Wäre das Ringen um Marktanteile im Geschäft mit Smartphones ein Computerspiel, würde man den Zweikampf zwischen Apple und Samsung mit hoher Wahrscheinlichkeit episch nennen. Seit es echte Smartphones gibt, also seit dem ersten iPhone (2007), waren die Südkoreaner nicht nur die ersten, die ein Konkurrenzprodukt auf den Markt brachten. Sie überflügelten 2011 auch Nokia bei Smartphone-Verkäufen und hielten diese Position bis 2022. Im vergangenen Jahr hat sich das nun gedreht, und Apple darf sich erstmals das Unternehmen mit den meisten verkauften Smartphones nennen.
Samsung musste dabei nach den Zahlen des Marktforschungsinstituts IDC einen Rückgang der Verkäufe um 13,6 Prozent hinnehmen. Apple dagegen schaffte dank eines guten vierten Quartals trotz eines generell rückläufigen Marktes (minus 3,2 Prozent) ein Wachstum von 3,7 Prozent. Für den starken Rückgang der Verkäufe bei Samsung sind vor allem zwei Faktoren verantwortlich. Zum einen überzeugten die Südkoreaner mit ihrer Flaggschiff-Reihe Galaxy S 23 nicht genug Kunden. Sie müssen sich im Lager der Anbieter für das Betriebssystem Android auch starker Konkurrenz der chinesischen Hersteller Oppo und Xiaomi erwehren, die auch den wichtigen europäischen Markt mit viel Werbeaufwand beackern.
Apple verwendet ein eigenes Betriebssystem, iOS, und achtet sehr darauf, sich gegen die Konkurrenz abzuschirmen. Indem es etwa weitere Apple-Produkte mit dem iPhone verknüpft. Das erschwert es, zum Konkurrenzsystem Android zu wechseln. Innerhalb des Android-Universums ist das hingegen kein größeres Problem.
Zum anderen hat Samsung bei Mittelklasse- und Einsteiger-Smartphones viel Konkurrenz. Dazu zählt insbesondere der ebenfalls chinesische Hersteller Transsion, den man in Europa so gut wie gar nicht kennt. Mit ihren Marken Itel, Tecno und Infinix sind die Smartphones der Holding aus Shenzhen klarer Marktführer in Afrika. Transsion ist aber auch in Süd- und Südostasien, Indien und in Südamerika sowie im Mittleren Osten erfolgreich. 2023 erreichte der Hersteller Rang fünf beim Smartphone-Absatz. Den Heimatmarkt China bedient Transsion nicht.
Der Druck auf Samsung steigt
Die von IDC aufgestellte Liste führt Apple an (234,6 Millionen), gefolgt von Samsung (226,6 Millionen), Xiaomi (145,9 Millionen), Oppo (103,1) und Transsion (94,9). Die Gruppe der restlichen Mitbewerber ist mit 361,8 verkaufter Smartphones größer als Apple, besteht aber aus vielen auch kleineren Herstellern. Dazu zählt auch Huawei, das wegen der amerikanischen Sanktionen stark zurückgefallen ist. Huawei hat ein eigenes Android-ähnliches Betriebssystem entwickelt, kann aber bei der Auswahl an Apps nicht mithalten.
Die Zahlen kamen kurz vor der für Mittwochabend deutscher Zeit angekündigten Vorstellung von Samsungs neuen Flaggschiff-Smartphones. Wie man die militärisch-straff organisierten Südkoreaner kennt, werden sie alles versuchen, die Spitzenposition wieder zurückzuerobern. Auf der Präsentation der neuen Smartphone-Reihe liegt deshalb noch mehr Druck, als in dieser heiß umkämpften Branche ohnehin seit vielen Jahren üblich ist.