Regierungsjets:Wie Olaf Scholz den Pannenflieger loswurde

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Der neue Jet, den die Flugbereitschaft der Bundeswehr gerade übernommen hat, heißt wie die alte A340 wieder "Konrad Adenauer." (Foto: Kilian Genius/dpa)

Der Kanzler ist jetzt mit einem der modernsten Flugzeuge unterwegs. US-Präsidenten Joe Biden muss sich derweil mit einer betagten "747" begnügen, weil Boeing erhebliche Probleme mit der neuen "Air Force One" hat.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Reise dürfte Angela Merkel noch gut in Erinnerung haben. Im November 2018 wollte die damalige Bundeskanzlerin zum G-20-Gipfel nach Buenos Aires reisen. Doch nach einer Stunde fiel die Kommunikationsanlage des Airbus A340 Konrad Adenauer aus, die Maschine landete am Flughafen Köln/Bonn und musste erst einmal repariert werden. Weil so schnell kein Ersatz aufzutreiben war, flog Merkel nach einer Nacht im Hotel über Madrid mit der spanischen Fluggesellschaft Iberia nach Südamerika. Einziger wahrscheinlich sehr angenehmer Nebeneffekt: Sie verpasste ein geplantes Einzeltreffen mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump.

Dass der aktuelle Bundeskanzler Olaf Scholz, der damals übrigens auch als Merkels Stellvertreter schon mit an Bord war, fast auf den Tag genau vier Jahre später pannenfrei vom G-20-Gipfel in Bali nach Berlin fliegen konnte, hängt sehr direkt mit jener Buenos-Aires-Reise zusammen. Kurz nach dem Fiasko beschloss die Bundesregierung, die zwei alternden und reparaturanfälligen Airbus A340 durch drei moderne A350 zu ersetzen. Der erste der moderneren Jets, die Kurt Schumacher mit der militärischen Registrierung 10+03, ist bereits seit Anfang 2021 im Einsatz. In dieser Woche hat die Flugbereitschaft der Bundeswehr den zweiten Jet übernommen - er heißt wie die alte A340 wieder Konrad Adenauer.

In Hamburg bekommen die Maschinen ihre spezielle Innenausstattung

Anders als die A340, die die Flugbereitschaft einst gebraucht von der Lufthansa gekauft hat, sind die drei A350 neu gebaute Flugzeuge. Wie alle Langstreckenjets des Typs werden sie auf der Endmontagelinie in Toulouse zusammengebaut. Sie werden dann ohne Kabinenausstattung nach Hamburg geflogen. Dort bekommen sie bei Lufthansa Technik ihre Innenausstattung. Die Kurt Schumacher hat, weil es besonders schnell gehen sollte, nur eine provisorische Kabine, die denen von normalen Linienfluggesellschaften sehr ähnlich ist. Es gibt keine Schlafzimmer für die VIP-Gäste, nur Schlafsessel, aber immerhin eine Lounge in der Mitte des Flugzeuges, in denen sich die Reisenden treffen können.

Die neue Konrad Adenauer hingegen hat nun eine volle Regierungskabine, also separate Räume für den Bundeskanzler und für Meetings. Die dritte A350, die Theodor Heuss, wird genauso ausgestattet und wenn auch sie ausgeliefert ist, wird die Kurt Schumacher in die Flugwerft nach Hamburg geflogen, um ebenfalls die bessere Innenausstattung zu bekommen.

Den Deal für die neuen "Air Force One" hatte noch Trump ausgehandelt

Der Bundestag hatte für den Kauf der drei Flugzeuge ein Budget von 1,2 Milliarden Euro genehmigt. Womit sich übrigens irgendwie der Kreis zu Donald Trump schließt. Trump hatte in seiner Amtszeit mit dem amerikanischen Luftfahrtkonzern Boeing den Vertrag für zwei neue Air-Force-One-Jets, offiziell VC-25B genannt, ausverhandeln lassen. Boeing ließ sich auf einen für militärische Verträge unüblichen Fixpreis ein. Seither hat der Konzern bei dem Projekt knapp 1,2 Milliarden US-Dollar abschreiben müssen, weil die Kosten und der Zeitplan völlig aus dem Ruder laufen.

Die Kosten für die amerikanische "Air Force One" laufen komplett aus dem Ruder. Der Flugzeugbauer Boeing hatte sich auf einen Fixpreis für die Maschine eingelassen. (Foto: SAUL LOEB/AFP)

Dabei sind die beiden VC-25B noch nicht einmal neue Flugzeuge. Die Maschinen vom Typ 747-8 waren einmal für die russische Fluggesellschaft Transaero gebaut worden. Doch die Airline ging 2015 pleite und nahm die Jets nicht mehr ab. Irgendwann kam die Idee auf, sie zu den neuen Air Force One umzurüsten, da die beiden aktuellen VC-25A nun schon seit 1990 im Einsatz und technisch längst veraltet und zu teuer zu betreiben sind. Eigentlich sollten die Ex-Transaero-Jets 2024 an die Air Force ausgeliefert werden, jetzt soll der erste im September 2026 kommen und der zweite erst ein Jahr später. Boeing zufolge sind mehrere Faktoren für die Verspätung verantwortlich - unter anderem die Corona-Pandemie und ein Mangel an Facharbeitern. Die ursprünglich für die Innenausstattung gewählte Spezialfirma ist pleitegegangen. Präsident Joe Biden muss daher noch länger mit den beiden alten Air Force One fliegen.

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador hat ganz andere Probleme. Er versucht seit Jahren, den Regierungsjet vom Typ Boeing 787 zu verkaufen, den der damalige Präsident Felipe Calderón 2012 bestellt hatte. Es findet sich aber bislang kein Käufer. López Obrador hält das Teil für dekadent, zumal in einem so armen Land wie Mexiko. Er fliegt lieber Linie - und oft auch Holzklasse.

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