Reden wir über Geld: Dietmar Holzapfel:"Da hatten wir schon meine Beerdigung geplant"

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Ist mit einer Schwulensauna reich geworden: Dietmar Holzapfel, Geschäftsführer des Hotels und Gastronomiebetriebes "Deutsche Eiche" in München. (Foto: Catherina Hess)

Wie wertlos selbst die teuersten Dinge werden angesichts der Diagnose Krebs, erlebte Dietmar Holzapfel, Wirt der Deutschen Eiche, Münchens legendärem Schwulentreff. Aber es kam alles anders.

Von Hans von der Hagen und Lea Hampel

"Wenn man München liebt, ist dieser Blick unvergleichlich." Dietmar Holzapfel steht im knallbunten Hemd an der bodentiefen Glasfront, um den Hals ein goldener Notenschlüssel, in der Hand ein Drink. Selbst nach mehreren Jahren in seiner Münchner Wohnung an der Müllerstraße im Glockenbachviertel wirkt der Gastronom noch fasziniert. "Der Blick", sagt er, "ist das wichtigstes Möbelstück."

Kein Wunder: Die Frauenkirche, die Arena in Fröttmaning, der Olympiaturm - wohin man sich hier wendet, man sieht nahezu jedes Wahrzeichen der Stadt und in der Ferne sogar die Berge. Fünf Millionen Euro hat Holzapfel für die 220 Quadratmeter im 12. Stock plus Garagen gezahlt - dabei hätte der Wirt der legendären "Deutschen Eiche" anfangs selbst nicht gedacht, dass er sich so etwas leisten könnte, als er bei einer Präsentation die Wohnungen vorgestellt bekam.

"Die haben uns kleine Wirte nicht ernst genommen"

"Der Investor hat uns auf eine Liste gesetzt, ewig nichts gehört, dann stand in der Zeitung, dass die oberste Wohnung verkauft sei", erzählt er. "Da hab ich zum Sepp gesagt: Die haben uns kleine Wirte nicht ernst genommen." Letztlich haben die beiden doch einen Kredit bekommen - spätestens seitdem gehören sie zu den bekanntesten Münchnern.

Dass Holzapfel eines Tages Lokalprominenz würde - regelmäßig spielt er mit dem Ersten Bürgermeister Schafkopf - ist vielen Zufällen zu verdanken: Aufgewachsen in Ingolstadt, ging er fürs Studium nach München, weil ihm ein Berufsfindungstest sagte, dass er besser Lehrer werden sollte statt wie geplant Arzt.

Dort lernte er seinen späteren Adoptivvater kennen, erbte von ihm die "Deutsche Eiche" - das Hotel samt Schwulensauna, das Persönlichkeiten wie Adolf Hitler, Rainer Werner Fassbinder und Freddy Mercury zu seinen Stammgästen zählte.

Beinahe hätte Holzapfel das bei der Übernahme heruntergekommene Hotel dennoch aufgegeben. "Ich wollte lieber als Lehrer arbeiten", sagt er. Stattdessen ließ er sich überzeugen: "Der Sepp sagte, wir machen aus der Eiche etwas." Gemeinsam mit seinem Partner renovierte er das Haus und richtete eine Herrensauna ein, die heute zu den berühmtesten und bestbesuchten Europas gehört - inklusive Dark Rooms, Friseursalon und Wellnessangebot.

Alles Glück war jedoch dahin, als Holzapfel 2013 schwer erkrankte. Die Diagnose lautete auf Bauchspeicheldrüsenkrebs. "Da weißt du, du lebst nicht mehr lang", sagt er. Die teure Wohnung war plötzlich egal, stattdessen plante er seine Beerdigung. Es dauerte, bis sich zeigte: Es war eine Fehldiagnose.

Heute gehört nicht nur Holzapfels Hotel, sondern auch das Haus mit seiner Wohnung zu den bekanntesten Münchner Immobilien. Immer wieder kommen Volkshochschulgruppen bei ihm vorbei. An diesem Nachmittag haben sich dazu Kunden eines Freundes von Holzapfel gesellt, der Luxusreisen anbietet. Bei Häppchen und Drinks genießen sie die Aussicht aus dem 12. Stock des "The Seven", eines der teuersten Gebäude Münchens. Die Gläser stellen sie danach auf einem ovalen Tisch ab. Erst, als sie weg sind, hebt Holzapfel das Stofftuch vom Tisch. Darunter ist - eine Badewanne. Eigens so eingebaut, dass er und sein Sepp beim Schaumbad in die gleiche Richtung schauen können: auf die Münchner Altstadt. Auch Jean Paul Gaultier hat womöglich schon darin schon gebadet, jedenfalls nutzte der französische Designer bereits die Wohnung als Quartier.

Wie Holzapfel sich die Wohnung überhaupt leisten konnte, warum er trotzdem findet, dass Reichtum relativ ist, und wovon selbst jemand wie er noch träumt, lesen Sie im Interview "Reden wir über Geld".

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:"Hitler war hier oft zu Gast"

Dietmar Holzapfel ist Wirt der "Deutschen Eiche", Münchens bekanntestem Treffpunkt für Homosexuelle. Er erzählt von schwerer Krankheit, teuren Wohnungen - und Altershomosexualität.

Von Hans von der Hagen und Lea Hampel

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