüren. Deshalb ist in den entsprechenden Gesetzen ein Missbrauchsverbot verankert: Es soll verhindern, dass Versorger Staatsgeld kassieren, ohne dass sie hohe Preise mit gestiegenen Kosten rechtfertigen könnten. Seit Januar kontrolliert das eine eigene Abteilung mit 18 Stellen im Bundeskartellamt. Wer gegen das Verbot verstößt, muss im Zweifel Bußgeld zahlen.

Einfach sei ihre Aufgabe nicht, sagt Kartellamtschef Andreas Mundt: "Es ist alles andere als trivial, unter Tausenden Versorgern mit verschiedensten Tarifen sowie Zehntausenden von Individualverträgen mit Industriekunden die schwarzen Schafe ausfindig zu machen." Man komme aber gut voran.

Zahlen der Vergleichsplattform Verivox zeigen, dass insbesondere Grundversorger um den Jahreswechsel herum den Preis für Strom deutlich erhöht haben: Im Dezember lag er im Schnitt noch unter 40 Cent pro kWh, im Februar bereits bei 48 Cent. Grundversorger sind jene Unternehmen, die in einer Region die meisten Menschen mit Strom oder Gas beliefern, oft sind das die Stadtwerke. Das Bundeskartellamt hält diese Erhöhungen bislang für unauffällig.

2022 waren Grundversorger oft günstiger als die Konkurrenz

Während der akuten Energiekrise 2022 waren die Grundversorger sogar oft günstiger als die Konkurrenz: Sie decken sich in der Regel im Großhandel langfristig mit Strom und Gas ein, hatten also bereits günstig Energie beschafft. Dann allerdings mussten auch sie zu teuren Konditionen einkaufen, das könnte die Preiserhöhung erklären. Andererseits gibt es nun Discounter-Versorger, die Strom für weniger als 40 Cent anbieten, zeigen die Verivox-Daten. Diese Unternehmen kaufen kurzfristig ein und profitieren davon, dass derzeit die Strompreise an den Börsen sinken. Von Spannen zwischen 30 und 60 Cent pro kWh berichtet auch Energieexperte Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. In der Spitze sei das schwer zu rechtfertigen: "Alles, was beim Strom deutlich über 50 Cent pro Kilowattstunde hinausgeht - da wäre das Bundeskartellamt gefragt, genauer hinzuschauen."

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Von Michael Bauchmüller, Andreas Jalsovec und Nakissa Salavati; Design: Jessy Asmus

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