Fußball:Warum Jürgen Klopp in eine Fußball-App investiert

Lesezeit: 3 min

Kloppo findet's Klasse: Er investiert in die App Prematch. (Foto: OLI SCARFF/AFP)

Der Erfolgstrainer aus Liverpool und zwei deutsche Nationalspieler geben Geld für die Plattform Prematch, eine Art Instagram für Amateurfußballer. Die Hoffnung ist groß, aber der Erfolg nicht garantiert.

Von Alexandra Ketterer

Eine Fußballverletzung - natürlich. Prematch-Gründer Lukas Röhle nimmt das Telefonat auf dem Weg zum Arzt an. Er erholt sich gerade von einem Kreuzbandriss. Wie seine beiden Gründerkollegen Fiete Grünter und Niklas Brackmann spielt er schon sein ganzes Leben Fußball und engagierte sich als Trainer und Vorstand in seinem Verein im Rheinland.

Aus den Erfahrungen vom Platz und Verein entstand die App-Idee: Prematch bündelt Nachrichten und Spielberichte von Kreisligavereinen bis zu Regionalligamannschaften. Spieler können ein eigenes Profil erstellen, bekommen Neuigkeiten über Vereine in einem individuellen Feed zusammengestellt und können ihre Spielstatistiken untereinander vergleichen. Nun haben Erfolgstrainer Jürgen Klopp und die beiden Nationalspieler Serge Gnabry und David Raum in die App investiert.

Populär ist die App schon länger: Direkt nachdem sie in Deutschland auf den Markt kam, kletterte sie für kurze Zeit auf Platz eins des deutschlandweiten App-Store-Rankings. Seitdem ist die App nach Angaben von Röhle ununterbrochen in den deutschen Top 10 der meist heruntergeladenen Apps in der Rubrik Sport platziert. Röhle und sein Team nehmen an, dass mittlerweile jeder dritte Fußballspieler in Deutschland die App auf seinem Handy hat. "Wir wollten den Amateurfußball ins Scheinwerferlicht rücken", sagt Röhle.

Die Fußballpromis sind nicht die ersten gewichtigen Investoren, die an den Erfolg der App glauben: Geldgeber der ersten Stunde sind zum Beispiel Ralf Reichert, einer der Gründer von ESL Gaming, einem Turnierorganisator für Online-Games, oder auch Roof Football, die Spielerberateragentur von Kai Havertz und erneut Serge Gnabry. Durch alle Investoren ist eine Geldsumme im Millionenbereich zusammengekommen. Genauere Angaben zu den Ausgaben der einzelnen Investoren macht Röhle nicht.

Ähnliche Apps gibt es schon länger

Die Idee hinter Prematch ist nicht neu: Sogenannte "Fitness Social Networks", Plattformen, in denen Sportbegeisterte ihre eigenen Trainingseinheiten dokumentieren und sich mit Profisportlern oder Freunden vergleichen können, gibt es schon seit langem: Als Visionäre gelten die Strava-Gründer Michael Horvath und Mark Gainey. Die beiden US-Amerikaner, die sich im Ruderteam von Harvard kennengelernt hatten, schrieben ihren Businessplan schon 1995 mit dem Arbeitstitel "The Virtual Locker Room". Sie gründeten Strava 2009 als Abobasierte soziale Plattform für viele unterschiedliche Sportarten.

Serge Gnabry, hier im Trikot der Nationalmannschaft, spielt für den FC Bayern München. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Die App ist besonders bei Läufern und Radfahrern beliebt. Sie ermöglicht zum Beispiel Rad- und Laufdaten zu analysieren, sich mit Profisportlern online zu vergleichen und mit Freunden zu konkurrieren. Um die App weiter zu finanzieren, musste Strava Anfang des Jahres allerdings die Abopreise erhöhen, was zu viel Ärger auf Seiten der Nutzer führte.

