Wirtschaft:EZB stellt Maßnahmen wegen Coronavirus-Krise in Aussicht

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Es handele sich derzeit um "eine sich schnell entwickelnde Situation, die ein Risiko für die Konjunkturausichten kreiert", sagte Lagarde. (Foto: Ralph Orlowski/Reuters)
  • Die EZB ist nach Angaben von Zentralbankchefin Lagarde bereit, "angemessene und gezielte Maßnahmen zu ergreifen", um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus einzudämmen.
  • Die australische Zentralbank hat indes als Erste den Leitzins des Landes gesenkt, und zwar auf ein Rekordtief.
  • Auch Donald Trump fordert einmal mehr von der US-Zentralbank Fed, den US-Leitzins zu senken.

Die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) Christine Lagarde hat "angemessene und zielgerichtete Maßnahmen" zur Unterstützung der Wirtschaft wegen des Coronavirus in Aussicht gestellt. Es handele sich um "eine sich schnell entwickelnde Situation, die ein Risiko für die Konjunkturausichten kreiert", sagte Lagarde. Die EZB beobachte die Entwicklung und ihre Bedeutung für die Wirtschaft, Inflation und Geldpolitik genau, teilte die Zentralbank am Montagabend nach US-Börsenschluss in einer Mitteilung mit. Sie stehe bereit, entsprechend der Notwendigkeit und der zugrundeliegenden Risiken Maßnahmen zu ergreifen.

Viele Experten erwarten inzwischen ein koordiniertes Vorgehen der großen Notenbanken gegen die wirtschaftlichen Folgen des Virus-Ausbruchs. In den USA schlossen die wichtigsten Börsenindizes am Montag nach den massiven Kursverlusten der vergangenen Woche erstmals wieder deutlich im Plus. Der Dow Jones kletterte um 5,1 Prozent auf 26 703 Punkte.

Australische Zentralbank senkt Leitzins auf Rekordtief

Indes hat die australische Zentralbank zur Abfederung der Coronavirus-Folgen den Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt. Sie verringerte ihn am Dienstag um einen Viertelprozentpunkt auf 0,5 Prozent - den niedrigsten Stand in der Geschichte des Landes. Der Gouverneur der Reserve Bank of Australia, Philip Lowe, sagte, sein Entscheidungsgremium habe sich für den Schritt entschieden, "um die Wirtschaft zu unterstützen, während sie auf den globalen Coronavirus-Ausbruch reagiert". Für den weiteren Tagesverlauf ist eine Telefonkonferenz von Zentralbankgouverneuren anderer Industriestaaten und weiterer wichtiger Personen des Sektors geplant, auf der sie über Reaktionen auf die Krise diskutieren wollen.

"Das Coronavirus hat die kurzfristigen Aussichten für die Weltwirtschaft getrübt und bedeutet, dass das globale Wachstum in der ersten Hälfte von 2020 niedriger sein wird als früher erwartet", sagte Lowe weiter. Es sei zu früh, um zu sagen, wie lange die Auswirkungen des Coronavirus anhalten würden und wann die Weltwirtschaft auf den Erholungspfad zurückkehren werde. Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hatte am Montag prognostiziert, dass Volkswirtschaften mit engen Verbindungen zu China wie die australische am meisten unter dem von dem Virus ausgelösten weltweiten Wirtschaftsabschwung leiden würden.

Trump fordert Fed auf, ebenfalls Leitzins zu senken

Auch US-Präsident Donald Trump fordert vor der Telefonkonferenz der Zentralbanken der sieben führenden Industrienationen (G 7) von seinen eigenen Währungshütern eine Zinssenkung. "Unsere Federal Reserve lässt uns höhere Zinsen zahlen als viele andere, obwohl wir eigentlich weniger zahlen sollten", twitterte er. "Das ist hart für unsere Exporteure und benachteiligt die USA im Wettbewerb. Es muss genau umgekehrt sein. Wir sollten die Zinssätze lockern und stark senken."

Trump hat US-Notenbankchef Jerome Powell in der jüngeren Vergangenheit wiederholt kritisiert und Zinssenkungen gefordert, obwohl öffentliche Forderungen von US-Präsidenten an die heimische Zentralbank vor Trump als unüblich galten. Der Republikaner wirbt im beginnenden Präsidentschaftswahlkampf mit guter Konjunktur, sinkender Arbeitslosigkeit und Börsenboom für sich. Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus bedroht auch die weltgrößte Volkswirtschaft und könnte Trumps Wiederwahlchancen schmälern.

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