iMessage:Bei Apple "gefriert die Hölle"

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Die Nachrichten von Android-Geräten erscheinen auf iPhones mit grüner Blase und nicht mit einer blauen - das bleibt auch künftig so. (Foto: imago)

iMessage-Schreiber und Android-Nutzern können bald besser miteinander kommunizieren. Das ist eine große Überraschung - und kein ganz freiwilliger Schritt.

Von Helmut Martin-Jung

Der Hauch der Exklusivität umwehte Apples Produkte schon immer, auch wenn es oft bloß um Abschottung ging. Eine Methode also, um Konkurrenten fern und die Kunden im eigenen Universum zu halten. Zu diesen Methoden gehört das Apple-eigene Nachrichtensystem iMessage. Kommunikation mit Android-Nutzern läuft darin nur über SMS und MMS, und: Die Nachrichten von Android-Geräten erscheinen auf iPhones mit grüner Blase, nicht mit einer blauen. " Green bubble shame" nennt man das in den USA.

Doch nun "gefriert die Hölle", wie das US-Portal Techradar.com das nennt. Nächstes Jahr sollen iPhone-Nutzer von iMessage aus mit Nutzern von Android-Geräten kommunizieren können, mit Videos oder Bildern in hoher Auflösung. Möglich werden soll das durch ein Update im Betriebssystem iOS.

Wer sich jetzt fragt, Moment mal, Bilder, Videos, das mach' ich doch schon lang, der nutzt Apps von Drittherstellern wie Whatsapp oder Signal. Diese funktionieren schon immer systemübergreifend, mit Fotos, Videos, Gruppenchats und so weiter. Von iMessage aus dagegen ließen sich bisher nur SMS zu Android-Nutzern schicken. Oder falls Bilder und Videos dabei sein sollten, MMS. Für letztere verlangen manche Mobilfunkanbieter allerdings noch immer hohe Gebühren.

Natürlich ist da auch ein Haken

Technisch gesehen funktioniert die Sache künftig so, dass Apple seine Software um das Messaging-Protokoll RCS erweitert. RCS steht für Rich Communication Services. Rich deshalb, weil es die multimedialen Fähigkeiten einschließt. Sowohl die Netzbetreiber als auch Google, Entwickler des Android-Betriebssystems, hatten Apple schon seit Jahren gedrängt, endlich RCS einzuführen. RCS wird von Google gemeinsam mit der GSMA entwickelt, der weltweiten Vereinigung der Mobilfunkindustrie.

Einen Haken gibt es natürlich auch: Der RCS-Standard unterstützt derzeit noch keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Google hat zwar eine als Zusatzsoftware für RCS entwickelt, aber die will Apple nicht einfach übernehmen. Stattdessen soll die GSMA eine solche sichere Verschlüsselung direkt in den Standard aufnehmen.

Obwohl Apple zugibt, dass RCS den bisher verwendeten SMS und MMS technologisch überlegen ist, kam der Schritt, den das Unternehmen am Donnerstag angekündigt hat, wohl nicht ganz freiwillig. Hintergrund dürfte sein, dass Apple Ärger mit der EU vermeiden will. Apples bisheriges Gebaren mit iMessage könnte dem Digital Markets Act zuwiderlaufen. Apple kann RCS offenbar auch nicht standardmäßig freischalten, sondern ist darauf angewiesen, dass die Mobilfunkanbieter wie Telekom oder Vodafone das integrieren.

Insgesamt zeigt sich, wie sehr Apple bemüht ist, Exklusivität zu wahren. Deshalb dürfte in Cupertino, Apples Hauptsitz, nicht gerade Freude auslösen, was ein kleiner Anbieter aus dem Android-Lager nun angekündigt hat. Wer von einem "Nothing Phone" der Firma Nothing Nachrichten an ein iPhone schickt, bei dem erscheint auf dem iPhone nicht die grüne, sondern die blaue Blase. Mimikry in einer Welt der Statussymbole.

Transparenzhinweis: In einer früheren Fassung des Artikels hieß es, RCS-Nachrichten würden künftig auf iPhones in einer blauen Blase erscheinen. Das hat Apple inzwischen dementiert.

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