Chemiekonzern:Aktivistischer Hedgefonds steigt bei Bayer ein - Aktie schießt hoch

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Ist mit seinem Hedgefonds an Bayer beteiligt: der aktivistische und bisweilen aggressive Investor Paul Singer. (Foto: AP)
  • Der Hedgefonds des aktivistischen Investors Paul Singer hat seine Beteiligung an Bayer offengelegt.
  • Elliott hält demnach etwa zwei Prozent der Anteile. Das klingt nach nicht viel - der Druck, den der Hedgefonds ausübt, ist jedoch in der Regel extrem hoch.

Von Elisabeth Dostert und Vivien Timmler

Der US-Hedgefonds Elliott, hinter dem der aktivistische und bisweilen aggressive Investor Paul Singer steht, hat zum ersten Mal seine Beteiligung am deutschen Pharma- und Chemiekonzern Bayer öffentlich gemacht. Mit insgesamt 1,1 Milliarden Euro seien die von Elliott beratenen Fonds demnach an dem Konzern beteiligt. Angesichts eines Börsenwerts von zuletzt etwa 54 Milliarden Euro entspricht das Anteilen von etwa zwei Prozent.

Singer ist dafür bekannt, bei Beteiligungen notfalls mit aggressiven Methoden seinen Willen durchzusetzen. Seine Fonds sind berüchtigt für Spekulationen gegen angeschlagene Firmen und Staaten. Ob bei der Absetzung des früheren Siemens-Chefs Klaus Kleinfeld beim US-Konzern Arconic oder bei Schuldenschlachten um Anleihen von Krisenländern wie Griechenland oder Argentinien: Singer mischte in den vergangenen Jahren immer wieder mit teils rabiaten Mitteln mit. Zwar sind die Elliott-Fonds häufig nur mit wenigen Prozenten beteiligt - der Druck, den Elliott ausübt, ist jedoch ungleich höher.

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Nicht immer folgen auf einen Einstieg Elliotts jedoch gleich große Umbrüche. Auch bei Bayer zeigt sich der Hedgefonds zunächst zahm - und mit einem Gespür für das richtige Timing: Der Investor verbreitete die Nachricht nur gut eine Viertelstunde nach einer Mitteilung von Bayer, der zufolge der Aufsichtsrat des Konzerns ein Maßnahmenpaket beschlossen habe, mit denen die "aktuellen Herausforderungen des Unternehmens angegangen werden sollen". Teil des Pakets ist ein Ausschuss im Aufsichtsrat, der sich mit der Bewältigung der Glyphosat-Probleme befassen soll. Außerdem sei der US-Anwalt John H. Beisner damit beauftragt worden, den Aufsichtsrat zum Rechtskomplex Glyphosat zu beraten, also auch zu Fragen der Prozesstaktik und der Mediation.

Elliott begrüßte die Berufung Beisners und die Gründung des Sonderausschusses umgehend. Man sei beim Hedgefonds zuversichtlich, dass die Erklärung von Bayer einen "grundlegenden Wechsel" im bisherigen Ansatz zur Bewältigung der rechtlichen Herausforderungen darstelle. Die bisherige Prozessstrategie bedürfe einer "grundlegenden Überarbeitung". Bayer hat in den USA bereits drei Verfahren in erster Instanz verloren, in denen es um die vermeintliche Krebsgefahr von Glyphosat-Produkten der US-Tochter Monsanto geht. Den Klägern wurden Zahlungen von mehreren Hundert Millionen Dollar zugesprochen. Darüber hinaus ist der Konzern mit mehr als 13 000 Klagen wegen des Unkrautvernichters konfrontiert.

Dementsprechend kräftig gelitten hatte der Aktienkurs von Bayer in den vergangenen Monaten. Am Mittwochabend schoss er dann jedoch nachbörslich in die Höhe - und legte nach offiziellem Bekanntwerden des Einstiegs von Elliott am Donnerstag um zwischenzeitlich mehr als sieben Prozent zu.

"Elliott ist der Freund meiner Tochter"

Insidern zufolge will Elliott Bayer zunächst nicht zu tiefgreifenden strukturellen Veränderungen drängen. Im letzten Teil des Hedgefonds-Statements verbirgt sich allerdings eine Formulierung, die durchaus Brisanz enthält: Dort fordert der Investor langfristig mehr Rendite und deutet auch an, wie diese zu erreichen sein könnte. "Elliott ist der Ansicht, dass der aktuell niedrige Aktienkurs von Bayer den signifikanten Wert der einzelnen Geschäftseinheiten beziehungsweise die bestehende Wertschaffungsmöglichkeit von mehr als 30 Milliarden Euro nicht widerspiegelt", heißt es dort. Die Wortwahl hat es in sich. Denn was auf den ersten Blick verklausuliert klingen mag, lässt sich durchaus als Forderung nach einer Aufspaltung des Unternehmens interpretieren.

Tatsächlich hatte Elliott in der Vergangenheit schon mehrmals auf eine Zerschlagung von Firmen gedrängt. So forderte der Hedgefonds im Januar etwa die Aufspaltung des Online-Marktplatzes Ebay. Auch hinter den Bayer-Kulissen haben Investoren dem Vernehmen nach schon häufiger eine Zerlegung des Konzerns in seine Einzelteile ins Spiel gebracht. Bereits Ende 2018 hatte es Spekulationen gegeben, dass Singers Hedgefonds die treibende Kraft hinter der Initiative sein könnten.

Bayer-Chef Werner Baumann hatte bei der Bilanzpressekonferenz Ende Februar noch versucht, diese Bedenken zu zerstreuen. Eine Aufspaltung des Konzerns lehnte er entschieden ab. Und auf eine Frage nach einem Einstieg Elliotts antwortete er noch flapsig: "Elliott ist der Freund meiner Tochter. Mit dem habe ich neulich noch gesprochen, mehr gibt es dazu nicht zu vermelden." Scheint, als habe es nun jedoch auch mit dem anderen Elliott Gespräche gegeben.

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