Immobilien:Ein Balkon im Gegenwert eines Autos

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Teurer Traum: Mehr als 10 000 Euro kostet der Quadratmeter Wohnraum in München inzwischen durchschnittlich. Und in begehrten Lagen, wie hier in der Nähe der Isar, kann es schnell noch mehr werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Immobilienpreise steigen weiter rasant. In München zum Beispiel kostet ein Quadratmeter inzwischen fünfstellig. Noch schneller wird es aber woanders teurer.

Von Stephan Radomsky

Die Preise für Wohnungen und Häuser kennen seit Jahren eigentlich nur eine Richtung: aufwärts. Die Käufer scheinen aber auch immer neue Rekordsummen nicht abzuhalten, darauf deutet eine Auswertung des Kreditvermittlers Baufi 24 und des Bewertungsunternehmens Sprengnetter hin: Für Eigentumswohnungen legten die Quadratmeterpreise demnach um knapp sieben Prozent im Bundesdurchschnitt zu, bei Einfamilienhäusern waren es sogar etwas über sieben Prozent - und das binnen nur eines halben Jahres. Die Zahlen basieren auf rund 120 000 Verkäufen zwischen Mai und Oktober dieses Jahres im Vergleich mit den vorherigen sechs Monaten, außerdem seien weitere Preise aus Immobilienangeboten eingeflossen.

Am teuersten ist das Leben demnach in München: Hier kostete der Quadratmeter Wohnung oder Haus inzwischen jeweils mehr als 10 000 Euro, eine Preissteigerung von rund 6,4 Prozent. Noch stärker zogen die Preise demnach in Hamburg an, um mehr als zehn Prozent auf nun gut 6100 Euro. Besonders groß waren die Preissprünge der Auswertung zufolge aber woanders: in Ostdeutschland. In Zwickau wurde Wohnraum demnach um fast 18, in Cottbus und Rostock um jeweils gut 17 Prozent teurer. Dass gerade Regionen mit noch vergleichsweise günstigen Preisen nun besonders schnell teurer werden, habe auch mit der Corona-Pandemie zu tun, sagt Baufi-24-Chef Tomas Peeters. "Die Menschen arbeiten nun flexibler und unabhängig vom Arbeitgeberstandort und haben den Wunsch nach mehr Freiraum."

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Die Preise steigen immer schneller

Es ist aber nicht erst das Virus, das die Preise treibt. Seit Jahren werden Wohnimmobilien immer schneller immer teurer: Lag das Plus nach Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) zwischen 2011 und 2015 im Durchschnitt noch bei 4,3 Prozent im Jahr, lag es von 2016 bis 2020 bereits bei jährlich sieben Prozent. Im ersten Halbjahr 2021 verteuerten sich Häuser und Wohnungen dann um nominal 9,6 Prozent. Auch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hatte zuletzt für das vergangene Jahr erhebliche Preissteigerungen in deutschen Großstädten aufgezeigt, im Schnitt um mehr als zehn Prozent. Die höchsten Preise wurden wiederum in München erzielt: Knapp 580 000 Euro kostete eine Eigentumswohnung demnach im Schnitt, Quadratmeterpreise wurden nicht ausgewiesen.

Die Entwicklung weckt inzwischen offenbar auch das Interesse vieler Bauherren. So wurden in den ersten drei Quartalen insgesamt 5,4 Prozent mehr Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Montag meldete. Vor allem Zweifamilienhäuser legten demnach mit einem Plus von mehr als einem Viertel stark zu, Mehrfamilienhäuser stellten allerdings nach wie vor den mit Abstand größten Anteil. Wie schnell in diese Wohnungen eingezogen werden kann, ist damit allerdings noch nicht gesagt: Nicht alle genehmigten Wohnungen werden auch sofort gebaut - etwa weil Handwerker fehlen und die Aufträge nicht so schnell abgearbeitet werden können.

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