Wegen einer drohenden Strafe der Europäischen Union löst Microsoft die Verflechtung seines Videokonferenz-Programms Teams mit der Bürosoftware Office. Mit diesem Schritt sollten Bedenken der Wettbewerbshüter ausgeräumt werden, schrieb Nanna-Louise Linde, die für die Zusammenarbeit mit europäischen Regierungen zuständige Managerin des US-Softwarekonzerns, am Donnerstag in einem Blog-Beitrag. Kunden könnten künftig eine Office-Version ohne Teams wählen, die günstiger sei als diejenige inklusive Teams. Außerdem stellte sie Aktualisierungen bei Office in Aussicht, um die Einbindung von Teams-Konkurrenzprodukten zu verbessern.
Die EU-Kommission teilte mit, die Maßnahmen zur Kenntnis genommen zu haben. Einen weitergehenden Kommentar zu dem Thema lehnte sie ab. Auslöser der Aktion ist eine offizielle Untersuchung der EU-Wettbewerbsbehörde von Microsoft wegen einer möglichen Behinderung der Konkurrenz. Ins Rollen brachte die Ermittlungen eine Beschwerde des US-Konzerns Salesforce, der mit Slack einen Teams-Rivalen im Programm hat.
Microsoft musste wegen der Verzahnung verschiedener Produkte in den vergangenen Jahren in der EU Wettbewerbsstrafen von insgesamt 2,2 Milliarden Dollar zahlen. Teams wurde 2017 dem Office-Paket als kostenloses Feature hinzugefügt. Es verdrängte das bis dahin verbreitete, ebenfalls zu Microsoft gehörende Programm Skype. Während der Pandemie gewannen Videokonferenz-Systeme wie Teams oder Zoom rasch an Popularität. Microsoft zufolge erhalten geschäftliche Bestandskunden Teams künftig für 24 Euro pro Jahr. Neukunden müssten für dieses Programm als Einzelanwendung 60 Euro zahlen. Firmen, die bislang Office inklusive Teams haben, könnten wählen, ob sie die Büroprogramme mit einem Preisabschlag ohne die Videokonferenz-Software nutzen wollen. Die Änderungen träten zum 1. Oktober in der EU und der Schweiz in Kraft.