Eine Maschine der Alaska Airlines hat während des Flugs einen Teil ihres Rumpfes verloren. Der Vorfall ereignete sich auf dem Weg von Portland im Bundesstaat Oregon zum Flughafen Ontario, der östlich von Los Angeles in Kalifornien liegt - in 4900 Metern Höhe. Kurz nach dem Start ist die Maschine des Typs Boeing 737 Max-9 mit 171 Passagieren an Bord zum Flughafen in Portland zurückgekehrt und dort notgelandet.
Medienberichten zufolge löste sich plötzlich ein Teil der Kabinenwand und flog davon. Es habe einen großen Knall gegeben, dann sei Luft durch das Loch herausgeströmt, berichteten Passagiere der Zeitung The Oregonian. Der Sitz direkt daneben sei unbesetzt gewesen, aber ein Jugendlicher auf dem Mittelsitz habe Verletzungen durch den plötzlichen Druckabfall davongetragen. Berichte über Schwerverletzte gab es demnach nicht.
Die New York Times berichtet, einige der Boeing 737 Max-9-Maschinen haben weniger Sitze als die maximal zugelassene Zahl an Plätzen für diesen Flugzeugtyp. In diesem Fall benötige die Maschine auch weniger Notausgänge. Dies sei auch bei dem Modell der Alaska Airlines der Fall gewesen. Maschinen mit weniger Sitzplätzen haben an der Stelle, an der voll ausgelastete Modelle einen Notausgang hätten, eine Art Platzhalter.
Auf einem von der BBC veröffentlichten Videos von Passagieren ist das Loch an der Flugzeugseite zu erkennen. "Das war noch nicht mal der Notausgang. Es war einfach ein Teil des Flugzeugs", sagte eine Frau im Video.
US-Luftfahrtbehörde ordnet sofortige Inspektionen an
Nach dem Vorfall hat die US-Luftfahrtbehörde FAA ein vorübergehendes Flugverbot für mehr als 170 Maschinen des Typs angeordnet. Die Behörde teilte am Samstag mit, es seien sofortige Inspektionen bestimmter Flugzeuge dieses Modells nötig, die etwa vier bis acht Stunden pro Maschine in Anspruch nähmen. Erst danach könnten die betroffenen Flugzeuge wieder in den Betrieb gehen. Dies gelte für Maschinen, die von US-Fluggesellschaften betrieben würden oder auf amerikanischem Territorium unterwegs seien - weltweit 171 Flugzeuge.
Auch in Europa hat der Vorfall nun Konsequenzen. Die britische Luftfahrt-Aufsicht CAA erklärte am Samstagabend, man habe alle nicht-britischen Fluggesellschaften angeschrieben: Sie sollen bestätigen, dass sie Sicherheitsüberprüfungen vornehmen, bevor sie in den britischen Luftraum eintreten. In Großbritannien selbst seien keine Maschinen des Typs Boeing 737 Max-9 registriert.
Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hat die Richtlinie der amerikanischen Federal Aviation Administration (FAA) für die Boeing 737 Max-9 übernommen. EASA stellte jedoch fest, dass keine Fluggesellschaft aus einem EU-Mitgliedstaat "derzeit ein Flugzeug in der betroffenen Konfiguration betreibt".
Meinung Unternehmen:Whistleblower sollten kräftig belohnt werden
Whistleblower, die Korruptions- und Politskandale aufdecken, werden oft kaltgestellt. Dabei zahlt es sich für Unternehmen immer aus, aufzuräumen.
Alaska Airlines hatte bereits zuvor mitgeteilt, all ihre 737 Max-9 vorerst am Boden zu lassen. Man habe als Vorsichtsmaßnahme entschieden, die 65 Maschinen einer gründlichen Wartung und Sicherheitsprüfung zu unterziehen, teilte das Unternehmen am späten Freitag (Ortszeit) mit. Jede Maschine werde erst nach abgeschlossener Inspektion wieder in Betrieb genommen. "Mein Mitgefühl gilt denen, die auf diesem Flug waren - es tut mir so leid, was Sie erlebt haben", hieß es in der Mitteilung von Firmenchef Ben Minicucci.
Flugzeug wurde erst 2023 produziert
Daten der Federal Aviation Administration, der Bundesluftfahrtbehörde der Vereinigten Staaten, zeigen, dass es sich bei der betroffenen Maschine (Nummer N704AL) um eine sehr neue handelt. Das Flugzeug wurde erst 2023 produziert und im November vergangenen Jahres zugelassen.
Anders als beim glimpflichen Ausgang am Freitag endeten zwei Notfälle 2018 und 2019 katastrophal und führten zu einem Startverbot der 737-Max -Reihe. Bei den beiden Abstürzen gab es insgesamt 346 Todesopfer. Als Hauptursache gilt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm, das die Maschinen zu Boden lenkte. Boeing überarbeitete daraufhin den Typ und erhielt nach und nach Wiederzulassungen. Mit Produktionsmängeln hat der Mittelstreckenjet allerdings weiter für Schlagzeilen gesorgt und die Bilanzen des Herstellers belastet.