Bezahlen:Bei Volksbanken gibt es jetzt Karten aus Holz

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Die Karte aus Holz. (Foto: oh)

Eine Girocard aus Kunststoff? Völlig veraltet. Bei Volksbanken können Kunden jetzt Bezahlkarten "in der neuen und nachhaltigen Holzedition" bekommen. Doch fraglich ist, wie viel das überhaupt für die Umwelt bringt.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Nur fünf Gramm wiegt eine Bezahlkarte, nicht viel, aber die Masse macht es: Jedes Jahr werden weltweit sechs Milliarden neue Bank- und Bezahlkarten ausgegeben, hieß es unlängst in einer Studie. Das entspricht einem Gewicht von 150 Boeing 747. Und klar, die Karten sind normalerweise aus Kunststoff. Ist das nachhaltig? Nicht wirklich, dachten sich jetzt mehrere Banken in Deutschland. Die Deutsche Bank etwa setzt inzwischen ausschließlich auf Zahlungskarten aus wiederverwertetem Kunststoff, wie das Geldhaus im Juni mitteilte. Dafür werde die Produktion der Karten ab Mitte 2023 auf recyceltes Material umgestellt. Einen Schritt weiter aber sind die Ökobank GLS und nun auch die Volksbanken, nach den Sparkassen immerhin die Nummer zwei auf dem deutschen Bankenmarkt.

Eine neue Tochterfirma der Genossenschaftsbanken will laut Handelsblatt jetzt sogar eine wohl mehr oder weniger kompostierbare Bezahlkarte an den Start bringen und weltweit vertreiben - und zwar aus Holz. Die ersten Volksbanken geben bereits solche Karten aus. "Unsere neue Holzkarte ist da", verkündete die Volksbank Haselünne aus Niedersachsen auf dem Karrierenetzwerk Linkedin. Alle Mitglieder, deren Karten Ende 2022 ausgelaufen seien, seien schon mit ihr ausgestattet worden, und jedes unserer neuen Mitglieder erhalte "exklusiv" die neue Girocard kontaktlos "in der neuen und nachhaltigen Holzedition". Sie bestünde zu 90 Prozent aus Holz (Ahorn aus FSC-zertifiziertem Anbau aus der Schweiz, Deutschland) und zu zehn Prozent aus Papier und biologisch abbaubarem Kleber. Natürlich verfüge sie auch über Chip, Antenne und Magnetstreifen.

Eigentlich wäre es noch besser, wenn man überhaupt keine Karte mehr nutzen würde

Mehr noch, etwa 15 weitere Genossenschaftsbanken wollen das Ganze in den nächsten Monaten testen, heißt es beim genossenschaftlichen Dienstleister DG Nexolution. Dieser stattet die gut 700 genossenschaftlichen Banken in Deutschland mit Girocards und Kreditkarten aus. Losgehen soll es mit 50 000 Holzkarten in diesem Jahr. Von 2024 an will der Anbieter eine bis mehrere Millionen Karten pro Jahr liefern. Die Holzkarte, so Christian Lehringer, Chef der zuständigen Tochterfirma Copecto, sei ein "großartiger Beleg dafür, dass man Alltagsgegenstände aus nachhaltigen Materialien herstellen kann, von denen keiner bis vor kurzem gedacht hätte, dass dies möglich ist". Die GLS Bank - mit rund 250 000 privaten Girokonten die größte Nachhaltigkeitsbank in Deutschland - will nun sogar ganz darauf umsteigen. Damit die Holzkarten stabil sind, werden sie aus mehreren Lagen Furnier gefertigt, wenige Millimeter dünnem Holz. Außerdem ist eine Lage Papier eingearbeitet. Der verwendete Klebstoff sei biologisch abbaubar. Die Chipkarte aber ist es natürlich nicht.

Bleibt dennoch die Frage, wie viel das überhaupt bringt und ob Banken nicht doch viel mehr Einfluss haben, wenn sie die Kreditvergabe an Umweltsünder einschränken. Ein internationales Forscherteam hat gerade die Einlassungen von rund 500 europäischen Kreditinstituten untersucht und mit den Geschäften verglichen. Das Ergebnis war: Banken, die am stärksten mit ihrem Umweltgewissen prahlen, vergeben vornehmlich Kredite an Firmen, die man wohl als "Umweltsäue" bezeichnen würden. Die Studie mit dem Titel "Glossy Green Banks" war gerade sogar Thema auf einer Konferenz der Europäischen Zentralbank. Die Deutsche Bank zum Beispiel wirbt zwar mit einer recyclebaren Geldkarte, finanziert laut der Nichtregierungsorganisation Facing Finance aber weiter "in großem Umfang Kunststoffunternehmen".

Wäre es nicht besser, es gebe gar keine Bank-Karten mehr? "Absolut", sagt Joerg Schwitalla, Experte für Bezahlsysteme: "Den größten CO₂-Abdruck einer Bezahlkarte hinterlässt vermutlich der Chip und nicht das Plastik". Die umweltfreundlichste Karte sei daher die digitale Karte, also das Bezahlen mit dem Smartphone. "Da habe ich quasi null CO₂", sagt Schwitalla. Die Kreditwirtschaft sei bereits auf gutem Wege, digitale Karten zum Standard zu machen. Die Holzkarte, sie wäre dann eine Art Brückentechnologie.

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