Bundesbank:Banken sollen resilienter werden

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Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch. Sie stellte den Finanzstabilitätsbericht in Frankfurt vor. (Foto: Christophe Morin/imago images/IP3press)

Die hohen Zinsen sorgen für mehr Insolvenzen und Kreditausfälle. Das wiederum belastet die Banken. Deswegen wäre es zu früh für eine Entwarnung, erklärt die Bundesbank.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die rasant gestiegenen Zinsen könnten Deutschlands Banken nach Einschätzung der Bundesbank noch zu schaffen machen. Insgesamt wäre es verfrüht, Entwarnung zu geben, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts am Donnerstag in Frankfurt. Die Effekte der gestiegenen Zinsen seien bisher nicht vollständig eingetreten, so Buch, die zum 1. Januar 2024 zur Europäischen Zentralbank (EZB) wechselt. Dort übernimmt sie als Nachfolgerin des Italieners Andrea Enria die Führung der Euro-Zone-Bankenaufsicht.

"Das Finanzsystem muss ausreichend resilient sein, um mit gestiegenen Risiken und erhöhter Unsicherheit umgehen zu können", forderte Buch. So wie die wenigsten das Ausmaß der Zinswende prognostiziert hätten, so wenig könnten sie heute vorhersehen, wie sich die geopolitische Lage entwickelt, welche neuen Unternehmen und Geschäftsideen entstehen, wie und wann sich gestiegene Kredit- und Liquiditätsrisiken materialisieren, sagte die Bundesbank-Vizepräsidentin.

Die EZB hat im Kampf gegen die Inflation die drei Leitzinssätze seit Juli 2022 zehnmal angehoben. Der für den Finanzmarkt relevante Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt bei vier Prozent. Das ist der höchste Stand seit Start der Währungsunion 1999. Auf dem deutschen Immobilienmarkt zeigen die höheren Leitzinsen inzwischen Wirkung. Die Preise sind gefallen, weil die Kreditaufnahme teurer geworden ist. Risiken aus der Finanzierung von Wohnimmobilien für die Stabilität der Finanzmärkte sind bislang begrenzt, so die Bundesbank. Die gute Arbeitsmarktlage stütze die Schuldentragfähigkeit privater Haushalte. Zudem haben rund 40 Prozent der privaten Immobilienkredite eine Zinsbindung von mindestens zehn Jahren, im Durchschnitt steht erst in rund fünf Jahren eine - mutmaßlich - teurere Refinanzierung an.

Die Bundesbank warnt vor Risiken auf dem Schattenbankenmarkt

Anders sehe es bei Gewerbeimmobilien aus. Die Zinsbindung ist in diesem Bereich deutlich kürzer als bei den Wohnimmobilien. Bei rund einem Drittel der Kredite dürften die Zinsen kurzfristig steigen; bereits jetzt verlangen die Banken höhere Zinsaufschläge als im vergangenen Jahr.

Wie die EZB am Mittwoch warnte auch die Bundesbank vor Risiken auf dem sogenannten Schattenbankenmarkt. Hier handelt es sich um Hedgefonds und andere Vermögensverwalter, die quasi wie Banken Kredite vergeben, ohne unter die strenge Bankenregulierung zu fallen. Nach Angaben der EZB hat sich allein in der Euro-Zone der Schattenbankensektor seit der globalen Finanzkrise von 15 Billionen Euro 2008 auf inzwischen 31 Billionen Euro mehr als verdoppelt.

"Insgesamt bleibt das Finanzsystem verwundbar gegenüber Schocks und den Herausforderungen des Strukturwandels", sagte Buch weiter. Strukturwandel bedeute, dass bisherige Investitions-, Produktions- und Konsummuster infrage gestellt würden oder sich schlicht nicht mehr rechneten. Die Unsicherheit sei hoch, Kredit-, Liquiditäts-, aber auch Cyberrisiken könnten laut Buch gleichzeitig eintreten und sich gegenseitig verstärken. "Dies erfordert eine ausreichende Resilienz der Institute."

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