Amateurfußball in Deutschland ist enorm groß. Nach aktuellen Zahlen des Deutschen Fußball Bunds (DFB) kicken 2,2 Millionen Spieler in den Amateurligen. Dazu kommt, dass sich neue Fußball-Start-ups wie das französische Sammelkarten-Start-Up Sorare in der Vergangenheit durchsetzen konnten.

Fußballvereine leben besonders durch das freiwillige Engagement der Mitglieder. Doch wird sich diese Gemeinschaft auch online so stark engagieren, dass sich eine App wie Prematch gegen die andere starke Marktteilnehmer durchsetzen kann?

"Fitness Social Networks" bedienen eine Nischengruppe von Sportfans. Trotzdem konkurrieren sie auch mit den großen Sozialen Netzwerken wie Instagram oder Facebook. Dort folgen sich Mitspieler schon seit Jahrzehnten. Vereine nutzen die großen Plattformen, um über ihre Profile Neuigkeiten zu verbreiten. Interne Kommunikation und die Organisation innerhalb des Teams läuft oft über Messengerdienste wie Whatsapp. Dazu gibt es die Webseite fussball.de, ein vom DFB betriebenes reichweitenstarkes Informationsportal über den Amateurfußball.

David Raum spielt für RB Leipzig. (Foto: Srdjan Stevanovic/Getty Images)

Bei Nachfrage sieht Prematch-Gründer Lukas Röhle Plattformen wie fussball.de nicht als Konkurenz. Er nennt seine App "eine Ergänzung für die gleiche Zielgruppe". Prematch bündelt die Posts von Facebook- und Instagramprofilen der Vereine und Spieler zusammen und fügt auch Artikel der lokalen Medien dazu. Spieler können sich dazu auch einen eigenen Marktwert ausgeben lassen, der sich je nach Spielklasse, Position und dem Erfolg der letzten Spiele ergibt. Mit dieser Spielerei wolle man die "Generation Fifa" für sich gewinnen.

"Diskussionen gehören zum Fußball dazu."

Mit dem neuen Geld wollen die Gründer die Plattform für den Jugendfußballbereich ausbauen und noch mehr Features zur Verfügung stellen, über die sich die Nutzer austauschen können. Als weitere Monetarisierungssäule sind sie dazu erste bezahlte Kooperationen mit Marken wie dem Streamingdienst DAZN eingegangen.

Prematch will die Gemeinschaft im Amateurfußball aus den Umkleidekabinen kleiner Vereine auf eine neue Plattform heben. "Diskussionen gehören zum Fußball dazu und sind ja gerade das Schöne", sagt er, online wie offline. Blickt man auf andere "Fitness Social Networks" wie Strava, die Schwierigkeiten haben, sich gegen Tiktok und Co. durchzusetzen oder die Massenentlassungen beim der Fußballnews-App "Onefootball", bleibt ein langfristiger Erfolg aber zweifelhaft. Der Erfolg der App wird auch von der Bereitwilligkeit der Amateurfußballgemeinschaft abhängen, sich auf der App für den Sport zu engagieren.

Für Jürgen Klopp und sein Family Office sei das ein wichtiges Anliegen bei ihrem Investment gewesen: "Sie wissen, wo sie herkommen", erzählt Röhle über die berühmten Investoren: "Ihnen war es wichtig, dem Amateursport ein bisschen was zurückzugeben und dafür zu sorgen, dass da Aufmerksamkeit hinfließt".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusReden wir über Geld
:"Das Weiß in den USA ist jenseits jeder natürlichen Zahnfarbe"

Stephan Ziegler gehört eine der größten und luxuriösesten Zahnarztpraxen Deutschlands. Zu seinen Partys kommen Menschen wie Wolfgang Joop oder Désirée Nick. Und er hat ein ungewöhnliches Talent: Am Lächeln von Politikern erkennt er, zu welcher Partei sie gehören.

Interview von Mareen Linnartz und Verena Mayer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: