Home-Office:Zurück ins Büro - oder Boni weg

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Am Finanzplatz London gibt es viele Angestellte, denen schon drei Bürotage pro Woche "too much" sind. (Foto: BEN STANSALL/AFP)

Wer nicht mindestens drei Tage die Woche zur Arbeit kommt, muss bei der Londoner Citibank künftig mit finanziellen Einbußen rechnen. Werden jetzt alle britischen Banker zu "Twats"? 

Von Alexander Mühlauer, London

Natürlich gibt es Ausnahmen, aber grob gesagt ist es so: Seit der Corona-Zeit gehen die Angestellten in der Londoner City nur noch drei Tage die Woche ins Büro, wenn überhaupt. In Großbritannien nennt man sie "Twats", das ist die Abkürzung für "Tuesday, Wednesday and Thursday" - also die drei Tage, an denen sie nicht von zu Hause aus arbeiten. Die Sache ist nur: Nicht jede und nicht jeder ist ein "Twat".

Am Finanzplatz London gibt es viele Angestellte, denen schon drei Bürotage pro Woche too much sind - sie würden am liebsten nur noch im Home-Office bleiben. Doch dagegen regt sich nun Widerstand. Die großen Banken in der City haben der Heimarbeit den Kampf angesagt. Wer nicht mehr ins Büro kommt, dem drohen sogar finanzielle Einbußen.

Zurück ins Büro oder Boni weg - so fassen britische Medien die Sicht der Dinge bei der Citibank zusammen. Die amerikanische Großbank hat ihren 12 500 Angestellten in Großbritannien ausgerichtet, dass sie mindestens drei Tage die Woche im Büro zu arbeiten haben. Wer das nicht tut, muss laut Sunday Times damit rechnen, dass Boni gestrichen werden.

Citi beschäftigt weltweit 240 000 Menschen, aber die britischen Niederlassungen waren die ersten, in denen die Angestellten offiziell darüber informiert wurden, dass ihre Anwesenheit nun überwacht wird. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, dass die Bank genau darauf schauen werde, wer wann und wo im Büro sei. Um das zu überprüfen, müssen die Angestellten ihre Mitarbeiterausweise digital erfassen lassen, wenn sie ins Büro gehen.

Weltweit wünschen sich fast alle großen Finanzinstitute eine Rückkehr ins Büro

Von finanziellen Einbußen, die Angestellten drohen, wenn sie nicht eine bestimmte Anzahl an Tagen ins Büro kommen, ist bei anderen Banken bislang nichts bekannt. Was aber nicht heißt, dass es dabei bleibt. Fest steht jedenfalls, dass die Zeit der Heimarbeit bei immer mehr Banken vorbei ist. Die 6000 Menschen, die bei der US-Investmentbank Goldman Sachs in London arbeiten, müssen bereits wieder fünf Tage die Woche im Büro sein.

Im Gegensatz dazu sind die britischen Großbanken geradezu zurückhaltend. Von dieser Woche an gilt für die 40 000 Angestellten bei der Lloyds Banking Group: mindestens zwei Tage pro Woche im Büro. Auch dort wird die Anwesenheit überwacht. Bei HSBC müssen die Angestellten von Oktober an mindestens drei Tage die Woche im Büro arbeiten.

Geht es nach den großen Finanzinstituten, soll die Rückkehr ins Büro nach der Corona-Pandemie weltweit vorangetrieben werden. Blackrock, der größte Vermögensverwalter der Welt, verlangt nicht nur von seinen 3700 Angestellten in Großbritannien, dass sie vom 11. September an mindestens vier Tage die Woche im Büro arbeiten - die Vorschrift gilt überall dort, wo Blackrock tätig ist, also in mehr als 30 Ländern, auch in Deutschland.

Die Entscheidung wurde bereits im Frühjahr angekündigt. Begründet wurde der Schritt damals so: "Die Karriereentwicklung findet in lehrreichen Momenten zwischen den Teammitgliedern statt, und sie wird in marktbewegenden Momenten beschleunigt, wenn wir aufstehen und uns einmischen." Die Voraussetzung dafür sei klar: "dass wir gemeinsam im Büro sind".

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