Handel:Italienischer Sporthändler Cisalfa übernimmt Sport-Scheck

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In der Münchner Innenstadt zieht die Filiale von Sport-Scheck um. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Cisalfa ist die Nummer eins in Italien. In Deutschland betreibt der Händler bereits die Läden von Sport Voswinkel. Jetzt kommen noch die von Sport-Scheck hinzu. Es ging schneller als vermutet.

Von Michael Kläsgen und Uwe Ritzer

Die Sportartikelhändler Sport-Scheck wird von dem italienischen Familienunternehmen Cisalfa Sport übernommen. Cisalfa beabsichtigt, die Marke Sport-Scheck als Ganzes weiterzuführen. Sowohl die Firmenzentrale in München soll erhalten bleiben, als auch die derzeit etwa 30 Filialen in Deutschland und der Onlineshop. Die Möglichkeit für die Kundinnen und Kunden, über mehrere Kanäle einkaufen zu können, möchten die Italiener beibehalten und weiterentwickeln.

Cisalfa ist nach eigenen Angaben der größte Sportartikelhändler Italiens mit dort 150 Läden. Das Unternehmen ist auf Sportbekleidung, Schuhe und Equipment spezialisiert und verkauft mehr als 250 Marken. Er ist zudem in Deutschland bereits über das Tochterunternehmen Sport Voswinkel mit 50 Filialen präsent. Die Übernahme von Voswinkel erfolgte erst im vergangenen Herbst.

Sport-Scheck hatte im November vergangenen Jahres Insolvenz anmelden müssen. Die Kette war in den Sog der Insolvenz des Eigentümers Signa-Holding des österreichischen Unternehmers René Benko geraten, der Sport-Scheck erst 2019 von der Otto Group übernommen hatte. Kurz vor der Insolvenz der Signa-Holding hatte es Verhandlungen mit dem britischen Handelskonzern Frasers (Sports Direct) gegeben. Frasers kündigte dann im Oktober die Übernahme an, brachte sie aber vor der Pleite der Signa-Holding nicht mehr unter Dach und Fach. Mit der Insolvenz wurde sie hinfällig. Es begann ein Bieterwettbewerb, bei dem schließlich Cisalfa das aus Sicht der beteiligten Insolvenzverwalter und Berater überzeugendste Angebot machte.

Das offizielle Insolvenzverfahren begann erst Anfang März. Schon zwei Wochen später die Übernahme verkünden zu können, werteten die Insolvenzverwalter der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach und die Beratungsfirma Kearney als Erfolg. Cisalfa habe sich gegen eine Vielzahl potenzieller internationaler Investoren durchsetzen können, teilte die Kanzlei mit. Am Ende hätten die Italiener "mit dem besten Gesamtkonzept" überzeugt.

Cisalfa will Sport-Scheck als Premium-Sporthändler etablieren

Damit gemeint ist mehrerlei: Zum einen ist Cisalfa ein Familienunternehmen, das Sport-Scheck-Chef Matthias Rucker als die strategisch "richtige Heimat" für Sport-Scheck bezeichnete. Cisalfa sei zum anderen ein langfristig orientierter Investor und biete "interessante Wachstumsmöglichkeiten". Worin diese bestehen könnten, deutete Boris Zanoletti, der General Manager von Cisalfa an. Sein Unternehmen glaube daran, Sport-Scheck helfen zu können, "die Marktposition als Premium-Sporthändler zu festigen und auszubauen", sagte er.

Zum "Gesamtpaket" gehört auch die Frage, ob Kosten bei den Lieferanten gespart werden können. Alle drei Anbieter werden vom Einkaufsverbund Intersport mit Hauptsitz in der Schweiz beliefert. Der Dortmunder Sporthändler Voswinkel war zwar nicht Teil dieses genossenschaftlichen Zusammenschlusses Intersport, gehörte dafür aber direkt zu der Intersport-Zentrale in Heilbronn. Der vor allem in Nordrhein-Westfalen vertretene Händler war 2019 in die Insolvenz geraten und hatte im Laufe des Verfahrens die Zahl seiner Filialen auf heute 50 verringert. Die Entwicklung kommt nicht von ungefähr.

Einer der größten Konkurrenten für die alteingesessenen Sporthandelsfachgeschäfte ist der französische Discount-Anbieter Decathlon. Mit den zum Teil deutlich niedrigeren Preisen knackte Decathlon in Deutschland 2022 erstmals die Umsatzmilliarde. Decathlon betreibt in Deutschland inzwischen mehr als 80 Geschäfte. Gegen die günstigeren Preise des Discounters setzen die Fachhändler Beratung, Markenware und ein breiteres, auch modisches Sortiment. Doch auffällig war zuletzt, dass sie aus unterschiedlichen Gründen in der Vergangenheit immer wieder Rabatt-Aktionen machen mussten. Das wirkte sich auf die Umsätze aus. Bei Sport-Scheck sanken die Erlöse über die vergangenen Jahre hinweg immer weiter und lagen zuletzt bei 350 Millionen Euro.

Mit Cisalfa soll sich das nun ändern. Die Übernahme steht noch unter dem Vorbehalt, dass ihr die Kartellbehörden zustimmen. Wenn sie genehmigt wird, könnte sie planmäßig im Juni vollzogen werden. Über den Insolvenzplan muss Ende April zuvor noch die Gläubigerversammlung am Amtsgericht München abstimmen. Zu den Details der Vereinbarung machten die Parteien keine Angaben.

Sport-Scheck wurde 1946 von Otto Scheck gegründet. Das Unternehmen ist bemüht, noch heute den Innovations- und Pioniergeist des Gründers fortzuführen. Das soll auch nach der Übernahme durch Cisalfa so sein.

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