Immobilienmesse Expo Real 2009:"Robuster als andere Märkte"

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Die internationale Gewerbeimmobilienmesse öffnet am Montag in München ihre Tore. Die Veranstalter sind trotz leicht rückläufiger Zahlen zuversichtlich.

Von Sebastian Hepp

Auf keinen Branchentreff dürfte der Satz "In der Krise rückt man enger zusammen" mehr zutreffen als auf die vor dem Start stehende Expo Real. Etwa 1600 Aussteller aus 34 Ländern werden sich auf der 12. Internationalen Gewerbeimmobilienmesse in München versammeln. "Dies ist gemessen an der wirtschaftlich schwierigen Situation der Branche ein erfreuliches Ergebnis. Der Großteil unserer langjährigen Aussteller bleibt der Messe treu", sagt Eugen Egetenmeir, Mitglied der Geschäftsführung der Messe München.

An den rückläufigen Zahlen ist gleichwohl nicht zu rütteln: So verzeichnet die Expo Real bei der Anzahl der Aussteller einen Rückgang um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der Anteil internationaler Aussteller (vor allem aus von der Krise betroffenen Ländern) fällt mit etwa 20 Prozent (im Jahr 2008 waren es 26 Prozent) diesmal ebenfalls etwas niedriger aus.

Nachhaltigkeit

Rückläufig ist diesmal vor allem die Beteiligung aus Russland, den Golfstaaten und den USA. Die Gründe liegen für Egetenmeir auf der Hand. "Die Aussteller verhalten sich in der Rezession kostenbewusster und fragen teilweise kleinere Flächen nach", sagt der Messechef.

Seine Zuversicht für die anstehende Messe will er sich dennoch nicht nehmen lassen. "Der Expo Real kommt dieses Jahr zugute, dass sie im deutschen Immobilienmarkt stattfindet, der sich momentan robuster als andere Märkte darstellt." So sei die deutsche Beteiligung nach wie vor "stabil", und mit 64.000 Quadratmetern erreiche man "wieder die gleiche Ausstellungsfläche wie im Wachstumsjahr 2007". Immer mehr Länder, Regionen und Standorte setzen auf der Expo Real auf Synergien und bündeln ihre Marktkompetenz auf Gemeinschaftsständen.

Der größte internationale Gemeinschaftsstand wird nach Angaben der Messe München die Holland Property Plaza sein. Außerdem werden die Länder Frankreich, Luxemburg, Österreich, Slowenien, die Schweiz sowie die Städte beziehungsweise Regionen Budapest, Wien, Mailand, Sankt Petersburg und Moskau mit gemeinschaftlichen Pavillons vertreten sein.

Zum vierten Mal wird es auf der Messe auch einen gemeinsamen Stand der Einzelhändler geben, den sogenannten Meeting Point, an dem sich unter anderem große Marktakteure wie Rossmann und Doc Morris präsentieren. Zwar hat die Krise der Finanzmärkte die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit derzeit aus den Schlagzeilen verdrängt. Doch an der Notwendigkeit, auch in der Immobilienwirtschaft auf eine größere Beständigkeit zu achten, hat sich - da ist man sich einig - nichts geändert.

"Nachhaltigkeit - auch und erst recht in schwierigen Zeiten" lautet denn auch der Titel einer Veranstaltungsreihe, die am Dienstag, 6. Oktober, auf der Expo Real stattfindet. "Wir beobachten eine steigende Nachfrage nach neuen Nachhaltigkeitskonzepten, um die Investitionen zu sichern und auch die Lebenszykluskosten zu senken", sagt Holger Busch, Branchenmanager Immobilien bei TÜV SÜD Industrie Service.

Zertifikate werden vergeben

Die Kernfrage, was die Nachhaltigkeit einer Immobilie im Wesentlichen ausmacht, will der TÜV SÜD mit der von ihm neu entwickelten Score (Sustainability Certification of Real Estate) beantworten. "Mit dem neuen Bewertungssystem bieten wir der Immobilienwirtschaft ein wirksames Instrument zur Einschätzung und Steigerung der Nachhaltigkeit von Bestandsbauten und geben darüberhinaus einen Hinweis auf deren Vermarktungschancen in den Immobilienmärkten", so der TÜV-Manager.

Das Unternehmen wird auf der Expo Real das Score-Zertifikat für zwei Verwaltungsgebäude des Finanzdienstleisters KGAL vergeben (am Montag, 5. Oktober, um 17:30 Uhr, Halle A1). Am Montag wird in der Halle A1 auch die Podiumsdiskussion "Nachhaltiges Bauen - was bringen Zertifikate?" stattfinden.

