Konjunktur:Erstmals mehr als 46 Millionen Erwerbstätige

Mehr Erwerbstätige, trotz drohender Rezession. (Foto: Lynne Sladky/dpa)

Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland steigt auf ein Allzeithoch - und das trotz Konjunkturflaute. Woran das liegt und warum die Aussichten trotzdem nicht rosig sind.

Trotz akuter Rezessionsgefahr ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland im dritten Quartal erstmals über die Marke von 46 Millionen gestiegen. Von Juli bis September waren 46,04 Millionen Personen beschäftigt, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.

"Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte damit gleichwohl einen neuen historischen Höchststand", hieß es dazu. Der bisherige Höchstwert lag bei 45,96 Millionen und wurde Ende 2022 erreicht. "Gleichzeitig wurde damit erstmals nach der deutschen Vereinigung die 46-Millionen-Schwelle für ein Quartalsergebnis überschritten", fügten die Statistiker hinzu. Dabei droht Europas größter Volkswirtschaft eine Rezession: Im dritten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozent - vor allem, weil sich die Verbraucher angesichts von Kaufkraftverlusten beim Konsum zurückhielten.

Der Beschäftigungszuwachs sei "ein weiterer Beweis, dass die Stagnation noch nicht am Arbeitsmarkt angekommen ist", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Die Zahl der gearbeiteten Stunden sei seit der Pandemie allerdings deutlich gesunken. "Heißt also, dass es immer mehr Teilzeitjobs gibt - freiwillig oder unfreiwillig." Die Zeichen am Arbeitsmarkt würden sich allerdings drehen. "Es gibt deutlich weniger offene Stellen als vor einem Jahr, die Unternehmen sind vorsichtiger bei ihren Einstellungsplänen und die Arbeitslosenquote nimmt ganz leicht zu", sagte Brzeski. "Wir sollten aktuell also das Beste am Arbeitsmarkt gesehen haben."

Wegen der demografischen Entwicklung dürften 2025 mehr Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden, als neue hinzukommen - etwa 200 000 pro Jahr, sagt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) voraus. Dabei unterstellt das IfW bereits eine Nettozuwanderung von rund 200 000 Erwerbspersonen aus dem Ausland, was im historischen Vergleich als eher hoch gilt.

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