Manipulation bei VW:Bosch weist Mitschuld an Abgas-Affäre von sich

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  • Welche Verantwortung trägt eigentlich Bosch an der Abgas-Affäre? Der Konzern hat das Bauteil zugeliefert, mit dessen Hilfe VW die Abgaswerte bei Tests manipuliert hat.
  • Das Unternehmen weist aber jede Verantwortung von sich: VW habe die Software selbst programmiert.
  • Derweil droht dem Volkswagen-Management nun auch in Deutschland strafrechtlicher Ärger.

"Keinerlei Mitverantwortung" an illegalen Einstellungen

Mithilfe einer Software hat VW Abgas-Tests manipuliert - ein Teil der umstrittenen Baugruppe in den Autos stammt von Bosch. Und das "Förder- und Dosiermodul zur Abgasnachbehandlung" wird auch an andere Autohersteller geliefert.

Es sind Teile, die weitgehend standardisiert sind. Die Computersteuerungen in diesen Diesel-Katalysatoren können üblicherweise auch verschiedene Betriebszustände eines Fahrzeugs erkennen, das Halten, das Fahren oder auch Testfahrten.

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Allerdings hat Bosch nach missverständlichen Aussagen nun geklärt: Nur die Hardware - also Pumpe und Spritzdüse, recht banale Dinge - stammen in dem diskutierten Fall von Bosch. Das Steuergerät und damit auch die Software, die auf Sensoren zugreift und die Gerätschaft steuert, in der also die Manipulation geschah, jedoch nicht. Man habe hier keine illegalen Spezifikationen eingebaut und keinerlei Mitverantwortung.

"Wir fertigen die Komponenten nach Spezifikation von Volkswagen, die Verantwortung für Applikation und Integration der Komponenten liegt bei VW." Aus den Unterlagen der US-Umweltbehörde EPA geht ebenfalls hervor, dass der Wolfsburger Konzern selbst die Software zur Manipulation der Abgasnachbehandlung programmiert hat.

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Die Deutsche Umwelthilfe geht dennoch davon aus, dass auch andere deutsche Autohersteller von der Affäre betroffen sind. In einem Brief an die Chefs von Opel, Audi, BMW, Daimler, Ford und Porsche behauptete der Verband, ihm lägen "Hinweise vor, dass offensichtlich auch Fahrzeuge Ihres Hauses um ein Vielfaches erhöhte NO₂-Werte aufweisen". Diese Stickstoffdioxid-Werte seien durch normale Abweichungen nicht erklärbar. Bis Freitag sollten die Konzerne deshalb darlegen, ob eine Software Testsituationen erkennt und für günstigere Emissionen sorgt. So funktionierte auch die Software, die VW in Bedrängnis bringt.

Um zu klären, ob an den Vorwürfen etwas Wahres ist, plane Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann für Freitag ein Treffen mit den Technikvorständen von Daimler, Porsche, Audi und Bosch.

Staatsanwaltschaft prüft Ermittlungen

Zudem könnte der Skandal nun auch strafrechtliche Konsequenzen für das Volkswagen-Management haben. So prüft die Staatsanwaltschaft in Braunschweig, ob sie ein Ermittlungsverfahren einleiten soll, neben den bereits von Amts wegen durchgeführten Prüfungen geschehe dies auch aufgrund von mehreren Strafanzeigen von Bürgern. Zunächst sollten Informationen gesammelt und gesichtet werden, hieß es.

Bis zu elf Millionen Fahrzeuge könnten weltweit von Manipulationen betroffen sein. Das US-Justizministerium hat deshalb Insidern zufolge bereits strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen. Gegenstand könnten hier sowohl mögliche Straftaten wie Betrug als auch mutmaßlicher Verstöße gegen Umweltgesetze sein. Mehrere US-Bundesstaaten sind dabei, ein Bündnis zu formen, um Ermittlungen gegen den deutschen Autobauer einzuleiten, hieß es am Dienstag aus dem Büro des New Yorker Staatsanwalts Eric Schneiderman.

© SZ.de/usc/thf/miba/hm/Reuters/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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