Chemikalienhändler:Brenntag spaltet sich auf

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Eine Brenntag-Niederlassung: Das Unternehmen ist der weltweit größte Chemikalienhändler. (Foto: Jason Risner/Brenntag)

Der Dax-Konzern stellt seine Geschäftsbereiche als weitgehend eigenständige Firmen auf. Investoren fordern sogar die Zerschlagung des Chemikalienhändlers. Doch darüber will der Chef erst später entscheiden.

Von Björn Finke, Düsseldorf

Der Dax-Konzern Brenntag stellt seine zwei Geschäftsbereiche als weitgehend eigenständige Unternehmen auf, mit einer schlanken Holding als Dachgesellschaft. Dies könnte den Weg dafür ebnen, den weltweit größten Chemikalienhändler in drei Jahren aufzuspalten. Die Pläne gab das Essener Unternehmen am Dienstag bei einem Investorentreffen in London bekannt. Der aktivistische Investor Primestone fordert solch eine Zerschlagung, erlitt aber im Juni bei der Brenntag-Hauptversammlung eine Niederlage.

Aktivistische Investoren sind Fonds, die Aktienpakete an Firmen kaufen und dort aggressiv auf einen Strategieschwenk drängen. Auf der Hauptversammlung wollte Primestone eigene Kandidaten in den Aufsichtsrat der Essener wählen lassen, um den Druck auf Vorstandschef Christian Kohlpaintner zu erhöhen. Der Vorstoß misslang allerdings. Kohlpaintner wies Primestones Pläne damals als verfrüht zurück. Er betonte jedoch, dass die beiden Sparten ohnehin bereits zu unabhängigeren Geschäftseinheiten weiterentwickelt würden. Und eine Zerlegung des Konzerns zu einem späteren Zeitpunkt schloss er nicht aus.

Die Ankündigung von Dienstag würde es tatsächlich vereinfachen, einen der beiden Geschäftsbereiche zu verkaufen. Zunächst will das Management jedoch die Sparten entflechten, was Zeit brauche, wie Kohlpaintner sagte. Ob die zwei Einheiten dann auf Dauer als weitgehend unabhängige Firmen unter dem Dach der Brenntag-Holding bleiben oder ob eine Sparte losgeschlagen wird, will Kohlpaintner bis 2026 entscheiden: "Eine Abspaltung ist eine Möglichkeit, aber es gibt auch andere Möglichkeiten", sagte er.

Der Chemikalien-Großhändler erzielte zuletzt mit 17 500 Beschäftigten gut 19 Milliarden Euro Umsatz. Mehr als die Hälfte entfällt auf die Sparte Brenntag Essentials, die Massenprodukte vertreibt. Die kleinere Sparte Brenntag Specialties widmet sich der Spezialchemie. Dieses Geschäft ist eigentlich lukrativer, doch der Konzern bleibt hier nach Meinung des aktivistischen Investors Primestone aus London hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Es gibt noch viele Übernahmeziele

Primestone argumentiert, dass sich die Bereiche nach einer kompletten Trennung besser entwickeln und den Aktionären kurzfristig mehr Gewinne bescheren würden. Kohlpaintner hält mehr Eigenständigkeit für die Sparten ebenfalls für sinnvoll - aber eben keine schnelle Zerschlagung. Die Entflechtung führe dazu, dass die beiden Bereiche näher an die jeweils unterschiedlichen "Marktentwicklungen und die Bedürfnisse" der Kunden und Lieferanten rückten, sagte er.

Bei einem anderen Thema versprach der Top-Manager Kontinuität: Brenntag hat in den vergangenen Jahren viele kleine Rivalen gekauft. Kohlpaintner will diesen Kurs fortsetzen. Er sagte, es gebe gut 400 mögliche Übernahmeziele.

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