Börse:Der Dax steigt auf Rekord - trotz Rezession

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Vor wenigen Wochen noch im Abwärtstrend, jetzt ein neuer Rekord. Das Bild an der Frankfurter Börse hat sich überraschend schnell gewandelt. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Zu Wochenbeginn war der deutsche Leitindex noch knapp an seiner Rekordmarke vorbeigeschrammt. Am Dienstag aber erreichte der Leitindex eine neue Bestmarke. Wie kann das sein?

Von Victor Gojdka

Wer ein bisschen abergläubisch ist, könnte den Nikolaus verantwortlich machen: Am späten Dienstagnachmittag stieg der deutsche Leitindex Dax auf ein neues Allzeithoch. Dabei kletterte das wichtigste heimische Börsenbarometer in der Spitze auf bis zu 16 551 Punkte schloss mit bei 16 533 Zählern. "Das Allzeithoch wirkte in den vergangenen Tagen wie ein Magnet und wurde heute schließlich übersprungen", sagt Marktexperte Konstantin Oldenburger vom Brokerhaus CMC Markets.

Viele Privatleute dürften sich über den neuen Indexrekord wundern: Ökonomen sehen das Land schließlich in einer Rezession, Politiker lamentieren über den "Standort Deutschland" - und die Inflation ist auch noch nicht vollends unter Kontrolle. Seit Anfang November ist der Leitindex jedoch unbeirrt um 11,64 Prozent gestiegen, allen Unkenrufen zum Trotz. "Man könnte meinen, dass bereits auch erste Weihnachtsgeschenke verteilt wurden", sagt Aktienexperte David Kepper von der Commerzbank.

Verantwortlich für die massive Aufwärtsjagd sind jedoch die Zinsen: Anlegerinnen und Anleger spekulieren an den Börsen bereits seit Wochen, dass die Zentralbanken ihre Leitzinsen spätestens im Frühjahr senken dürften. Angesichts der abebbenden Inflation müssten sie nicht mehr so harsch wie in den vergangenen Monaten gegen die steigenden Preise vorgehen. Bringen Anleihen oder Kontoanlagen in der Folge weniger Zinsen, könnten private und professionelle Anleger wieder mehr an die Aktienbörsen schieben. "Nun jubeln die Anleger", sagt Manfred Hübner vom Analysehaus Sentix.

Ob sich die Erwartungen der Anleger erfüllen, hängt vor allem von der Inflation ab: Sollten die Preise sich tatsächlich beim Inflationsziel der großen Notenbanken von zwei Prozent einpendeln, könnten die Börsianer recht behalten. Sollten üppige Lohnabschlüsse oder eine Eskalation in Nahost jedoch die Preise treiben, könnten die Notenbanker mit weiteren Zinserhöhungen gegenhalten müssen. "Die Anleger bleiben auch deshalb im Markt, weil sie wissen, dass der Dezember in der Regel ein guter Monat für Aktien ist", sagt Marktexperte Konstantin Oldenburger.

Jedes Jahr spekulieren Finanzprofis tatsächlich auf eine sogenannte Weihnachtsrally. Denn historische Auswertungen der gesamten Dax-Geschichte seit 1988 zeigen, dass der Dezember in der Regel ein guter Börsenmonat ist. Viele Fondsmanager dürften schließlich versucht sein, die Performance ihrer Produkte zum Jahresende noch einmal aufzuhübschen. Üblicherweise wurden die Weihnachtsgeschenke an der Börse jedoch erst in der zweiten Monatshälfte verteilt - und nicht schon pünktlich zu Nikolaus.

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