Weltraummode:Schick im All

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Ein Ziel der Prada-Kollektion für Astronauten ist es, den Komfort für den Trägers auf der Mondoberfläche zu erhöhen. (Foto: Axiom Space)

Nasa-Astronauten sollen 2025 Prada tragen, wenn sie zum Mond fliegen. Die Arbeitsklamotten müssen Staub und Strahlung abwehren - und damit kennt sich das italienische Modehaus aus.

Von Ulrike Sauer und Dieter Sürig, Rom/München

Nicht nur Teufel tragen Prada. Auch die Mondfahrer der Nasa starten zu ihrer nächsten Mission im Outfit des Mailänder Kultlabels. Modisch ist ja durchaus einiges drin seit dem letzten Auftritt des Menschen auf dem unwirtlichen Erdsatelliten. Damals, 1972, sahen die Helden des Alls in ihren unförmigen weißen Anzügen doch ziemlich dämlich aus. Das gilt erst recht für die klobigen Moon Boots, die sich später auch in irdischen Skiorten ausbreiteten. Doch wer jetzt glaubt, die coole Luxusmarke wäre wegen des unverwechselbaren minimalistischen Stils der Designerin Miuccia Prada engagiert worden, liegt falsch. Die Raumfahrt-Profis brauchen Pradas technisches Know-how.

Den Auftrag hat den Italienern die texanische Raumfahrtfirma Axiom Space erteilt. Teams beider Unternehmen sollen gemeinsam die Weltraumanzüge für die Mission Artemis III entwickeln, die nach bisherigen Nasa-Plänen 2025 Astronautinnen und Astronauten auf den Mond bringen soll. "Die Erfahrung von Prada im Bereich der Verbundwerkstoffe und ihrer Produktionstechniken ermöglicht es uns, mit neuen Technologien den Komfort der Astronauten auf der Mondoberfläche zu erhöhen", sagt Axiom-Chef Michael Suffredini. Die Verwendung innovativer Materialien werde die Anzüge viel leichter machen, was bei der Bewegungsfreiheit von erheblichem Vorteil sei.

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Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hatte Axiom Space bereits im Juni 2022 damit beauftragt, Raumanzüge für die künftigen Artemis-Mondmissionen zu entwickeln. Kostenpunkt: 3,5 Milliarden Dollar. Das zeigt: Die Aufgabe ist alles andere als trivial. Raumanzüge sind wie ein eigenes kleines Raumschiff, inklusive eines Lebenserhaltungssystems. Sie müssen den Astronauten für den Einsatz auf der Mondoberfläche Schutz bieten - zum Beispiel gegen eine höhere Strahlung als in der Erdumlaufbahn und gegen den scharfkantigen Mondstaub.

Genau hier ist nun die Expertise von Prada gefragt. Das italienische Modehaus soll sich vor allem um die äußere Schicht der Raumanzüge kümmern. Prada hat seine Spitzenkenntnisse dazu weniger im hochprofitablen Modegeschäft erworben als vielmehr im Segelsport. Marketingchef Lorenzo Bertelli verkündete stolz: In den Raumanzug der Artemis-Ära werden Jahrzehnte des Studiums und des Experimentierens mit Spitzentechnologien beim Konzernableger Luna Rossa einfließen, der seit 1999 mit eigenen Regattayachten am America's Cup teilnimmt. Und dort allerdings nie gewann. "Pradas Zukunftsgeist richtet sich nun auf ein neues Abenteuer: das All", sagt der 35-jährige Bertelli, Sohn von Miuccia Prada und Konzernchef Patrizio Bertelli. Vom Branchendienst Business of Fashion wurde der Erbe gerade zum "Prince of Prada" gekürt.

Bei der Gestaltung der äußeren Anzugschicht werde man sich auf die Funktionalität konzentrieren. "Aber ich denke, es wird auch Raum für Kreativität geben", sagt Bertelli. Die ästhetischen Ansprüche steigen nämlich auch in der Raumfahrt. Axiom Space plant eine eigene kommerzielle Raumstation, die von 2026 an in der Erdlaufbahn errichtet werden soll. Damit daraus nicht nur eine lieblose Blechbüchse wird, hat das Unternehmen dafür auch den französischen Designer Philippe Starck beauftragt. Das Auge fliegt eben mit.

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