BP und die Ölkatastrophe:Haywards Rücktritt nur noch Sache von Stunden

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BP-Chef Tony Hayward verhandelt derzeit über seinen Rücktritt. Dabei gehe es nur noch um das Wann und Wie - dass Hayward geht, steht Medienberichten zufolge fest.

BP-Konzernchef Tony Hayward wird nach Medienberichten vom Sonntag in den kommenden zwei Tagen zurücktreten. Der britische Rundfunksender BBC meldete, Hayward handele derzeit die Bedingungen für seinen Rückzug aus. Es gehe allerdings nur noch um das Wie und Wann. Die Frage, ob Hayward zurücktrete, stelle sich nicht mehr. Binnen 24 Stunden werde er seinen Rücktritt bekannt geben.

Tony Hayward steht seit 2007 an der Spitze von BP. Sein Rücktritt steht angeblich kurz bevor. (Foto: dpa)

Die Sunday Times meldete, der wegen seines Krisenmanagements der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko scharf kritisierte Hayward werde noch vor Dienstag zurücktreten, wenn der Konzern seine Quartalsergebnisse bekannt gibt. Laut BBC soll der US-Manager Bob Dudley Hayward an der Spitze des britischen Energiekonzerns folgen. Er hatte im Juni die Koordination der BP-Einsätze zur Bekämpfung der Ölkatastrophe von Hayward übernommen

Der 53-jährige Brite Hayward steht seit Mai 2007 an der Spitze des BP-Konzerns. Der promovierte Geologe löste damals John Browne ab, der 2006 wegen seiner Kosteneinsparungen, Wartungspannen bei der Alaska-Pipeline sowie die Explosion einer texanischen Raffinerie mit 15 Todesopfern im Jahr 2005 in die Kritik geraten war. Nach der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon stand Hayward selbst unter Beschuss.

Nach dem Durchzug eines Sturmtiefs will BP Mitte der Woche einen weiteren Versuch zum endgültigen Verschließen des Bohrlochs starten. Am Wochenende schickte der Ölkonzern Schiffe und Arbeiter zurück in den Golf von Mexiko.

Sie arbeiten auf zwei Wegen am Verschluss des Lecks. Einmal soll Schlamm und Zement von oben ins mit einer Kappe versiegelte Bohrloch gepumpt werden. Zudem werden Entlastungsbohrungen fortgesetzt. Deren für Mitte August geplanter Abschluss könnte sich offiziellen Angaben zufolge um bis zu neun Tage verzögern.

BP hatte die Arbeiten wegen des herannahenden Tropensturms Bonnie am Freitag unterbrochen und das Krisengebiet geräumt. Nach der Wetterentwarnung könnte BP in drei bis fünf Tagen damit beginnen, speziellen Schlamm und wahrscheinlich auch Zement in das lecke Bohrloch zu pumpen, sagte der Regierungsbeauftragte für die Ölpest, der frühere Küstenwachen-Admiral Thad Allen.

Das Verfahren könnte sehr schnell vorankommen. BP hatte die undichte Stelle in 1600 Meter Tiefe am 15. Juli provisorisch geschlossen. Zuvor strömten wochenlang Unmengen Öl ins Meer.

Die Bekämpfung der Umweltkatastrophe entwickelt sich für BP zu einem Fass ohne Boden. Der Konzern gilt als angeschlagen und als Übernahmeziel. Experten schätzen die Kosten auf bis zu 100 Milliarden Dollar. Teil davon ist ein Entschädigungsfonds mit einem Volumen von 20 Milliarden Dollar. Dessen unabhängiger Verwalter, Kenneth Feinberg, warf dem Multi vor, Zahlungen an Geschädigte zurückzuhalten. "Ich bezweifele, dass sie aus Geldgründen verzögern. Das ist es nicht", sagte Feinberg in Alabama. BP wisse wohl einfach keine Antworten auf die Fragen der Geschädigten.

Entlang der Golfküste wurden Tausende Geschäfts- und Privatleute von der schwersten Ölpest in der Geschichte der USA hart getroffen. Ein Techniker der Mitte April gesunkenen Deepwater Horizon erhob derweil schwere Vorwürfe. Auf der Ölplattform soll ein Alarm absichtlich abgestellt worden sein, um die Arbeiter nicht unnötig zu wecken, wie der Cheftechniker der Plattform, Mike Williams, vor US-Ermittlern sagte. Der Alarm hätte die aufsteigende Wolke entflammbaren Methangases melden können. Andere Arbeiter und auch Transocean, das die Deepwater Horizon für BP betrieb, widersprechen diesen Aussagen jedoch. Bei der Explosion der Plattform kamen elf Menschen ums Leben.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/bavo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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