Im Bereich Nachhaltigkeit steht auf der Expo Real noch eine weitere Premiere an: Erstmals werden dort Handels- und Industriebauten mit dem Deutschen Gütesiegel "Nachhaltiges Bauen" ausgezeichnet (Halle A2, Stand 133, 6.Oktober). Nach dem Ergebnis einer Umfrage von Core Net Global & Jones Lang LaSalle werden nachhaltige Immobilien "spätestens in den nächsten ein bis zwei Jahren Geschäftsrelevanz entwickeln und damit zum ökonomischen Erfolg beitragen".

Elke Tonscheidt, Mitgründerin der auf das Lebenszyklusmanagement von Immobilien spezialisierten conject AG, bringt die momentane Situation auf den Punkt: "Gerade in der Krise sind Produkte, die helfen, Bau- und Organisationskosten zu reduzieren, gefragt", sagt sie und fügt hinzu: "Auf der Expo Real 2009 rücken diejenigen zusammen, die das Krisenjahr gemeistert haben und auf nachhaltiges Wirtschaften und langfristige Investitionsbereitschaft von Anlegern ausgerichtet sind."

Die weltweite Rezession trifft derzeit auch den Einzelhandel. Die einzig positive Konsequenz für die Filialisten als Immobiliennutzer sei, dass die Mietpreise bei Einzelhandelsimmobilien aufgrund einer rückläufigen Flächennachfrage in fast allen Märkten sinken würden. So lautet der Tenor des jüngsten Global Retail Market View des Immoblienberatungsunternehmens CB Richard Ellis (CBRE).

"Die Expo Real ist für Rewe eine ideale Kommunikationsplattform zum Ausbau bestehender und zum Aufbau neuer Kontakte, um unsere bereits erfolgreiche Expansion in den letzten Jahren zu unterstützen oder fortzuführen", sagt Stephan Koof von der Rewe Group. "Wir beobachten, dass Handelsketten die Expo Real schätzen gelernt haben, weil sie hier in die Wertschöpfungskette der Immobilien integriert werden. Ich traue diesem Segment noch einiges an Wachstumspotential zu", ergänzt Egetenmeir.

Der Hotelmarkt

In der Hotelbranche wurde bislang vorwiegend in gehobene Häuser investiert. Doch inzwischen stehen Budget-Hotels hoch im Kurs. "Kein anderes Segment dieser Branche leidet so stark unter dem Rückgang des Geschäftsreiseaufkommens wie die Vier-Sterne-Häuser", sagt Alexander Trobitz, Leiter Hotel der Dr. Lübke GmbH. Der sogenannte Hospitality Industry Dialogue (HID), die Internationale Hotelkonferenz auf der Expo Real, wird am Montag, 5. Oktober, auf die veränderten Rahmenbedingungen und modifizierten Partnerbeziehungen im Detail eingehen.

"Wege aus der Krise" - diesem Thema ist auch die Auftaktveranstaltung der diesjährigen Expo Real gewidmet. Am Montag wollen fünf Experten aus der Immobilienbranche (unter ihnen der ehemalige französische Wirtschafts- und Finanzminister Christian Sautter) über die Chancen in und die bisherigen Schritte aus der Krise diskutieren (von 10:30 bis 11:50 Uhr im Expo Real Forum).

Öffnungszeiten:

Montag, 5. Oktober 2009 9.00 - 19.00 Uhr Dienstag, 6. Oktober 2009 9.00 - 19.00 Uhr Mittwoch, 7. Oktober 2009 9.00 - 18.00 Uhr

Eintrittskarten:

Dauerkarte - Online 315,- EUR (inkl Messekatalog) Dauerkarte - Vor Ort 345,- EUR (inkl. Messekatalog) Zwei-Tages-Ticket - Online (nur gültig am 6. und 7. Oktober) 230,- EUR (inkl. Messekatalog) Zwei-Tages-Ticket - Vor Ort (nur gültig am 6. und 7. Oktober) 250,- EUR (inkl. Messekatalog)

Studentenkarte (nur gültig am 6. und 7. Oktober) 85,- EUR (inkl. Messekatalog) Eintrittskarte für Auszubildende (nur gültig am 6. und 7. Oktober) 85,- EUR (inkl. Messekatalog) (jew. gegen Vorlage entsp. Ausweise vor Ort)

Veranstaltungsort:

Neue Messe München Messegelände 81823 München

© SZ vom 02. 10. 2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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