Fernsehen:Italiener erhöhen den Druck auf Pro Sieben Sat 1

Lesezeit: 2 min

Pier Silvio Berlusconi, Chef des Medienunternehmens MFE, hat Interesse an Pro Sieben Sat 1. (Foto: Italy Photo Press/imago images)

Die Berlusconi-Firma Media for Europe lotet mit Banken eine mögliche Übernahme aus. Das Münchner Fernsehunternehmen meldet derweil gute Zahlen.

Von Caspar Busse

Das italienische Medienunternehmen Media for Europe (MFE) hat offenbar Kontakt mit Banken für ein stärkeres Engagement bei Pro Sieben Sat 1 aufgenommen. Es gebe "unverbindliche Gespräche, damit man für den Fall der Fälle bereit sei", hieß es. Es sei auch nicht unüblich, mögliche Übernahmen von Banken durchrechnen zu lassen. MFE hält knapp unter 30 Prozent der Anteile am Münchner Fernsehunternehmen Pro Sieben Sat 1. Sollte die Schwelle von 30 Prozent überschritten werden, müsste MFE nach deutschem Aktienrecht ein offizielles Übernahmeangebot für die übrigen Aktien unterbreiten. Pro Sieben Sat 1 ist derzeit an der Börse insgesamt etwa 1,7 Milliarden Euro wert und hat auch hohe Schulden. Finanzvorstand Martin Mildner zeigte sich zuversichtlich, dass MFE mit seinen Plänen zur Aufspaltung scheitert.

MFE erhöht den Druck in der Auseinandersetzung mit den Deutschen. Das Unternehmen hieß früher Mediaset und wird von der Familie des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten und Rechtspopulisten Silvio Berlusconi kontrolliert, der im vergangenen Jahr gestorben ist. Dessen Sohn Pier Silvio Berlusconi ist MFE-Vorstandschef und drängt auf eine schnelle Zerschlagung von Pro Sieben Sat 1. Die Deutschen wiederum wehren sich mit aller Kraft dagegen. Die Italiener würden nur "feindselige Maßnahmen unternehmen, um die Kontrolle zu erlangen", lautet die Begründung.

Angeblich gibt es bereits drei Banken, die MFE helfen wollen

Aus MFE-Kreisen heißt es, es gebe derzeit "keinen konkreten Übernahmeplan". Bank of America, Deutsche Bank und Unicredit würden aber sowohl ein Übernahmeangebot für Pro-Sieben-Sat 1-Aktien unterstützen als auch ein dann womöglich notwendiges Refinanzieren von Schulden, berichtet Reuters. MFE will, dass das Dating- und E-Commerce-Geschäft möglichst schnell abgespalten und verkauft wird, denn die Italiener haben nur Interesse am Fernsehbereich. Seitdem diese ihre Pläne bekannt gemacht haben, ist der Kurs der Pro-Sieben-Sat 1 -Aktie um etwa 20 Prozent gestiegen.

MFE betont, dass eine europäische Zusammenarbeit von Fernsehanbietern wichtig sei. "Die europäische Medienindustrie leidet unter der starken Konkurrenz aus den USA", sagte MFE-Finanzvorstand Marco Giordani der Financial Times. Eine europäische Konsolidierung sei deshalb entscheidend, nur gemeinsam könne man bestehen. MFE ist 2019 bei Pro Sieben Sat 1 eingestiegen und hat bereits Sender in Italien und in Spanien. Das Unternehmen ist offiziell in den Niederlanden angesiedelt.

Pro Sieben Sat 1 berichtet derweil von einem guten Verlauf des ersten Quartals 2024. Der Umsatz sei um sechs Prozent auf 867 Millionen Euro gestiegen. Dazu habe die Erholung der TV-Werbeerlöse wesentlich beigetragen. Der operative Gewinn des gesamten Unternehmens habe sich um gut ein Drittel auf 72 Millionen Euro erhöht. Außerhalb des Kerngeschäfts entwickelten sich demnach das Online-Vergleichsportal Verivox sowie der Online-Kosmetik-Händler Flaconi sehr positiv. Beide Firmen sollen nun verkauft werden, wie Pro Sieben Sat 1 vergangenen Woche mitteilte. Zum Showdown bei Pro Sieben Sat 1 soll es auf der Hauptversammlung Ende April kommen, dann sollen die Aktionäre über die Zerschlagung abstimmen. Notwendig ist eine Mehrheit von 75 Prozent der anwesenden Aktionäre.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivAltersvorsorge
:Was die Rente wirklich wert ist

Steigt die gesetzliche Rente stärker an als die Inflation? Neue Zahlen zeigen, wie sich die Kaufkraft der Ruheständler entwickelt hat - und wie viele Rentner Steuern zahlen müssen.

Von Thomas Öchsner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: