Fachkräftemangel:Woran Zugewanderte auf dem Arbeitsmarkt scheitern

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Viele junge Zugewanderte machen eine Ausbildung, brechen aber häufiger ab als ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen. (Foto: Jens-Ulrich Koch/dpa)

Vom Kellner bis zur IT-Spezialistin: Deutschland setzt bei der Suche nach Arbeitskräften zunehmend auf Migranten. Doch die tun sich hierzulande oft schwer. Eine Studie zeigt nun, woran das liegt.

Von Patrizia Tensing

Um die Lücke auf dem Arbeitsmarkt zu schließen, setzt die Bundesregierung auch auf Zuwanderung. Immerhin gibt es laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aktuell 1,73 Millionen offene Stellen. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll weiterhelfen. Doch gerade bei jungen Zugewanderten scheitert die Integration in das deutsche Arbeitssystem häufig. Eine Studie von Forscherinnen und Forschern der Universität Konstanz zeigt nun, an welchen Faktoren das liegt.

Eine zentrale Rolle spielt die duale Ausbildung. Viele Zugewanderte finden so den Weg in den deutschen Arbeitsmarkt. Denn vor allem jungen Migrantinnen und Migranten fehlen oft die formalen oder sprachlichen Voraussetzungen für ein Studium oder eine direkte Anstellung. Das Problem aber: Migranten brechen ihre Ausbildung doppelt so häufig ab wie deutsche Auszubildende.

Im Rahmen des Forschungsprojekts Integration at Work versuchen Wissenschaftler der Universität Konstanz die Gründe dafür zu verstehen. Seit 2019 befragen sie in regelmäßigen Abständen sowohl deutsche als auch migrantische Auszubildende. Mittlerweile sind es 1139 junge Menschen. Die Daten liegen der SZ exklusiv vor und zeigen, dass sowohl individuelle Voraussetzungen als auch die soziale Unterstützung am Arbeitsplatz eine Rolle spielen.

Gute Sprachkenntnisse reduzieren die Kündigungsbereitschaft um die Hälfte

Zu den individuellen Voraussetzungen gehören der Studie zufolge vor allem Vorbildung, Sprachkenntnisse und Motivation der Auszubildenden. Gute Sprachkenntnisse reduzieren die Bereitschaft zur Kündigung bei zugewanderten Azubis um die Hälfte. Und auch die Vorbildung ist entscheidend. Bei einer schlechten schulischen Vorbildung gaben 40 Prozent der befragten Migranten an, über eine Kündigung nachzudenken. Bei einer guten schulischen Vorbildung waren es 31 Prozent. Bei Deutschen macht die Vorbildung zwar auch einen Unterschied, sie brechen ihre Ausbildung aber seltener ab.

"Man sollte die Auszubildenden nicht ohne Kompetenzen und Vorkenntnisse in Jobs bringen, in denen sie den Anforderungen gar nicht gerecht werden. Dann liegt der Abbruch schon relativ nah", warnt Florian Kunze. Er leitet das Forschungsprojekt. Anforderungen an Jobs sollten ihm zufolge nicht reduziert werden, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Stattdessen sollte auf Hilfe bei der Vorqualifikation und auf ein gutes Onboarding gesetzt werden.

Auch das Arbeitsumfeld spielt eine wichtige Rolle

Daneben beeinflussen gerade zu Beginn der Ausbildung soziale Interaktionen am Arbeitsplatz die Zufriedenheit der Azubis. "Auch da scheinen Auszubildende mit Migrationshintergrund deutlich sensibler zu reagieren", sagt Kunze. Die Studie zeigt etwa, dass die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsumfeld die Kündigungsabsicht um die Hälfte reduziert.

Es müssen aber nicht immer große Onboarding-Maßnahmen sein, so der Forscher. Oft reiche es schon, die Mitarbeiter zu sensibilisieren. "Das ist der direkte Umgang. Welche Sprache benutzt man? Worüber macht man Witze?", sagt Kunze. Gerade auch bei Kleinstunternehmen. Der Forscher ist sich sicher: "Da sieht man, dass man auch im Kleinen einen großen Unterschied machen kann."

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