Der Elektronikhändler Mediamarkt-Saturn und sein Mutterkonzern Ceconomy haben bekannt gegeben, im Zuge einer Umorganisation europaweit 3500 von etwa 48 000 Vollzeit-Stellen streichen zu wollen. Der Abbau finde "vorwiegend im europäischen Ausland" statt, hieß es. Das Unternehmen will eine einheitliche Organisationsstruktur einführen. Prozesse sollen standardisiert und zentralisiert werden, Führungsstrukturen in den einzelnen Läden angeglichen werden. Mediamarkt und Saturn waren zuletzt mit 1042 Märkten in 14 Ländern vertreten. In Österreich soll die Marke Saturn in Mediamarkt aufgehen. Eine Maßnahme, die in Deutschland nach Unternehmensangaben nicht geplant ist. Weil wegen Corona weniger Kunden in die Läden kamen, prüft der Händler zudem, "europaweit in begrenztem Umfang defizitäre Stores zu schließen".
Spekulationen, wonach mindestens 20 Läden dicht machen könnten, wollte ein Sprecher nicht bestätigten. Richtig aber sei, dass aufgrund von Filialschließungen weitere Stellen wegfallen könnten. Bei 20 Schließungen könnte sich die Zahl so um 500 auf 4000 Stellen erhöhen. Noch sei nichts entschieden. Die Zahlen könnten sich noch ändern. Der Ceconomy-Aufsichtsrat werde am kommenden Mittwoch über die Pläne entscheiden, teilte das Unternehmen mit.
Die Maßnahmen sollen Einsparungen von 100 Millionen Euro pro Jahr bringen und würden nach gegenwärtigem Planungsstand 180 Millionen Euro kosten. Bereits im vergangenen Jahr hatte Mediamarkt-Saturn einen Sparplan aufgelegt, durch den rund 600 Jobs abgebaut wurden. Damals sollten die Kosten um bis zu 130 Millionen Euro gesenkt werden.
Zuletzt lief es wieder besser, aber vor allem im Online-Geschäft
Mitte Juli hatte Ceconomy noch bekanntgegeben, nach dem Ende der coronabedingten Ladenschließungen schnell wieder Tritt gefasst zu haben. Im Mai lagen die Umsätze des Unternehmens demnach mit 1,5 Milliarden Euro wieder drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Juni übertrafen die Verkaufszahlen mit 1,75 Milliarden Euro den Vorjahreswert sogar um zwölf Prozent. Das lag vor allem am Online-Geschäft, das zwischen April und Juni um rund 145 Prozent gewachsen sei und mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes ausgemacht habe.
Im April hatte Ceconomy von der Bundesregierung einen Notkredit der staatseigenen Bank KfW in Höhe von insgesamt 1,7 Milliarden Euro erhalten. Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann sagte anschließend: "Selbst wenn eine zweite Covid-Welle kommt, sind wir gut aufgestellt, das zu bewältigen."