Was viele Whatsapp-Nutzer seit Jahren befürchten, ist vor wenigen Tagen eingetreten: Nach der Übernahme durch Facebook gelten jetzt neue Nutzungsbedingungen, die beiden Dienste werden enger miteinander verzahnt. Telefonnummern und Details der Nutzung sollen künftig an Facebook übermittelt werden, ein Widerspruch ist nur teilweise möglich.
Im April hatte Whatsapp noch Pluspunkte bei Nutzern und Datenschützern gesammelt, als es vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für alle Nachrichten einführte und damit auf einen Schlag die Kommunikation von mehr als einer Milliarde Menschen vor spähwütigen Geheimdiensten und kriminellen Hackern schützte. Die aktuelle Ankündigung ändert zwar nichts daran, dass Whatsapp ein sichererer Messenger bleibt, doch es gibt zwei Alternativen, die ebenso zuverlässig verschlüsseln - und keine Daten an den großen, blauen Bruder schicken.
Datenschutz:Whatsapp gibt Telefonnummern von Nutzern an Facebook weiter
So sollen Kunden gezielter mit Werbung angesprochen werden. Schließlich muss Facebook die 20 Milliarden Dollar für den Kauf wieder reinholen.
Threema: Kann alles, außer telefonieren
Etwas zugespitzt könnte man sagen: Ohne Edward Snowden würde heute niemand über Threema reden. Nachdem Snowden die weltweite Schnüffelei der NSA enthüllte, interessierten sich plötzlich Millionen Menschen für abhörsichere Messenger, die Nutzerzahl vervielfachte sich. Mitte vergangenen Jahres hatte Threema etwa 3,5 Millionen Nutzer, mittlerweile dürften es mehr als vier Millionen sein. Als Whatsapp ankündigte, Handynummern mit Facebook zu teilen, haben sich die täglichen Threema-Downloads am vergangenen Wochenende mehr als verdreifacht.
Natürlich ist die App im Vergleich zu Whatsapp immer noch winzig, den kompletten Freundeskreis wird man wohl nur im Ausnahmefall bei Threema finden. Doch gerade im deutschsprachigen Raum gibt es viele aktive Nutzer, Threema ist also mehr als eine Nischen-App für Nerds mit Datenschutzpanik.
Im Prinzip funktioniert Threema wie Whatsapp: Nutzer können Texte, Bilder, Videos, Standorte, Abstimmungen und Sprachnachrichten verschicken und Gruppen einrichten. Nur Sprach- und Videotelefonate beherrscht der Messenger nicht. Alle Daten werden Ende-zu-Ende verschlüsselt, so dass Nachrichten nur von Sender und Empfänger gelesen werden können. Selbst die Entwickler des Messengers haben keinen Zugriff darauf.
Im Unterschied zu Whatsapp fallen bei Threema nur wenige Metadaten an, die Rückschlüsse auf die Nutzungsgewohnheiten zulassen und für Geheimdienste teilweise genauso wertvoll wie die Inhalte der Nachrichten sind. Threema schützt diese sensiblen Daten so gut wie möglich und löscht sie nach eigenen Angaben unmittelbar nach Zustellung der Nachrichten von seinen Servern.
Anonymität gewährleistet
Alternative Suchmaschinen:Es muss nicht immer Google sein
Mehr als 94 Prozent aller Suchanfragen laufen hierzulande über Google. Doch es gibt Alternativen. Darunter sind auch einige, die Privatsphäre und Daten der Nutzer respektieren.
Die Stiftung Warentest stufte Threema als datenschutzrechtlich "unkritisch" ein. Einziges Manko: Das Schweizer Unternehmen hatte den Quellcode seiner App nicht offengelegt. Doch immerhin wird er von unabhängigen Sicherheitsfirmen auf Lücken hin untersucht, zuletzt von Cnlab Security - mit positivem Ergebnis. Threema löse alle Versprechen ein, die das Unternehmen in puncto Sicherheit gebe. Alle Nachrichten seien sowohl auf Android- als auch auf iOS-Geräten lückenlos verschlüsselt. Zumindest ein Teil des Quellcodes ist Open Source, die Links stehen in den FAQ (vorletzte Frage: "Wo finde ich den Quellcode von Threema?").
Auch die versprochene Anonymität ist gewährleistet. Jeder Nutzer bekommt bei der Installation eine Threema-ID zugewiesen, die unabhängig von seiner Telefonnummer oder E-Mail-Adresse ist. So lässt sich die App verwenden, ohne dass man seine Identität preisgeben muss. Wer darauf keinen Wert legt, kann seine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse mit der Threema-ID verknüpfen oder sein Adressbuch abgleichen, um schneller Freunde zu finden, die ebenfalls Threema nutzen. Kontakte können außerdem über das Scannen eines QR-Codes hinzugefügt und verifiziert werden, um sicherzugehen, dass der Kommunikationspartner keine falsche Identität vortäuscht .
Threema ist werbefrei und kostet einmalig 1,99 Euro (für iPhone und Windows Phone) bzw. 2,99 Euro (für Android-Geräte).
Signal ist die Nachrichten-App, die auch Edward Snowden verwendet - allein das schafft schon Vertrauen. Und obwohl die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton Ende 2015 mehr Mittel für Strafverfolgungsbehörden beim Abhören verschlüsselter Kommunikation einforderte (und daraufhin heftige Kritik von Snowden einstecken musste), sollen ihre eigenen Mitarbeiter natürlich abhörsicher miteinander chatten - ausgerechnet mit Signal. Ein Ex-NSA-Mitarbeiter und die US-Demokraten als prominente Fürsprecher, es gibt schlechtere Ausgangsbedingungen.
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Mit Signal können Nutzer verschlüsselte Nachrichten, Bilder und Videos verschicken und auch sicher telefonieren. Alle Daten sind Ende-zu-Ende verschlüsselt, das gilt auch für Gruppenchats. Während die Inhalte von Signal-Nachrichten also gut geschützt sein sollten, können Geheimdienste mit Hilfe der Metadaten trotzdem noch nachvollziehen, wer die App mit welcher Telefonnummer nutzt - allerdings erfahren sie nicht, mit wem man kommuniziert. Anfangs war Signal nur für iPhones verfügbar, mittlerweile gibt es die App auch für Android-Geräte unter diesem Namen, als Fusion der Apps Textsecure und Redphone.
Sichere Nachrichten dank digitalem Fingerabdruck
Signal hat kein separates Log-in, stattdessen dient die Telefonnummer zum Anmelden; Kontakte lassen sich über das Telefonbuch finden. Jeder Nutzer bekommt einen einzigartigen Schlüssel aus Buchstaben und Zahlen zugeordnet. Sobald er mit einem neuen Kontakt die erste Nachricht austauscht, wird dieser Fingerabdruck gespeichert. Wenn man ein neues Handy nutzt oder die App neu installiert, ändert sich dieser Schlüssel. Dann benachrichtigt Signal den Gesprächspartner. Der digitale Fingerabdruck kann zusätzlich über einen Barcode verifiziert werden, den man mit einem anderen Telefon scannt.
Der Code von Signal ist Open Source und auf Github verfügbar. Hinter der App steckt Moxie Marlinspike, ein Sicherheitsforscher, der in der Szene großes Ansehen genießt. Die Verschlüsselung von Whatsapp beruht auf demselben Protokoll. Open Whisper Systems, das Unternehmen hinter Signal, finanziert sich durch private Spenden und wird finanziell von Stiftungen wie der Freedom of the Press Foundation unterstützt.
Signal ist werbefrei, die kostenlose App gibt es für iOS- sowie Android-Geräte.