Finanzmärkte:Kriegsangst lässt die Kurse taumeln

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Schon am Montagabend befand sich der Dax im Sinkflug. (Foto: Reuters)

Die weltweiten Aktienindizes stürzen nach Putins Ankündigungen zur Ukraine in die Tiefe. Die Anleger fürchten Krieg - und eine Sanktionsspirale.

Von Victor Gojdka, Frankfurt

Es war ein wilder Morgen für die Händler an den weltweiten Börsen: Der deutsche Leitindex rutschte im frühen Parketthandel zeitweise um mehr als drei Prozent ab. Anleger verkaufen ihre Aktien zu deutlichen Abschlägen, weil sie einen Krieg in der Ukraine erwarten - oder mindestens eine Spirale von Wirtschaftssanktionen. "Da ist schon eine gehörige Portion Angst", sagt Marktexperte Thomas Altmann von der Fondsgesellschaft QC Partners. Schlimmer noch als die Börsen hierzulande traf es den russischen Leitindex RTS, der zwischenzeitlich in einer ersten Panikreaktion der Anleger gar elf Prozent nachgab.

Besonders heftig reagierten am Morgen zu Handelseröffnung Bankaktien, sie verloren an den europäischen Börsen knapp drei Prozent. Anleger fürchten, dass der Westen Russland vom internationalen Zahlungssystem Swift ausschließen könnte, mit möglichen Folgen auch für westliche Banken. Im deutschen Leitindex Dax gehörten Firmen mit eigenem Russlandgeschäft zu den größten Verlierern, so die Deutsche Bank, Volkswagen und Siemens mit Verlusten zwischen drei und vier Prozent.

Für besondere Verunsicherung sorgte an den Börsen die Anordnung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, russische Truppen in die Separatistengebiete im Osten der Ukraine zu entsenden - im Rahmen einer "friedenserhaltenden Mission", wie es der Kreml nennt. Schon zuvor hatte Putin die Anleger am Montag massiv verunsichert, weil er die Separatistengebiete Donezk und Luhansk als unabhängig anerkannt hatte.

Nach einer ersten Panikreaktion an der Frühbörse zwischen 8 und 9 Uhr deutscher Zeit, konnten sich die Märkte nach der offiziellen Börseneröffnung um 9 Uhr jedoch wieder etwas fangen. Der deutsche Leitindex Dax dämmte seine Verluste Richtung 10 Uhr deutlich ein und stand bereits wieder bei 14 602 Punkten.

Neben einer militärischen Eskalation in der Ukraine fürchten Anleger vor allem Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Russland. So könnte es einen Stopp der Gaspipeline Nord Stream 2 geben, Russland vom internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen werden - oder gar eine Komplettisolation russischer Banken beschlossen werden. "Klar ist bereits, dass Sanktionen gegen Russland kommen", sagt Marktexperte Thomas Altmann.

Der Ölpreis stieg um mehr als drei Prozent

Eine spezielle Situation in den USA sorgte für zusätzliche Verunsicherung an den Aktienmärkten. Dort waren die Aktienmärkte wegen eines Feiertags geschlossen. Da US-Anleger nun die Geschehnisse aus zwei Tagen auf einen Schlag nachholen müssen, ist umso unklarer, wo die amerikanischen Leitindizes am Nachmittag eröffnen dürften - und welchen Ton sie damit auch für den deutschen Handel setzen.

Die Eskalation des Ukrainekonflikts wirkte sich auch auf die Rohstoffmärkte aus, so stieg der Ölpreis am Vormittag um mehr als drei Prozent auf in der Spitze 99,38 Dollar - bis zur runden Marke von 100 Dollar ist es nicht mehr weit. Während das Ölverbraucher in der Industrie und Privatkonsumenten verunsichert, verzeichneten Ölaktien an der Börse Aufschläge, Aktien des Ölriesen BP legten wegen des gestiegenen Ölpreises gar um rund 1,5 Prozent zu.

Gesucht war außerdem das Edelmetall Gold, das bei vielen Anlegern in Krisenzeiten hoch im Kurs steht. Der Preis des edlen Metalls stieg zwischenzeitlich auf 1913 Dollar je Feinunze. "Anleger flüchten sich eben in sichere Häfen", sagt Goldhändler Alexander Zumpfe vom Rohstoffunternehmen Heraeus.

Für Börsianer dürften die kommenden Wochen an den Märkten wackelig bleiben. Ein Angstbarometer der Börse misst, mit welchen Schwankungen die Anleger in den bevorstehenden 30 Tagen rechnen. Aktuell zeigt dieser Schwankungsindex "VDAX- NEW" einen Wert von 34 an. Mit anderen Worten: Anleger erwarten eine regelrechte Kursachterbahn am Parkett.

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