Handelsstreit:Chinas Zölle sollen Trump-Wähler treffen

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Landwirtschaft in Eldorado in Illinois: Eine Bewässerungsanlage auf einem Sojabohnenfeld (Foto: picture alliance / dpa)
  • Der Handelsstreit zwischen Peking und Washington wird extremer. China plant hohe Strafabgaben auf Importe aus ländlichen Regionen der USA.
  • Dort leben viele Wähler von US-Präsident Trump. Sie sollen zum Protest gegen die eigene Regierung angestachelt werden.
  • Die Amerikaner zielen wiederum auf Branchen, die für die politische Zukunft von Präsident Xi Jinping besonders wichtig sind.

Von Christoph Giesen, Shanghai, und Claus Hulverscheidt, New York, Shanghai/New York

Die USA und China verschärfen ihren Handelskonflikt und planen nun die Verhängung solcher Importzölle, die für die jeweils andere Regierung besonders schmerzhaft sind. Die Führung in Peking legte am Mittwoch eine Liste mit 106 US-Exportprodukten im Wert von 50 Milliarden Dollar vor, bei deren Einfuhr künftig eine zusätzliche Abgabe von 25 Prozent fällig werden soll. Sie reagierte damit auf die Ankündigung der US-Regierung vom Vorabend, 1300 chinesische Waren mit Strafzöllen in gleicher Höhe zu belegen. Die Finanzmärkte quittierten das Hin und Her mit deutlichen Kursverlusten.

Angezettelt hatte den Konflikt US-Präsident Donald Trump, der das Handelsdefizit seines Landes gegenüber China von zuletzt 375 Milliarden Dollar als Schmach empfindet und Peking zudem Ideenklau, Produktpiraterie und die Abschottung der heimischen Märkte vorwirft. Um die Exporte der Volksrepublik in die USA zu drosseln, will Trump nach Stahl und Aluminium nun die Einfuhr von Autos, Fernsehern und Geschirrspülern, aber auch von Zahnzement, Kassettenrekordern und Flammenwerfern mit dem geplanten Zusatzzoll von 25 Prozent belasten. Dagegen sollen Produkte wie Kleidung und Schuhe, bei denen Preiserhöhungen direkt die US-Verbraucher träfen, ausgenommen werden.

Auffällig ist, dass die Liste vor allem auf Branchen zielt, in denen sich die Volksrepublik im Rahmen des Programms "Made in China 2025" mittelfristig zum Weltmarktführer aufschwingen will. Die Umsetzung des Plans ist für die politische Zukunft von Präsident Xi Jinping besonders wichtig.

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Umgekehrt konzentrieren sich die chinesischen Vergeltungsmaßnahmen auf US-Produkte, die in Industrie- oder ländlichen Regionen hergestellt werden. Hier leben viele Trump-Wähler, auf deren Stimmen die Republikaner auch bei der Kongresswahl in diesem Herbst angewiesen sind. Sie sollen durch die Zölle verunsichert und zum Protest gegen die eigene Regierung angestachelt werden. Zu den Produkten, die China bei der Einfuhr belasten will, gehören Sojabohnen, Rindfleisch, Baumwolle und Flugzeuge. Damit ist der Kern der US-Exportwirtschaft betroffen. Allein bei Soja machen die chinesischen Importe aus den USA 14 Milliarden Dollar im Jahr aus - die amerikanischen Landwirte hatten wegen der hohen Nachfrage aus China ihre Anbauflächen in den vergangenen Jahren ausgeweitet. Der Zoll könnte aber auch die chinesischen Bürger teuer zu stehen kommen: Ob als Soße, Tofu oder Tierfutter - Soja ist im Alltag des Landes omnipräsent.

Ob beide Seiten ihre Drohungen tatsächlich umsetzen oder doch noch verhandeln, ist offen. Das Pekinger Außenamt erklärte, es sei noch nie gelungen, "China durch Druck oder Einschüchterung zur Aufgabe zu zwingen". Trump wiederum schrieb im Kurzmitteilungsdienst Twitter, es müsse Schluss sein mit Handelsüberschüssen und Ideendiebstahl. Im übrigen sei es mitnichten so, dass die USA und China einen Handelskrieg führten. "Dieser Krieg wurde schon vor vielen Jahren von den dummen, inkompetenten Menschen verloren, die damals die USA repräsentierten", so der Präsident.

© SZ vom 05.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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