Schlechte Aussichten im Kampf gegen die Erderwärmung: In zehn Jahren wird Kohle wichtigster Energielieferant und damit Öl ablösen. Das prognostiziert die Internationale Energieagentur (IEA). Kohle ist der Klimakiller Nummer eins: Ein Kohlekraftwerk stößt mehr als doppelt so viel klimaschädliches Kohlendioxid aus wie ein modernes Erdgaskraftwerk.
Der absehbare Boom der Kohle liegt am Wachstum der großen Schwellenländer China und Indien, erklärte IEA-Chefin Maria van der Hoeven: "Dank der üppigen Vorräte und der unersättlichen Nachfrage nach Energie von den Schwellenmärkten hat Kohle in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts fast die Hälfte des Anstiegs der weltweiten Nachfrage gestillt." In Zukunft wird China laut der IEA den gesamten Rest der Welt mit seinem Kohlebedarf überholen, Indien wird der zweitgrößte Kohlekonsument werden.
Illegaler Steinkohle-Tagebau in Indien:Kochende Erdplatte
"Das Ruhrgebiet von Indien": Die Stadt Jharia ist wegen ihres Kohlereichtums bekannt. Doch schon bald könnten die Lichter in der indischen Stadt ausgehen: Unter der Erde lodern unzählige Kohlefeuer - sie gefährden die Sicherheit der Menschen in der Region.
Das wirtschaftliche Wachstum werde den Anteil von Kohle am weltweiten Energiemix Jahr für Jahr weiter in die Höhe treiben, kündigte die IEA-Chefin an. "Wenn sich an der aktuellen Politik nichts ändert, wird Kohle Öl innerhalb einer Dekade einholen."
Den Prognosen der IEA zufolge wird der Ölverbrauch im Jahr 2017 bei 4,32 Milliarden Tonnen liegen. Der Kohleverbrauch entspräche dann umgerechnet 4,4 Milliarden Tonnen - Öl würde somit 2017 als wichtigster Energielieferant abgelöst.
In allen Ländern der Erde wird nach den IEA-Berechnungen der Kohleverbrauch ansteigen - außer den USA. Dort wird vor allem Erdgas stark nachgefragt. IEA-Chefin van der Hoeven sieht die USA und deren "effizienten Gas-Markt" als mögliches Vorbild für andere Länder, um die CO2-Ausstöße zu reduzieren.
Auch Länder, die sich zur Verringerung des klimaschädlichen Kohlendioxidausstoßes verpflichtet haben, haben laut IEA nämlich Schwierigkeiten, der Kohle endgültig abzuschwören. So sei der Kohleverbrauch Anfang 2012 in Spanien um 65 Prozent, in Großbritannien um 35 Prozent und in Deutschland um acht Prozent gestiegen. Der Boom von Schiefergas in den USA habe zuerst dort und schließlich auch in Europa zu einem Rückgang des Kohlepreises geführt. Dies sowie die günstigen Verschmutzungsrechte des EU-Emissionshandels hätten zu einer deutlichen Verlagerung von Gas auf Kohle geführt. Außerdem seien in Europa die Preise für Gas weitaus höher als in den USA.