Was ist der wichtigste Unterschied zwischen Whatsapp und dem Facebook-Messenger? Bis Sonntag gab es auf diese Frage zwei Antworten: Whatsapp teilt die Nutzerdaten nicht mit Facebook und verschlüsselt Nachrichten.
Beide Antworten sind nun obsolet. Am 25. September endete die Frist, um Whatsapps neuen AGB zu widersprechen. Künftig landen Telefonnummern von mehr als einer Milliarde Nutzern bei Facebook. Am selben Tag schaltete Facebook eine neue Funktion für seinen Messenger frei. Wer dort eine neue Unterhaltung beginnt, kann diese als "geheim" markieren. Dann werden alle Nachrichten Ende-zu-Ende verschlüsselt, Geheimdienste, Kriminelle und auch Facebook selbst können nicht mitlesen. Der Tech-Blogger Carsten "Caschy" Knobloch hat darüber als Erster berichtet.
Geheime Nachrichten werden nicht zwischen Geräten synchronisiert
Facebook hatte den Schritt bereits Anfang Juli angekündigt und versprochen: "Wir werden die Funktion diesen Sommer allgemein verfügbar machen." Der Herbst hat zwar offiziell schon begonnen, trotzdem ist die Verschlüsselung eine gute Nachricht. Bislang wurden alle Nachrichten auf Facebooks Servern gespeichert - und zwar im Klartext. Die geheimen Chats können ausschließlich auf den Geräten selbst geöffnet werden, das bedeutet einen deutlichen Zugewinn an Sicherheit und Privatsphäre.
Messenger:Whatsapp teilt Telefonnummern mit Facebook - das können Sie tun
Widerspruch ist nur noch bis heute möglich. Doch selbst das hilft nur teilweise, Facebook erhält die Daten so oder so. Die Alternativen heißen Signal, Threema und Wire.
Damit einher geht allerdings auch ein Verlust an Komfort: Im Gegensatz zu normalen Nachrichten werden verschlüsselte Unterhaltungen nicht auf allen Geräten synchronisiert. Wer einen geheimen Chat beginnt, legt sich auf ein bestimmtes Smartphone fest, woanders tauchen die Nachrichten nicht auf. Derzeit gibt es die Funktion nur in der Messenger-App für Android und iOS, die Browser-Version des Messengers und der Chat auf der Facebook-Seite unterstützen sie nicht. Facebook macht keine Angaben, ob sich das in Zukunft ändern soll.
Mit dieser Einschränkung begründet Facebook auch die Entscheidung, dass Nachrichten nicht standardmäßig verschlüsselt werden, wie das etwa bei Whatsapp der Fall ist: "Viele Leute wollen, dass der Messenger funktioniert, wenn sie zwischen Geräten hin- und herwechseln. Geheime Unterhaltungen können nur auf einem Gerät gelesen werden, und wir müssen berücksichtigen, dass das nicht für alle die richtige Erfahrung ist."
Facebook-Messenger Verschlüsselung
Um zu überprüfen, ob Sie schon für die verschüsselten Nachrichten freigeschaltet wurden, tippen Sie im Messenger auf das Profil-Symbol (rechts in der oberen Leiste). Im Menü müssten Sie dann dann den Punkt "geheime Unterhaltungen" sehen.
Facebook-Messenger Verschlüsselung
Dort können Sie die Funktion aktivieren oder alle geheimen Chats löschen, die sie bislang auf diesem Gerät geführt haben.
Facebook-Messenger Verschlüsselung
Wenn Sie eine neue Unterhaltung beginnen, sehen Sie rechts oben einen Schalter, der standardmäßig nicht umgelegt ist - Nachrichten werden also nicht verschlüsselt.
Facebook-Messenger Verschlüsselung
Wenn Sie den Schalter umlegen, ändert der Messenger seine Farbe. Schwarz signalisiert, dass die Nachrichten Ende-zu-Ende verschlüsselt werden.
Facebook-Messenger Verschlüsselung
Die Oberfläche der geheimen Chats gleich den normalen Nachrichten, nur die Farbe ist anders. Außerdem können Sie keine Gifs und Videos verschicken - dafür aber mit der Stoppuhr rechts unten ein Verfallsdatum für Nachrichten aktivieren. Ähnlich wie bei Snapchat werden sie dann automatisch nach einer bestimmten Zeit gelöscht (doch Vorsicht: Screenshots sind immer noch möglich, die Gegenseite kann ihre Nachrichten also trotzdem dokumentieren).
Facebook kann kein Interesse daran haben, dass alle Nutzer verschlüsselt chatten
Möglicherweise spielen dabei auch nicht ganz so altruistische Interessen eine Rolle: Facebook hat die Messenger-Plattform im Frühjahr für Chatbots geöffnet und setzt verstärkt auf künstliche Intelligenz. Je mehr Nachrichten die Algorithmen analysieren können, desto besser werden sie. Bei verschlüsselten Nachrichten ist das aber nicht möglich. Ein ähnliches Problem hat Google bei seinem kürzlich vorgestellten Messenger Allo: Das Unternehmen will, dass möglichst viele Menschen mit seinem smarten Assistenten interagieren. Deshalb müssen Nutzer auch bei Allo die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von sich aus aktivieren - was erfahrungsgemäß nur ein kleiner Teil macht.
Auf einer neuen Hilfeseite beantwortet Facebook die wichtigsten Fragen zu den geheimen Unterhaltungen. Daraus geht hervor, dass die Funktion aktuell erst für einen Teil der Nutzer verfügbar ist und schrittweise freigeschaltet werden soll. Gruppennachrichten sind nicht möglich, auch können Nutzer keine Gifs oder Videos verschicken und Sprach- oder Video-Anrufe starten. Beide Gesprächsteilnehmer eines geheimen Chats bekommen einen Geräteschlüssel zugeordnet, den sie miteinander abgleichen können. Damit stellen sie sicher, dass die Unterhaltung tatsächlich verschlüsselt ist und die Nachrichten bei der richtigen Person ankommen.
Es gibt zahlreiche Alternativen zu Whatsapp und dem Facebook-Messenger
Facebook vertraut auf Technologie von Open Whisper Systems. Dahinter steckt der renommierte Sicherheitsforscher Moxie Marlinspike, der das Verschlüsselungsprotokoll ursprünglich für die Messaging-App Signal entwickelt und später auch für Whatsapp angepasst hatte. Das Protokoll ist quelloffen (damit können Außenstehende es überprüfen) und gilt unter IT-Experten als sicher.
Wer nicht will, dass seine gesamte private Kommunikation unter dem Dach der Facebook-Unternehmensgruppe stattfindet (Whatsapp gehört seit 2014 zu Facebook), hat gute Alternativen: Signal, Threema und Wire verschlüsseln alle Nachrichten Ende-zu-Ende und bieten teilweise mehr Funktionen als Whatsapp und der Facebook-Messenger, etwa verschlüsselte Anrufe oder Unterstützung für Gifs und Videos. Alle drei Firmen setzen auf andere Geschäftsmodelle als Facebook und haben dementsprechend kein Interesse daran, Nutzerdaten zu sammeln, um Unternehmen die Möglichkeit geben, personalisierte Werbung zu schalten. Hier stellen wir die Messenger ausführlich vor: