Modehändler:Peek & Cloppenburg ist insolvent

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Hat auch im Onlinehandel kein Geld verdient: der Düsseldorfer Modehändler P&C. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Die Konsumkrise hat ein weiteres prominentes Opfer. Das Düsseldorfer Unternehmen will sich in Eigenregie sanieren - und auf die Filialen in den Innenstädten fokussieren.

Von Michael Kläsgen

Die hohe Inflation, die vielen Corona-Lockdowns und das veränderte Konsumverhalten in Deutschland haben ein weiteres prominentes Opfer gefordert: Nach dem Warenhauskonzern Galeria und dem Schuhhändler Görtz ist nun auch der Düsseldorfer Modehändler Peek & Cloppenburg insolvent. Das Unternehmen stellte am Freitag beim Amtsgericht Düsseldorf einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren.

Dadurch verschärft sich noch einmal die Krise für viele Innenstädte. In manchen Fußgängerzonen stehen bereits etliche Geschäfte leer, und ein Leerstand zieht oft den nächsten an. Denn wer einkaufen will, meidet solche Orte. Es ist oft eine Frage der Psychologie.

Bei Peek & Cloppenburg ist es allerdings noch nicht so weit. Alle 67 Verkaufshäuser in Deutschland und auch der Online-Shop bleiben einstweilen ohne Einschränkung geöffnet, teilte das Management mit. Das Modehaus soll in den nächsten Monaten in Eigenregie saniert werden. Dem Management wird ein Restrukturierer an die Seite gestellt. Bei den Geschäftsführern Thomas Freude und Steffen Schüller wird das der Sanierungsexperte Dirk Andres von der Kanzlei Andres Partner sein. Der gerichtlich bestellte Sachwalter Horst Piepenburg und sein Team überwachen das Verfahren.

So ein Schutzschirmverfahren ist eine unerfreuliche Sache, hat aber auch Vorteile für ein Unternehmen und seine Eigentümer. Peek & Cloppenburg ist wie das Branchen-Vorbild Breuninger oder auch die Otto Group in Familienbesitz. Dank eines Insolvenzverfahrens in Selbstverwaltung können Unternehmen mit einem Schlag große Kostenblöcke abstoßen, Personalkosten reduzieren, Mieten senken und sonstige Verbindlichkeiten kappen.

Die Löhne und Gehälter der etwa 6800 Beschäftigten von Peek & Cloppenburg Düsseldorf übernimmt in den kommenden drei Monaten die Bundesagentur für Arbeit. Von der Belegschaft arbeiten 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Zentrale. "Das ist eine Größe, die nicht zum Geschäftsvolumen passt", sagte Geschäftsführer Freude der Wirtschaftswoche. Bereits jetzt sei klar, dass "ein nicht unwesentlicher Personalabbau in der Verwaltung inklusive der Führungsebenen notwendig sein wird". Die Einzelheiten würden in den kommenden Wochen erarbeitet. In den 67 Verkaufshäusern solle es nach derzeitigem Stand aber keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Grund für den Insolvenzantrag sind wie bei den anderen strauchelnden Filialisten die diversen Krisen, die das Kaufverhalten der Menschen innerhalb kürzester Zeit grundlegend verändert haben. Es gehen zwar inzwischen wieder mehr Menschen in die Innenstädte, sie kaufen dort aber nicht unbedingt ein. Bei Peek & Cloppenburg führte die Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 zu einem Umsatzeinbruch von 30 Prozent. Das beeinträchtigte die Liquidität des Unternehmens massiv. "Die Auswirkungen haben uns stark getroffen und einen dreistelligen Millionenverlust verursacht", sagt Schüller. Er ist seit Juni 2022 Geschäftsführer von Peek & Cloppenburg. Thomas Freude ist seit Anfang des Jahres im Amt.

Hinzu kamen dann noch der Ukraine-Krieg und die steigende Inflation. Wie bei anderen Einzelhändlern kauften die Menschen mit Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine im Februar 2022 abrupt weniger. Gleichzeitig stiegen die Kosten weiter: Lieferengpässe, erhöhte Energie-, Lohn- und Beschaffungskosten und höhere Zinsen erschwerten das Geschäft zusätzlich. Die allgemeine Konsumstimmung und die leichte Rezession hätten die wirtschaftliche Situation zum Ende des vergangenen Jahres weiter eingetrübt. Dann noch der milde Winter, der keine Kaufanreize gesetzt habe. Freude sagt: "Der Modehandel steckt in der Krise." Das gelte für Peek & Cloppenburg wie für die gesamte Branche, mit Ausnahme vielleicht von Online-Wegwerfmodeherstellern wie Shein aus China oder Nobelmarken wie Hermès aus Frankreich. "Das Luxussegment und der Discountbereich funktionieren noch, aber in der Mitte bricht das Geschäft weg", sagt Freude. Der Umsatz ist da weiter unter Vor-Corona-Niveau.

Natürlich versuchte das Düsseldorfer Unternehmen, mit dem Onlinehandel gegenzusteuern. Es investierte sogar einen dreistelligen Millionenbetrag. Aber letztlich hat auch das nichts genutzt. Peek & Cloppenburg hat im Onlinehandel kein Geld verdient und überdenkt seine Online-Strategie nun grundsätzlich. Freude sagt, Peek & Cloppenburg werde zwar unverändert an der "Multibrand-Omnichannel-Strategie" festhalten. Der Fokus würde künftig aber klar auf dem stationären Einzelhandel und den Filialen liegen. Peek & Cloppenburg wolle wieder mehr Kundinnen und Kunden für die Stores begeistern. Das sei deutlich profitabler als der Verkauf im Netz. Im Online-Bereich werde der Händler daher fortan wesentlich zurückhaltender agieren.

Die Geschäftsführung rechnet damit, dass das Verfahren spätestens Ende des Jahres über einen Insolvenzplan abgeschlossen werden kann. Darin werde dann geregelt, welche Gläubiger zu welchen Zugeständnissen bereit sind, damit es für das Unternehmen weitergehen kann. Die Eigentümerfamilie habe bereits Unterstützung signalisiert. Bei den Verhandlungen geht es jetzt in erster Linie um Kosteneinsparungen. Von Filialschließungen ist noch keine Rede. Bei den anderen Handelsinsolvenzen wurden allerdings reihenweise Läden geschlossen: Der Schuhhändler Görtz hat beispielsweise fast die Hälfte seiner Standorte dichtgemacht. Bei der Warenhauskette Galeria stehen dem Vernehmen nach 60 bis 80 von 129 Häusern zur Diskussion. Die Entscheidung steht spätestens Ende März fest.

Peek & Cloppenburg Hamburg ist nicht von der Insolvenz betroffen, sondern ein seit 1911 unabhängiges Unternehmen. Weitere Gesellschaften der Unternehmensgruppe im In- und Ausland sowie die Schwestergesellschaft Peek & Cloppenburg in Österreich oder die Modehäuser Anson's haben mit dem Schutzschirmverfahren ebenfalls nichts zu tun. Sie führen ihre Geschäfte ohne Einschränkung fort.

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