Apple Vision Pro:Apple-Brille enttäuscht viele Superfans

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Kostet 3500 US-Dollar und bereitet manchen Nutzern Kopfweh: Apples neue 3-D-Brille Vision Pro. (Foto: Angela Weiss/AFP)

Ob die 3500 Dollar teure Apple Vision Pro ein Massenpublikum erreichen kann, ist ungewiss. Erste Kunden schicken sie bereits zurück.

Von Tobias Bug und Helmut Martin-Jung

Sie sieht aus wie die Mischung aus einer Taucher- und einer Skibrille, mit einem Schuss Roboterflair aus dem Animationsfilm Wall-E. Und sie steht für die neue Art, Computer zu bedienen. Sagt zumindest Apple, in dieser Hinsicht übrigens einig mit Mark Zuckerberg, Chef von Meta, ehemals Facebook. Nicht einig sind sich die beiden naturgemäß darin, wie gut die jeweiligen Gerätschaften sind, mit denen die Menschheit schon bald ganz anders mit Computern umgehen soll: ihre 3-D-Brillen.

Meta verkauft seine Brillen der Marke Quest schon länger. Apple hat zunächst nur Entwickler beliefert, seit Anfang Februar können auch normale Kunden in den USA die Brille kaufen, für stolze 3500 Dollar. Apple hat eine Rückgabefrist von 14 Tagen eingeräumt - kann ja mal sein, dass es nicht so passt. Und das scheint zumindest bei einigen Kunden so zu sein. Das US-Fachportal The Verge hat Beispiele von Menschen gesammelt, die von ihrem Rückgaberecht Gebrauch machen wollen. Bahnt sich da ein PR-Desaster an?

Ein Mitarbeiter von The Verge beklagt das Gewicht der Brille, ein anderer early adopter gibt ihm recht. Ein weiterer Nutzer klagt über Übelkeit, räumt aber auch ein, dass er als Kind wegen Schielens operiert worden sei und ihm auch bei anderen Gelegenheiten schlecht werde. Ein Käufer, der sich als Tech-Influencer bezeichnet, lobt Apples Neuentwicklung zwar in den höchsten Tönen, nur leider bekomme er davon schon nach zehn Minuten Kopfschmerzen, weshalb er sie leider zurücksenden müsse.

Apples Vision Pro - ein PR-Desaster?

Daraus bereits ein Problem für Apple abzuleiten, wäre zu früh. Noch sind nicht allzu viele der Brillen im Markt, das Angebot an Apps ist überschaubar. Und wer weiß schon, ob die negativen Reaktionen einiger Nutzer nicht auch gezielt gestreut werden. Würde sich der Eindruck allerdings verfestigen, könnte die Vision Pro zu einem Problemfall für Apple werden. Umweht den Konzern doch der Nimbus des Unfehlbaren. Des Königs Midas der Gadget-Welt, der alles zu Gold macht, was er anfasst.

Das Problem könnte eher woanders liegen. Apple ist ein Unternehmen, das die Massen beliefert. Smartphones, Uhren, Laptops - immer geht es um riesige Stückzahlen, anders ließen sich die Milliarden, die Apple mittlerweile in Forschung und Entwicklung steckt, kaum rechtfertigen und letztendlich auch nicht refinanzieren. Ob aber die sündteure Brille jemals ein Massenprodukt werden kann, ist die Frage.

Die Vision Pro erlaubt es, mittels hochauflösender Bildschirme sowohl komplett in virtuelle Welten abzutauchen ( virtual reality) als auch Inhalte aller Art in die von Kameras aufgenommene Außenwelt einzublenden (augmented reality). Die Augenpartie der Nutzer ist weitgehend verborgen, ein Bildschirm zeigt den Mitmenschen jedoch mimische Reaktionen an, die im Inneren von Kameras erfasst werden.

Ein Werkzeug, kein Massenprodukt

Die meisten Beobachter sehen die Brillen eher als Werkzeug für Spezialanwendungen. Das schwäbische Technologieunternehmen Teamviewer etwa hat für die neue Brille eine App entwickelt, die man für Fernwartungen nutzen kann. Ein Beispiel: Die Kaffeemaschine eines Cafés ist kaputt, ein Techniker an Ort und Stelle. Wenn der das komplizierte Problem nicht selbst herausfindet, kann er mit seiner iPhone-Kamera ein 3D-Modell der Kaffeemaschine anfertigen und an einen Experten des Kaffeemaschinenherstellers übertragen. Der Experte sieht sich das Modell auf seiner Brille an und kann dem Techniker Tipps geben. Das spart Zeit und Reisekosten.

"Die Brille treibt die Verschmelzung von digitalem Raum und Realität weiter voran und bietet Nutzerinnen und Nutzern eine neue Ebene der Immersion", sagt Mei Dent, Chief Product & Technology Officer bei Teamviewer. Das Göppinger Unternehmen, das Unternehmenssoftware anbietet, sieht für Brillen wie die Vision Pro großes Potenzial beim Einsatz in der Industrie.

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