Potsdam:Auswirkungen des Klimawandels bei allen Baumarten angekommen

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Abgestorbene Bäume stehen im Forst. (Foto: Hendrik Schmidt/zb/Archiv)

Trockenheit, Waldbrände und Schädlinge haben Brandenburgs Wäldern weiter zugesetzt - dem Wald geht es so schlecht wie seit mehr als 25 Jahren nicht. Das geht...

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Potsdam (dpa/bb) - Trockenheit, Waldbrände und Schädlinge haben Brandenburgs Wäldern weiter zugesetzt - dem Wald geht es so schlecht wie seit mehr als 25 Jahren nicht. Das geht aus dem neuen Waldzustandsbericht hervor, den Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Mittwoch in Potsdam vorstellte. Lediglich 14 Prozent der Waldfläche im Land ist dem Bericht zufolge noch gesund. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) sei deutlich geschädigt. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren es nach Angaben des Ministeriums elf Prozent. Damit hat sich der Anteil der Bäume mit deutlichen Schäden mehr als verdreifacht.

„Die Auswirkungen des Klimawandels sind nun bei allen Baumarten sichtbar geworden“, so Vogel. Denn nicht nur der Kiefer hätten Extremwetterereignisse wie Hitze, Dürre, Waldbrände und Stürme zugesetzt. Auch Buche und Eiche schnitten laut der Erhebung in diesem Jahr besonders schlecht ab: Über 60 Prozent der stichprobenartig untersuchten Bäume der beiden Arten seien deutlich geschädigt. Dabei ist die Eiche nach Ministeriumsangaben eine der wichtigsten Baumarten für den Waldumbau.

Nach Angaben des Ministeriums sind es die schlechtesten Ergebnisse einer Waldzustandserhebung seit der ersten Untersuchung im Jahr 1991. Die Auswirkungen des Klimawandels spiegelten sich in dem Bericht wieder, sagte Vogel. Sie versetzten die Bäume in „Dauerstress“.

Der forstpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag, Ingo Senftleben, forderte mit Blick auf den Bericht: „Wald und Waldbesitzer brauchen Unterstützung.“ Der Bericht verdeutliche die kritische Situation unserer Wälder und dass dringend gehandelt werden müsse. Um den dringend geforderten Waldumbau mit mehr Mischwäldern zu beschleunigen, müssten vor allem Waldbesitzer intensiv unterstützt werden, so Senftleben. Dazu müsse der Personalabbau bei den Forstmitarbeitern umgehend gestoppt werden.

Nach Ministeriumsangaben wollen die Europäische Union, der Bund und das Land Brandenburg zumindest für die kommenden vier Jahre mehr als 19 Millionen Euro jährlich für den Waldumbau und die Beseitigung der Folgen von Hitze, Dürre, Bränden und Stürmen zur Verfügung stellen. Nach Worten von Vogel seien dringend Strategien zur Anpassung der Wälder an die geänderten Klimabedingungen nötig. Vogel forderte dazu ein „gesellschaftliches Bündnis für den Wald“. Ein Brandenburger Waldgipfel im ersten Halbjahr 2020 soll den Anfang machen.

Nach Angaben der Linken-Fraktion im Brandenburger Landtag müsse der Waldgipfel klare Ergebnisse bringen - dazu zählten unter anderem Fördermittel für nachhaltige Waldentwicklung, Hilfe für Privatwaldbesitzer so wie ein ehrgeiziges Projekt für den Waldumbau.

Vor der Staatskanzlei hatten am Mittwochvormittag Vertreter der Protestgruppe Extinction Rebellion eine vertrocknete Fichte abgelegt. Mehr als ein Dutzend Demonstranten beteiligten sich an der „Prozession der toten Bäume“ vom Hauptbahnhof zur Staatskanzlei. Die Teilnehmer hielten ein Banner mit der Aufschrift: „Gewaltlos statt waldlos“ hoch. Minister Vogel bedankte sich bei den Demonstranten dafür, dass sie auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam machten.

In Brandenburg hatte es in diesem Jahr 414 Mal gebrannt. 1353 Hektar brannten dabei nieder. Im Jahr 2018 zählte das Ministerium 512 Waldbrände auf insgesamt 1674 Hektar.

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