Samsung hat das Galaxy S4 mit einer aufwändigen Inszenierung vorgestellt. Etwa 3000 Journalisten und Blogger aus aller Welt waren am Donnerstag Abend in der Radio City Music Hall in Manhattan Zeugen, wie der südkoreanische Weltkonzern sein neuestes Highend-Smartphone mit viel Show inklusive Musicaleinlagen vorstellte. Gleichzeitig bekamen New Yorker und Touristen über riesige Bildschirme das Gerät am nahen Times Square zu sehen.
Das neue Smartphone hat einen Bildschirm mit Full-HD-Auflösung, der von 4,8 auf fünf Zoll vergrößert wurde. Die Kamera legt von acht auf 13 Megapixel zu. Außerdem hat das S4 einen leistungsfähigeren Chip. Eine Besonderheit ist die duale Kamerafunktion, mit der Aufnahmen in zwei Richtungen gleichzeitig gemacht werden können. Es hat eine Übersetzungsfunktion und eine neue Technik, die eine Steuerung mit den Augen ermöglicht. Mit der neuen Funktion namens Smart Pause stoppen nun zusätzlich Videos, wenn der Blick abgewendet wird, so dass man nichts verpasst. Und so lange die Augen auf dem Display ruhen, kann der Nutzer durch Webseiten scrollen, indem er das Telefon leicht nach vorne oder hinten kippt.
Bei keinem anderen Smartphone mit Ausnahme des iPhones war das Interesse im Vorfeld so groß. Denn Samsung ist mit mehr als 100 Millionen bislang verkauften Geräten der Marke Galaxy zum stärksten Konkurrenten von Apple geworden. Alleine vom bisherigen Spitzenmodell Galaxy S3, das seit einem Jahr auf dem Markt ist, haben die Südkoreaner 43 Millionen Stück verkauft, bis Ende März sollen es laut Analysten 60 Millionen werden. Besonders das große Display und der starke Prozessor waren und sind das wesentliche Kaufargument für viele Kunden. Die Galaxy-S-Reihe ist mittlerweile eine der wichtigsten Produktlinien eines Unternehmens, das je nach Wohlwollen als Gemischtwarenladen oder Megakonzern gilt. Samsung ist führend bei TV-Geräten und Flachbildschirmen, stellt Haushaltsgeräte her, verkauft Versicherungen und betreibt sogar einen Vergnügungspark.
Lange als Nachahmer verschrien
Das Galaxy S3 hat in jedem Fall dafür gesorgt, dass Samsung an die Spitze des Smartphone-Marktes gekommen ist. Die Koreaner hatten im Jahr 2012 einen beeindruckenden Marktanteil von 30 Prozent. Der Firma, die lange als Nachahmer verschrien war, ist es gelungen, zum einzig wahren Apple-Rivalen aufzusteigen, auch wenn sich laut der Marktforscher von Strategy Analytics das iPhone 5 im Schlussquartal fast doppelt so gut wie das Galaxy S3 verkauft hat. Allerdings kam das neueste iPhone auch erst zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt. Das Nachfolgemodell Galaxy S4 soll jetzt den Spieß umdrehen. Und das könnte den Koreanern auch gelingen.
Mit der neuen Steuerung per Blickkontakt, der dualen Kamerafunktion und der Übersetzungssoftware bringt Samsung innovative - wenn auch noch nicht komplett ausgereifte - Features auf den Markt. Damit können sie durchaus Apple ablösen, das lange als treibende Kraft bei Innovationen galt. Denn seit der nicht sehr populären Sprachsteuerung Siri haben die Kalifornier schon länger nicht mehr mit einer bahnbrechenden Neuerung überrascht.
Zwar trumpfte Samsung bislang schon mit starker Technik wie dem großen Display oder Frontkamera auf, bislang gelang es dem Unternehmen aber noch nicht wirklich als cool, schick und trendy zu gelten. Doch da Apples Aktienkurs derzeit schwächelt, unken Journalisten, dass die Kalifornier womöglich ihren Coolness-Faktor verloren haben.
Cool will Samsung nun auch sein. Um diese Ziel zu erreichen, gibt der Konzern viel Geld für Werbung aus. Mehr oder weniger lustige und selbstironische Clips, die mal den Apple-Kult aufs Korn nehmen, mal großspurige Ankündigungen machen (" Das erstaunlichste Produkt seit der Erfindung des Farbfernsehens"), sollen Lust auf die neuen Galaxy-Smartphones machen. Damit sich diese Botschaften verbreiten, investiert Samsung einerseits in neue Medien und sponsert Blogger, aber auch auf herkömmlichen Kanälen wie Fernsehen wird geworben. Auch Fußballvereine und die Olympischen Spiele kommen in den Genuss von Samsungs Werbegeldern. Im Gegenzug zeigen sich dann beispielsweise die Spieler vom FC Bayern München auch mal mit den konzerneigenen Handys.
Ein weiterer Grund für Samsungs Erfolg ist, dass das Unternehmen nicht nur viel Geld in Werbung, sondern auch in Forschung und Entwicklung steckt. So führt Samsung beispielsweise die Hitliste der Patentanmeldungen für 2012 an. Der Elektronikkonzern stieß mit 2289 Anträgen Siemens vom Thron. Samsung produziert die elektronischen Komponenten wie Chips und Displays selbst. Nach wie vor ist der Konzern Apples wichtigster Zulieferer. So stammte das hochgelobte Retina-Display des iPads bis zum großen Patentstreit mit Apple im Sommer von den Südkoreanern.
Plagiator und Patentklagen
Apple sieht die Südkoreaner als Plagiator, und mit einer Vielzahl von Patentklagen gelang es Apple-Chef Tim Cook auch, Schadenersatz zugesprochen zu bekommen, aber das angestrebte Verkaufsverbot vieler Samsung-Geräte gibt es bislang nicht. Und mit der Vielzahl neuer Samsung-Patente wird es für Apple immer schwieriger werden, dies jemals durchzusetzen.
Konsumenten haben sich daran gewöhnt, jährlich ein Smartphone mit größerem und flacherem Bildschirm, schärferem Display und schnelleren Prozessoren präsentiert zu bekommen. Das neue Galaxy S4 erfüllt diese Erwartungen, auch wenn es eher eine Evolution als eine Revolution ist. Mit Apple wird Samsung gleichziehen können. Aber es gibt weitere Konkurrenz: Sony, Blackberry, Nokia, HTC und LG, Huawei und ZTE werden mittelfristig wieder oder ganz neu auf dem Highend-Smartphone-Markt mitmischen wollen.