Hannover Messe:Scholz reagiert auf Kritik von BDI-Chef: "Zwei Turnaround-Jahre"

Lesezeit: 1 Min.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht bei der Eröffnungsfeier der Hannover-Messe. (Foto: Michael Matthey/dpa)

Siegfried Russwurm hatte dem Kanzler und seiner Koalition im Interview mit der SZ "zwei verlorene Jahre" vorgeworfen. Scholz betont die Stärke des Standorts Deutschland, räumt aber auch Probleme ein.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat der Kritik des Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, an "zwei verlorenen Jahren" durch die Ampelkoalition widersprochen. Es handele sich vielmehr um "zwei Turnaround-Jahre", sagte Scholz am Sonntagabend bei der Eröffnung der Hannover-Messe - und erwähnte den anwesenden BDI-Präsidenten namentlich. Dieser hatte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung mit einer harschen Kritik an Scholz persönlich für eine Debatte gesorgt.

SZ PlusExklusivWirtschaftskrise
:"Es waren zwei verlorene Jahre"

BDI-Präsident Siegfried Russwurm übt harsche Kritik an Kanzler Scholz. Statt die Wirtschaftsmisere entschlossen zu bekämpfen, produziere die Ampelkoalition nur "Gesetzchen".

Interview von Claus Hulverscheidt

"Lassen Sie uns den Wirtschaftsstandort Deutschland stark machen und nicht schwach reden", sagte der Kanzler. Scholz räumte ein, dass die vergangenen zwei Jahre schwierig gewesen seien, weil die Ampelregierung eine ganze Reihe von Umbauentscheidungen hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft habe treffen müssen.

Scholz erhofft sich von der Hannover-Messe neue Impulse für die Energiewende und für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. In der Wirtschaft hatte es zuletzt Kritik an hohen Energiepreisen und zu viel Bürokratie gegeben. Aus Sicht der Industrie gefährde das die Attraktivität des Standorts, vor allem im Vergleich zu internationaler Konkurrenz wie den USA. Scholz betonte: "Zu einer modernen Angebotspolitik gehört natürlich auch, dass wir schneller werden und einfacher. Da sind wir uns vollkommen einig."

BDI-Präsident Russwurm wiederholte in seiner Rede die Kritik an der Ampelregierung nicht. Er betonte, dass Deutschland mehr Partnerschaften, offene Märkte und eine weltweite wirtschaftliche Vernetzung brauche. "Protektionismus, Autarkie und Entkopplung sind der falsche Ansatz", sagte er.

Rund 4000 Aussteller zeigen von Montag an auf dem Messegelände in Hannover ihre Neuheiten. Im Mittelpunkt stehen künstliche Intelligenz, klimaschonende Produktion, Lösungen für die Energiewende und Wasserstoff als Energieträger. Aussteller aus 60 Ländern sind dabei. Partnerland ist in diesem Jahr Norwegen.

© SZ/Reuters/dpa/mbec - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivStandort Deutschland
:Scholz' Verhältnis zur Wirtschaft ist zerrüttet

Nach der heftigen Kritik von BDI-Chef Russwurm am Bundeskanzler zeigt sich: Das Zerwürfnis zwischen dem SPD-Regierungschef und den Unternehmensverbänden geht noch tiefer als angenommen.

Von Claus Hulverscheidt

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: