Großbritannien:Energieunternehmen dürfen Nordsee-Ölfeld ausbeuten

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Eine Ölplattform im Ölfeld Clair Ridge in der Nordsee, rund 70 Kilometer vor der schottischen Küste. (Foto: STUART CONWAY/AFP PHOTO / BP)

Eine britische Behörde erlaubt die Öl- und Gasförderung auf einem bisher unerschlossenen Ölfeld bei den Shetland-Inseln. Das passt zum neuen Klimakurs von Premier Sunak. Umweltschützer sind entsetzt.

Von Alexander Mühlauer, London

Rosebank - so heißt nicht nur ein berühmter schottischer Whisky, sondern auch ein riesiges Öl- und Gasfeld in der Nordsee. Gut 130 Kilometer nordwestlich der Shetland-Inseln darf dort nun mit der umstrittenen Förderung begonnen werden. Das teilte die dafür zuständige Behörde, die North Sea Transition Authority, am Mittwoch mit. Die britische Regierung begrüßte die Entscheidung. Die für Energiesicherheit und Net Zero zuständige Ministerin, Claire Coutinho, sagte, es sei sinnvoll, "unsere eigenen Vorräte in der Nordsee zu nutzen". Massive Kritik kam hingegen von der Opposition und Klimaaktivisten.

Rosebank gilt als größtes bisher unerschlossenes Ölfeld in britischen Gewässern. Nun dürfen die beiden Unternehmen Equinor und Ithaca Energy mit den Arbeiten beginnen. Geht alles nach Plan, sollen von 2026 an 69 000 Barrel Öl pro Tag gefördert werden, bis das Ziel von insgesamt 300 Millionen Barrel erreicht ist. Damit das gelingt, investieren die Firmen 3,8 Milliarden Dollar, also umgerechnet etwa 3,6 Milliarden Euro.

Die Entscheidung kommt für den britischen Premierminister Rishi Sunak zu einem günstigen Zeitpunkt. Erst vor einer Woche hatte er einen "pragmatischeren Ansatz" in der Klimapolitik angekündigt. Sunak verschob nicht nur das Verkaufsverbot neuer Benziner und Dieselautos in Großbritannien von 2030 auf 2035. Auch das Einbauverbot neuer Öl- und Gasheizungen wurde um mehrere Jahre verschoben. Sunak hofft damit, aus dem Umfragetief zu kommen. Zurzeit liegen seine Tories zwischen 15 und 20 Prozent hinter Labour.

Sunak will sich stärker von der Labour-Partei abgrenzen

Neben dem Aufschub des Verbrenner-Aus gehört auch die Erteilung neuer Lizenzen zur Förderung von Öl und Gas zu Sunaks Strategie, sich stärker von Labour-Chef Keir Starmer abzugrenzen. Der Premier ist der Meinung, dass dies nicht nur neue Arbeitsplätze schafft, sondern vor allem die nationale Energiesicherheit stärkt. Starmer hat bereits erklärt, im Fall eines Sieges bei der Unterhauswahl im kommenden Jahr, keine neuen Lizenzen mehr für die Förderung von Öl und Gas zu erteilen, um das Ziel der Klimaneutralität nicht zu gefährden.

Sunak kann sich hingegen auf die Einschätzung der North Sea Transition Authority berufen, wonach die Erschließung des Rosebank-Ölfelds im Einklang mit dem britischen Net-Zero-Ziel stehe. So sehen das auch die beteiligten Unternehmen. Von Ithaca Energy hieß es am Mittwoch, dass man sicherstellen wolle, die Emissionen pro Barrel Öl und Gas so niedrig wie möglich zu halten.

Die einzige Grünen-Abgeordnete im Unterhaus, Caroline Lucas, bezeichnete die Rosebank-Entscheidung als "größten Akt von Umwelt-Vandalismus in meiner Lebenszeit". Niemand schlage vor, den Hahn der Ölfelder sofort zuzudrehen, aber es sei leichtsinnig, sich darauf zu versteifen, mehr Öl und Gas zu einem Zeitpunkt zu fördern, an dem die Förderung eigentlich gestoppt gehöre. Ähnlich äußerte sich Philip Evans, Klimaaktivist bei Greenpeace UK. Aus seiner Sicht ist die Rosebank-Entscheidung "nichts anderes als ein Freibrief für die Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft, das Klima zu ruinieren".

Auch in Sunaks Konservativer Partei gibt es Stimmen, die den neuen klimapolitischen Kurs des Premiers kritisch sehen. So zeigte sich der frühere Wirtschafts- und Energieminister Alok Sharma "besorgt über das Zerbrechen des politischen Konsenses im Vereinigten Königreich in Sachen Klimaschutz". Ganz anders sieht das Jacob Rees-Mogg, ebenfalls ehemaliger Wirtschaftsminister. Er lobte Sunak für den Aufschub des Verbrenner-Aus. Zugleich warnte er den Premier davor, gesetzliche Quoten für E-Autos einzuführen. Dem Vernehmen nach plant Sunak, Autohersteller mit Geldstrafen zu belegen, wenn ein bestimmter Anteil ihrer neu verkauften Autos nicht vollelektrisch ist. Laut Times sollen dieser Anteil 2028 bei mindestens 52 Prozent liegen und dann bis 2030 auf 80 Prozent steigen.

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