Kultsauce:Der Sriracha-Notstand

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Die Sriracha-Sauce aus Kalifornien erzielt gerade Höchstpreise. (Foto: Nick Ut/AP)

Die scharfe Sauce aus Kalifornien gilt als Kult. Doch seit ein paar Wochen drehen Fans durch, weil die Preise in die Höhe schnellen. Im Internet kostet eine Flasche teils mehr als 40 Euro. Was ist da los?

Von Nils Wischmeyer

Wann immer ein Gut in der Welt rar wird, poppt ein Schwarzmarkt auf, auf dem Dealer den gierigen Nachschub der Massen bedienen. Es gibt sie für quasi jedes Produkt, das es im eigenen Land oder für einen bezahlbaren Preis nicht gibt. Das können so einfache Dinge sein wie Zigaretten, die unter der Hand von Kofferraum zu Kofferraum wandern. Es können aber auch verrückte Artikel sein wie Tiere, Waffen, menschliche Organe - und seit Neuestem auch eine kleine rote Flasche, grüner Deckel und vorne in Weiß das Bild eines mehr als stolzen Hahns, der in die Ferne schaut.

Im Internet dealen Menschen bereits mit den seltenen Flaschen, verlangen Preise von jenseits der 40 Euro, was einem Literpreis von gut 100 Euro entsprechen würde. Für hundert Euro je Liter oder Kilo gibt es normalerweise extravagante Weine, edle Trüffel oder Rindfleisch aus ganz besonderer Haltung. Die Dealer auf Amazon, Ebay oder anderen Portalen verlangen die Preise allerdings für etwas viel Bodenständigeres. Sie verkaufen scharfe Sauce.

Genauer gesagt ist es natürlich nicht irgendeine Sauce, sondern die Sriracha-Sauce der kalifornischen Marke Huy Fong Foods, die bis vor wenigen Monaten in deutschen Supermärkten und asiatischen Lebensmittelgeschäften noch für unter zehn Euro zu haben war. Die Zutaten der ursprünglich thailändischen Sauce sind so simpel, wie man es sich nur vorstellen kann: Chilischoten, Essig, Knoblauch, Zucker und Salz. Richtig zusammengebraut verätzt sie einigen Menschen den Magen, während andere schreien - sagen wir mal, vor Begeisterung. Vorsichtige nehmen deshalb nur ein paar Tropfen. Mutige hingegen schütten so viel aus der Flasche über das eigene Essen, dass der Schweiß einem schon beim reinen Anblick über die Stirn kullert. Die Sauce war also seit jeher eine pikante Angelegenheit.

Schlechte Wetterbedingungen verschärfen die Lage

Dass die Firma aber einmal in eine so pikante Situation rutschen würde, das hätten vermutlich die wenigsten Anhänger gedacht. Doch seit einigen Monaten entwickelte sich, was unter Fans von tauben Zungen und tränenden Augen eine ausgewachsene Katastrophe darstellt: ein regelrechter Chili-Notstand. Bereits im Juni 2022 sprach Huy-Fong-Gründer David Tran beim US-Nachrichtensender CNN davon, dass der Chili-Nachschub seit der Pandemie eingeschränkt sei und sich die Lage aufgrund der schlechten Wetterbedingungen nicht so schnell verbessern werde - eher noch verschlechtern. Ohne Chilischoten aber lässt sich die berühmte Sriracha-Sauce nicht anrühren, weshalb die Firma die Produktion nach unten schrauben musste. In den Monaten danach verschärfte sich die Situation, weil die Nachfrage trotz des Chili-Notstands hoch blieb. Das wiederum trieb die Preise nach oben und den Sriracha-Anhängern aus ganz anderen Gründen die Tränen in die Augen.

Ein Ende der Krisensituation ist offenbar nicht abzusehen, wie eine Sprecherin zuletzt bei CNN eingestand. Bleiben nur zwei Möglichkeiten: tief in die Tasche greifen oder eine Alternative kaufen. Im Internet gibt es die Konkurrenten mit allerlei Tiersymbolen, etwa einer fliegenden Gans oder einem Adler, schon ab fünf Euro. Die Konkurrenz schärft, äh, schläft nicht.

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