E-Autos:Wissing hofft auf den Dienstwagen-Effekt

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Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Digitales und Verkehr, findet: Bei E-Autos gibt es noch kein ausreichendes Angebot an Gebrauchtwagen. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Viele Menschen würden sich ein E-Auto kaufen, wenn sie in der Anschaffung nicht so teuer wären. Der Verkehrsminister rechnet mit mehr Gebrauchtwagen - und denkt an die Krankenschwester.

Elektroautos sollen eine wichtige Rolle spielen, damit Klimaziele im Verkehr erreicht werden können. Oft sind sie in der Anschaffung aber noch teurer als Verbrenner. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) setzt auch auf einen "Dienstwagen-Effekt", um zu mehr gebrauchten Elektroautos mit günstigeren Kaufpreisen zu kommen. "Der Gebrauchtwagenmarkt bei E-Fahrzeugen speist sich im Augenblick vor allen Dingen aus dem Dienstwagenmarkt", sagte Wissing. Sehr viele E-Autos, die angemeldet werden, seien Dienstwagen. Diese Flotten erneuerten sich schneller, und dadurch entstehe ein Gebrauchtwagenmarkt. "Wir reden da auch nicht über große Limousinen, wie viele meinen. Der klassische Dienstwagen ist ein Standardfahrzeug."

Der Durchschnittspreis für neue E-Autos liege aktuell bei mehr als 40 000 Euro, so Wissing. Es gebe noch kein ausreichendes Angebot an Gebrauchtwagen. Sie müssten aber die Frage beantworten, wie zum Beispiel der Krankenpfleger und die Krankenschwester auf dem Land zu flexiblen Zeiten ins Krankenhaus kommen, sagte Wissing. "Ich kann den Leuten ja nicht sagen, kauft euch für 40 000 Euro ein Elektroauto. Oder: Nehmt den Bus, wenn es nur ausgedünnte Fahrpläne gibt."

Dienstwagenregelungen seien immer schon eine Chance gewesen, moderne Fahrzeuge schnell in den Markt zu bringen, sagte der Minister. Dass der Gebrauchtwagenmarkt bei E-Fahrzeugen sich im Augenblick vor allen Dingen aus dem Dienstwagenmarkt speise, "sollten auch diejenigen im Blick haben, die einerseits Klimaschutz durch Elektromobilität voranbringen wollen und andererseits fordern, wir sollten Dienstwagen abschaffen".

Wissing zielt damit auf Forderungen, steuerliche Vergünstigungen für Dienstwagen zu streichen. Der Gebrauchtwagenmarkt mit reinen Elektroautos ist in Deutschland allerdings zuletzt kaum vorangekommen. Im ersten Halbjahr machten sie nur 1,25 Prozent der Besitzumschreibungen aus - das war sogar ein minimaler Rückgang zum Vorjahreszeitraum. Zentraler Grund ist, dass es schlicht noch nicht genug ältere Stromer im Fahrzeugbestand gibt. Bis sich das ändert, wird es noch einige Zeit dauern. Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) erwartet ein größeres Angebot an gebrauchten Stromern ab 2024 oder 2025, wenn die Leasingrückläufer der vergangenen Jahre in den Markt kommen.

Bisher werden reine Elektroautos überdurchschnittlich oft an Privatpersonen verkauft. Auch das bremst aber ihre Ankunft im Gebrauchtmarkt, weil Privatkunden ihre Fahrzeuge nach Auskunft des Marktbeobachters DAT im Schnitt länger halten.

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