Nach der Signa-Pleite:Benko zahlt Gläubigern nur einen kleinen Obolus

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Das Projekt Signa ist erstmal beendet. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Bisher erkennt der Insolvenzverwalter von Benkos Holding nur ein Prozent der Forderungen der Gläubiger an. Der Unternehmer selbst begleicht nur einen Teil seines ohnehin kleinen Beitrages aus eigener Tasche.

Von Michael Kläsgen

Gegen die insolvente Signa Holding des österreichischen Unternehmers René Benko sind enorm hohe Forderungen der Gläubiger eingegangen. Diese summieren sich auf 8,6 Milliarden Euro, teilte Insolvenzverwalter Christof Stapf am Montag in Wien mit. Davon hat er jedoch bislang nur etwa ein Prozent anerkannt, nämlich 80,3 Millionen Euro.

Die geringe Anerkennungsquote schwanke zwar von Verfahren zu Verfahren, hieß es. Diesmal habe sie zum großen Teil aber an formalen Mängeln gelegen. Viele Forderungen seien äußerst spät oder nach Ablauf der Anmeldefrist eingegangen. Bei einem Drittel der Anmeldungen hätten Unterlagen gefehlt, mit denen die Gläubiger hätten nachweisen müssen, womit sie ihre Ansprüche begründen.

Den betroffenen Gläubigern steht nun der Rechtsweg offen. Sie können innerhalb der kommenden zwei Monate gegen die Ablehnung beim Insolvenzgericht klagen, teilte Stapf mit. Die Forderungen würden in dem Zeitraum weiter geprüft, in Ausnahmefällen auch darüber hinaus.

Benko hat bislang zwei der zugesagten drei Millionen Euro gezahlt

Es gilt aber als nahezu ausgeschlossen, dass am Ende des Verfahrens die Forderungssumme von 8,6 Milliarden Euro geltend gemacht werden kann. Allein Forderungen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro würden auf "gruppeninternen Zahlungen" beruhen. Benko hatte ein verschachteltes Firmenkonstrukt mit Hunderten Tochtergesellschaften aufgezogen, die sich über mehrere Länder verteilen. Zwischen diesen Gesellschaften bestehen teils Verbindlichkeiten wie etwa Darlehen. Nach der Pleite der Holding Ende November 2023 ist es nicht ausgeschlossen, dass viele dieser Forderungen als unbegründet erachtet werden.

"Die Tatsache, dass von 8,6 Milliarden Euro bisher nur 80 Millionen anerkannt wurden, liegt auch im komplexen Firmengeflecht der Signa-Gruppe begründet", sagt Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des österreichischen Gläubigerschutzverbandes Creditreform. Er glaubt dennoch weiter daran, dass die Gläubiger mit einer Quote von 30 Prozent befriedigt werden können. So sieht es das österreichische Insolvenzrecht bei Verfahren in Eigenverwaltung vor. Allerdings kündigte Stapf vergangene Woche an, die Signa Holding in eine sogenannte Regelinsolvenz zu überführen.

Damit verliert René Benko, der Mehrheitseigentümer der Holding, an Einfluss. Stapf gab bekannt, dass vonseiten Benkos zwei der zugesagten drei Millionen Euro bezahlt worden seien. Eine Million allerdings von einem Dritten, wie Weinhofer sagte. Die Zahlung der dritten und letzten Rate sei für diese Woche vorgesehen. Den Firmensitz der Holding, das Palais Harrach in Wien, muss Benko Anfang März endgültig räumen.

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