Altersversorgung:Beitragssatz für Rentenversicherung wird doch nicht angehoben

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Künftig müssen deutlich weniger Erwerbstätige deutlich mehr Ruheständler versorgen. Gut, wenn die dann fit sind. (Foto: Oscar Carrascosa Martinez via www.imago-images.de/imago images/Westend61)

Obwohl die Zahl der Ruheständler wächst, können Arbeitnehmer mit überraschend stabilen Rentenbeiträgen rechnen. Woran das liegt - und wer von der Grundrente am meisten profitiert.

Von Roland Preuß, Berlin

Obwohl die Menschen in Deutschland im Schnitt immer älter werden, müssen die Beschäftigten vorerst nicht mit höheren Sozialbeiträgen für ihre Rente rechnen. Nach den aktuellen Vorausberechnungen bleibe der Beitragssatz "bis 2026 stabil bei 18,6 Prozent", sagte die Bundesvorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung (DRV), Anja Piel, am Donnerstag bei der internen Bundesvertreterversammlung der DRV in Travemünde. Vergangenes Jahr war die DRV noch davon ausgegangen, dass der Beitragssatz für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 2025 angehoben werden muss.

Es wäre eine weitere Belastung der Beschäftigten durch die Lohnnebenkosten: Zum 1. Juli dieses Jahres steigen bereits die Beiträge zur Pflegeversicherung, in der Krankenversicherung sind für kommendes Jahr höhere Sätze angekündigt.

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Dass es in der Rentenversicherung vergleichsweise gut läuft, hängt mit der guten Lage am Arbeitsmarkt zusammen. Laut Piel zahlten abhängig Beschäftigte vergangenes Jahr 5,5 Prozent mehr Geld ein, auch in diesem Jahr verzeichnete die Rentenkasse bis Ende Mai ein Plus von 5,4 Prozent. Der Arbeitsmarkt hat den wirtschaftlichen Erschütterungen durch Corona, Ukraine-Krieg und Energiekrise bisher gut standgehalten, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wächst weiter. Allerdings könnte sich dies in den kommenden Jahren ändern, wenn die geburtenstarken Jahrgänge von Ende der 1950er-Jahre bis 1970 in Rente gehen und damit deutlich mehr Ruheständler von deutlich weniger Erwerbstätigen zu versorgen sind. Umso bemerkenswerter ist, dass der Beitragssatz vorerst stabil bleiben soll.

Grundrente hilft vor allem Frauen

Piel stellte zudem eine Bilanz der Grundrente vor. Demnach hilft der Zuschlag vor allem Frauen, sie machen mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Bezieher aus. Die Grundrente wird seit Sommer 2021 an Menschen gezahlt, die mindestens 33 Jahre Beiträge in die Rentenkasse abgeführt, aber nur wenig verdient haben. Auch der Zuschlag selbst ist bei Frauen höher. Ihre Rente erhöhte sich im Schnitt um 8,2 Prozent, die von Männern lediglich um 5,7 Prozent. Insgesamt profitierten laut Piel 1,1 Millionen Rentnerinnen und Rentner von der Grundrente, durchschnittlich bekamen sie dadurch 86 Euro im Monat mehr aufs Konto als bei ihrer bisherigen Rente.

Der Zuschlag wird in Ostdeutschland deutlich häufiger gezahlt als im Westen. In den neuen Bundesländern stockte er 7,1 Prozent aller Ruheständler die Rente auf, im Westen waren es 4,6 Prozent.

Die Grundrente war unter der großen Koalition eingeführt worden, um die Lage von Menschen zu verbessern, die zwar Jahrzehnte in die Rentenkasse eingezahlt hatten, wegen niedriger Einkommen aber nur eine mickrige Rente bekommen. Die Union hatte bei den Verhandlungen auf einer Prüfung von Einkommen und Bedürftigkeit beharrt, es dürfe nicht zusätzliches Geld an Vermögende fließen oder an Menschen, deren Partner hohe Einkommen haben, hieß es damals. Deshalb wird das Einkommen von Antragstellern als auch das der Ehegatten geprüft.

Nach Darstellung von DRV-Chefin Piel zieht dies allerdings einen enormen Verwaltungsaufwand nach sich. Die Kosten, das Gesetz umzusetzen, verschlingen ihr zufolge fast ein Fünftel der gesamten Hilfezahlung, nämlich 200 Millionen von 1,1 Milliarden Euro. "Zum Vergleich: Sonst kommen wir in der Rentenversicherung mit weniger als 1,5 Prozent Verwaltungskosten aus", sagte Piel. Sie forderte den Gesetzgeber auf, die Regeln zu vereinfachen.

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