Konjunktur:Chinesen hoffen auf den Jackpot

Ein Mann studiert Stellenanzeigen: Vor allem die Jugendarbeitslosigkeit ist auf Rekordniveau, viele Uni-Absolventen verlassen die Städte. (Foto: Jason Lee/Reuters)

Die Verkäufe von Lotterielosen in China schnellen in die Höhe - zeitgleich leiden die Menschen unter den Schwierigkeiten in der Wirtschaft.

Rekord-Jugendarbeitslosigkeit, maue Konjunktur, Immobilienkrise: Die wirtschaftliche Lage ist schwierig in China - und immer mehr Menschen suchen ihr Glück offenbar in der Lotterie. Die Losverkäufe erreichten im August ein Jahreshoch, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Wochenende unter Berufung auf Daten des Finanzministeriums meldete. Demnach schnellte der landesweite Verkauf von Lotterielosen im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als 50 Prozent auf umgerechnet knapp sieben Milliarden Euro nach oben. Und auch in den ersten acht Monaten insgesamt legten die Umsätze um mehr als 50 Prozent zu.

Die steigenden Lotterieverkäufe fallen mit Monaten überwiegend schwacher Konjunkturdaten zusammen. So erreichte die Jugendarbeitslosenquote im Juni mit 21,3 Prozent einen Rekordwert. Kommentatoren in den sozialen Medien sehen darin einen Zusammenhang. "Je schlechter es der Wirtschaft geht, desto mehr Lotterielose werden verkauft", schrieb ein Nutzer auf dem populären chinesischen Mikroblog Weibo. "Es ist wahrscheinlicher, dass junge Leute fünf Millionen Yuan in der Lotterie gewinnen, als dass sie fünf Millionen durch Arbeit verdienen", schrieb ein anderer.

Unter dem Druck steigender Wohnkosten und einer langsamer als erwartet wachsenden Wirtschaft haben viele arbeitslose Hochschulabsolventen die Städte verlassen, die traditionell ein Sprungbrett für Wohlstand waren. Anfang dieses Jahres wurden die sozialen Medien mit Videos von arbeitslosen Hochschulabsolventen überschwemmt, die Tempel besuchen, um den Segen der Götter zu erbitten.

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