Energiebranche:Warum EnBW seinen Chef austauscht

Lesezeit: 2 min

Ist nicht mehr Chef von EnBW: Andreas Schell. (Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Es hat einfach nicht gepasst: Andreas Schell verlässt den Energiekonzern nach nur eineinhalb Jahren. Sein Nachfolger ist Georg Stamatelopoulos - ein altbekannter.

Von Tobias Bug

Der Karlsruher Energiekonzern EnBW tauscht überraschend seinen Vorstandsvorsitzenden aus. Andreas Schell, der sein Amt erst im November 2022 angetreten hatte, tritt mit sofortiger Wirkung zurück, teilte der Energieversorger am Freitag mit. Der Aufsichtsrat habe dieser Entscheidung in einer außerordentlichen Sitzung zugestimmt. Die Nachfolge übernimmt Georg Stamatelopoulos, genannt "Stama", der schon seit 2021 im Vorstand für nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur zuständig ist.

Als Grund für die Trennung von Schell nannte EnBW Konflikte zwischen Aufsichtsrat und dem Manager über die zukünftige Ausrichtung des Konzerns. "Trotz intensiver Diskussionen konnte in den vergangenen Monaten keine Einigkeit über die weitere strategische Ausrichtung des Unternehmens erzielt werden", sagte Aufsichtsratschef Lutz Feldmann. Schells Vertrag wäre eigentlich noch bis November 2025 gelaufen.

Es hat nicht gepasst

Dass man sich nun trennt, liegt nicht an einer gravierenden Fehlentscheidung des Managers, heißt es aus Aufsichtsratskreisen. Sondern eher daran, dass sich nach und nach gezeigt habe, dass es einfach nicht passt zwischen Schell und EnBW. Bevor der 53-Jährige nach Karlsruhe kam, hatte er den Motorenhersteller Rolls-Royce Power Systems am Bodensee geleitet - einen Motorenspezialisten. Dem Maschinenbauingenieur war die Energiebranche also fremd. Auch fast eineinhalb Jahre nach seinem Amtsantritt habe Schell im Vorstandsgremium immer noch um Akzeptanz gekämpft, heißt es, er habe sich schwer damit getan, einen überzeugenden Zukunftsplan vorzulegen.

Und auch den Aufsichtsrat konnte er nicht überzeugen, dass er der richtige Mann sei, um die größte Transformation in der Geschichte des Unternehmens weiter voranzutreiben. Zudem habe Schell mit der besonderen Eigentümerstruktur von EnBW gefremdelt, das jeweils etwa zur Hälfte dem Land und einem Verbund oberschwäbischer Landkreise gehört.

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Nun war es für Schell aber auch nicht leicht, dem langjährigen Vorstandschef Frank Mastiaux nachzufolgen. Mastiaux hatte den ehemaligen Atomkonzern auf einen guten Kurs Richtung erneuerbare Energien gebracht, unter ihm waren Umsatz und Mitarbeiterzahlen gestiegen. Der Manager hatte der EnBW ehrgeizige Klimaziele verpasst, die sie Schritt für Schritt erreichen konnte. Mastiaux war an der Spitze des Konzerns ein Menschenfänger, konnte seine Leute gut motivieren. Als er 2022 auf eigenen Wunsch ging, hinterließ er ein schweres Erbe, ein zu schweres offenbar für Andreas Schell.

So gesehen hat es sein Nachfolger, Georg Stamatelopoulos, nun wieder einfacher. Der 54-jährige gebürtige Grieche ist schon seit fast 15 Jahren bei EnBW, verantwortete jahrelang den Betrieb der erneuerbaren und konventionellen Energieerzeugung und sitzt seit mehr als zweieinhalb Jahren im Vorstand. Zu seiner Ernennung sagte Stamatelopoulos, die EnBW sei ein wichtiger Akteur der Energiewende in Deutschland - von Strom über Wärme bis zur Mobilität. "Wir müssen in allen diesen Bereichen das richtige Tempo beibehalten, die richtigen Maßnahmen ergreifen und in die richtigen Projekte investieren."

Der neue Vorstandsvorsitzende: Georg Stamatelopoulos. (Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Aufsichtsratschef Feldmann sagte, Stamatelopoulos habe die Energiewende im Konzern in den vergangenen Jahren "äußerst erfolgreich vorangetrieben", der Umbau trage "maßgeblich seine Handschrift". Stamatelopoulos ist bis 2029 zum Vorstandschef bestellt, mit ihm soll wieder mehr Ruhe einkehren in Karlsruhe.

Noch vor einer Woche hatte der scheidende Chef Andreas Schell überraschend seinen Strategiechef Stefan Webers entlassen. Für Webers kam Regina Wilde vom Chemiekonzern BASF. Mit den Umständen der Entlassung war man im Aufsichtsrat unglücklich, heißt es, das Gremium habe den Schritt als weiteren Beweis dafür gewertet, dass Schells Führungskultur nicht zur EnBW passe. Nur sieben Tage später muss Schell selbst gehen.

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