Klimaschutz:Grüne Gewinne bei Wasserstoff-Firma Nucera

Lesezeit: 2 min

Die Firma Thyssenkrupp Nucera aus Dortmund ist nun börsennotiert. (Foto: Fabian Strauch/dpa)

Der Börsenneuling Thyssenkrupp Nucera fertigt Anlagen für klimafreundlichen Wasserstoff. Die Geschäfte laufen prima - das zeigt sich auch bei der Zahl der Jobs.

Von Björn Finke, Düsseldorf

Die Wasserstoff-Firma Thyssenkrupp Nucera hat nach ihrem Börsengang gute Zahlen präsentiert. Das Dortmunder Unternehmen fertigt Elektrolyseure, das sind Anlagen, die mithilfe von Elektrizität Wasserstoff produzieren. Der Mutterkonzern Thyssenkrupp brachte einen Minderheitsanteil an der Tochter Anfang Juli an die Börse. Am Montag stellte Nucera-Vorstandschef Werner Ponikwar die Zahlen für das abgelaufene Quartal vor. Demnach stiegen Umsatz, Gewinn und Auftragseingang deutlich.

Nucera möchte zu den Profiteuren der Energiewende gehören. Denn die Nachfrage nach sogenanntem grünen Wasserstoff soll in den kommenden Jahren stark zunehmen - und damit die nach Elektrolyseuren. Als grün gilt das Molekül, wenn die Elektrolyseure Ökostrom nutzen, um Wasser in Wasser- und Sauerstoff aufzuspalten. Solch klimafreundliche Moleküle sollen in Chemiefabriken oder Stahlhütten, Kraftwerken oder Schiffsantrieben Erdgas, Kohle und Öl ersetzen. Ponikwar sagte, Nucera sei für diesen Trend "schon gut aufgestellt". Zudem arbeite man "mit Hochdruck an der weiteren Verbesserung unserer Technologie, der Produktion und dem Ausbau unserer Kapazitäten".

Diese Fertigungskapazitäten will der Vorstandschef bis 2025 verfünffachen, bei zugleich sinkenden Produktionskosten. Dann sollen bei Nucera pro Jahr Elektrolyseure mit einer Gesamtleistung von fünf Gigawatt vom Band laufen können. Zum Vergleich: Die Bundesregierung sieht in ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie vor, dass in Deutschland 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von mindestens zehn Gigawatt Wasserstoff gewinnen.

Der Börsengang diente dazu, dieses Wachstum zu finanzieren - an Nucera flossen 526 Millionen Euro. Die früheren Alleineigentümer bleiben Großaktionäre: Thyssenkrupp hält nun gut 50 Prozent der Anteile und der italienische Maschinenbauer De Nora fast 26 Prozent. Zudem gibt es seit dem Schritt aufs Parkett einen dritten Großaktionär, und zwar die Tochter eines saudi-arabischen Staatsfonds, der sechs Prozent der Aktien gehören.

Stahlwerke wollen grün produzieren

Saudi-Arabien war vorher bereits Kunde von Nucera. So sollen die Dortmunder eine riesige Elektrolyse-Anlage mit mehr als zwei Gigawatt Leistung nach Neom liefern, der neuen Stadt, die dort hochgezogen wird. Ein weiteres Großprojekt von Nucera besteht darin, eine Anlage mit gut 700 Megawatt Leistung in Nordschweden zu bauen, für die Versorgung eines geplanten Stahlwerks, das klimafreundlich arbeiten soll. Diese Fabrik wird pikanterweise mit dem Duisburger Stahlwerk der Nucera-Schwester Thyssenkrupp Steel Europe konkurrieren. Auch dieses Werk will künftig klimafreundlichen Stahl produzieren. Dafür wird einer der vier Hochöfen durch eine Anlage ersetzt, die Roheisen mit grünem Wasserstoff anstelle von Koks und Kohle gewinnt.

Nucera fertigt neben Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff auch Anlagen für die Chlor-Alkali-Elektrolyse, bei der Chlor und Alkalilauge hergestellt werden. Das abgelaufene Quartal war aber das erste, in dem das zukunftsträchtige Geschäft mit Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff mehr Umsatz brachte als das Geschäft mit Chlor-Alkali-Maschinen. Dies lag daran, dass sich der Umsatz in der grünen Sparte verelffacht hat im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Insgesamt stiegen die Quartals-Erlöse des Unternehmens um 90 Prozent auf 187 Millionen Euro; unterm Strich verdoppelte sich der Gewinn auf sechs Millionen Euro. Die Zahl der Beschäftigten legte binnen neun Monaten von 490 auf 630 zu, vor allem in Deutschland, den Vereinigten Staaten und Italien. "Ein weiterer starker globaler Personalaufbau ist geplant und notwendig", sagte Ponikwar, "um unsere Wachstumsziele zu erreichen."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusReden wir über Geld
:"Ein Hai weiß sofort, ob du die Hosen voll hast"

André Wiersig ist Extremschwimmer. Das Meer hat ihm viel gegeben, aber auch einiges genommen. Warum er sich die Strapazen antut, weshalb er sich für die Menschheit schämt - und wie man nach 18 Stunden im Wasser aussieht.

Interview von Inga Rahmsdorf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: