Datenschutz:Whatsapp gibt Telefonnummern von Nutzern an Facebook weiter

Lesezeit: 2 Min.

Whatsapp und Facebook wollen enger kooperieren. (Foto: AP)
  • Whatsapp gibt neuerdings Nutzerdaten an Facebook weiter.
  • Facebook geht es darum, endlich Geld mit den vielen Whatsapp-Nutzern zu verdienen.
  • Whatsapp-Mitglieder können dem Unternehmen zufolge zumindest verhindern, dass ihre Daten für die Personalisierung von Facebook-Werbung und Freunde-Vorschlägen genutzt werden. Ihre Nummer bekommt Facebook aber so oder so.

Von Jannis Brühl

Zwei Jahre nach der Übernahme von Whatsapp durch Facebook werden beide Dienste enger verzahnt. Künftig sollen die Telefonnummer des Whatsapp-Nutzers und Informationen, wann und wie häufig der Kurzmitteilungsdienst genutzt wird, an Facebook weitergegeben werden. Das ist von diesem Donnerstag an Teil der neuen Nutzungsbedingungen.

Facebook hatte Whatsapp 2014 für rund 22 Milliarden Dollar übernommen. Der Kurzmitteilungsdienst hat inzwischen mehr als eine Milliarde Nutzer. Seit der Übernahme hat der Mutterkonzern enorme Macht in zwei Kommunikationssystemen - sozialen Netzwerken und Messenger-Apps. Nun beginnt er, sie gemeinsam zu nutzen.

Mit der Telefonnummer können Profile in vielen Fällen eindeutig einer bestimmten Person zugeordnet werden. Mit der Nummer soll Werbung auf Facebook zielgenauer geschaltet werden. Denn auf Facebook sind Nutzer nicht verpflichtet eine Nummer anzugeben, auf Whatsapp ist sie Voraussetzung für die Nutzung des Dienstes. Wenn zum Beispiel ein Whatsapp-Nutzer seine Nummer auch mit Händlern geteilt hat, die Anzeigen bei Facebook schalten und dafür Datenbanken mit Nummern von Kunden hochluden, könnten Whatsapp-Nutzern nach einem Abgleich Angebote dieses Geschäfts eingeblendet werden. Wie genau Facebook Accounts beider Dienste zusammenbringt, ist allerdings noch unklar. Das Tracking der Nutzer wird auf der großen Plattform also noch genauer, Facebooks Datenpool mit Details über seine Nutzer noch größer. Datenschutzbedenken ebenfalls.

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Mit der Änderung rückt Whatsapp ein Stück von seiner bisherigen Pro-Privatsphäre-Haltung ab. Das Unternehmen hat sich vor Kurzem erst durch die Einführung von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei seinen Nutzern beliebt gemacht. Die Verschlüsselung wird in der aktuellen Bekanntmachung auf dem Unternehmensblog auch mehrfach erwähnt - als wolle das Unternehmen Bedenken wegen der Weitergabe der Nummern gegensteuern. Die US-Handelskommission hatte Facebook und Whatsapp schon vor dem Firmenkauf 2014 gewarnt, Whatsapps Privatsphäreregeln nicht im Sinne Facebooks zu lockern.

Facebook geht es darum, endlich Geld mit den vielen Whatsapp-Nutzern zu verdienen. Anfang des Jahres hatte Whatsapp seine Gebühr von 89 Cent abgeschafft. Forbes schätze damals, dass Whatsapp gemeinsam mit der Foto-Plattform Instagram ein Viertel der Börsenwertes von Facebook verantwortlich sei - allerdings seit Wegfall der Gebühr ohne nennenswerte Einnahmen.

Im Gegensatz zum Netzwerk Facebook, wo viel Kommunikation halböffentlich oder öffentlich abläuft, ist Whatsapp rein privater Kommunikationskanal. Den will Facebook nicht mit Werbung stören, um Nutzer nicht zu vergraulen. Dafür muss das Unternehmen nun andere Wege finden, mit ihnen Geld zu verdienen - zum Beispiel mit ihrer Telefonnummer. Jan Koum, Whatsapps Gründer und CEO, hat mehrfach betont, wie sehr er Werbung verabscheut - ganz im Gegensatz zu seinem Chef, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

Widerspruch gegen bestimmte Nutzung der Nummer ist möglich

Bestehende Whatsapp-Mitglieder könnten zumindest der Verwendung ihrer Daten für die Personalisierung von Facebook-Werbung und Freunde-Vorschlägen widersprechen, erklärte das Unternehmen. Wie das geht, steht hier. An Facebook weitergegeben werde die Telefonnummer künftig aber in jedem Fall, wenn man die App weiternutzen wolle.

Zugleich betonte Whatsapp, dass Facebook auf keinen Fall Zugang zum Inhalt von Kurzmitteilungen bekommen werde. Wer nur die Messenger-App nutze, müsse nicht extra ein Facebook-Konto anlegen.

Es geht nicht nur um die Nummern der Nutzer. Den zweiten Teil der Monetarisierungs-Strategie für Whatsapp hat das Unternehmen ebenfalls verkündet. Nutzer sollen dort künftig mit Unternehmen kommunizieren, und "Informationen zu Bestellungen, Transaktionen und Terminen, Liefer- und Versandbenachrichtigungen, Aktualisierungen von Produkten und Dienstleistungen und Marketing" erhalten, zum Beispiel den Status eines gebuchten Fluges. Dafür würde sich Whatsapp von den Firmen bezahlen lassen. In weiser Voraussicht beteuert das Unternehmen schon einmal, dass man gegen Spam kämpfen werde. Whatsapp-Nutzer können sich auf mehr Service, aber auch auf ein kommerzielleres Umfeld in der App einstellen.

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