Wenige Jahre nach Lees Wutrede hatte sich das Unternehmen von einer koreanischen Werkbank zu einem internationalen Technik-Giganten entwickelt, zu einer der weltweit bekanntesten asiatischen Marken. Seit Lees Amtsübernahme 1987 ist der Umsatz um das 40-fache gestiegen. Im vergangenen Jahr machte Samsung einen Gewinn von etwa 20 Milliarden Euro und kam seinem Rivalen Apple (Gewinn: etwa 30 Milliarden Euro) ein gutes Stück näher.
Samsung gilt in vielen technischen Bereichen Apple gegenüber als technisch überlegen. Produkt-Tests haben herausgefunden, dass die Handys des südkoreanischen Unternehmens schneller sind als die der Amerikaner. Auch Apples Muss-ich-haben-Effekt, durch den die Firma aus dem Silicon Valley den Markt jahrelang dominierte, geht zunehmend auf die Produkte von Samsung über. Das zeigt die Aufregung um das neue Galaxy S4.
Doch trotz hoher Verkaufszahlen und steigender Beliebtheit war Samsung bisher nicht in der Lage, Produkte wie iPhone oder Discman selbst zu erfinden und als Erste auf den Markt zu bringen. Hans Wienand, Vizepräsident von Samsung Deutschland, sieht darin keine Schwäche: "Wir bemühen uns um eine vielfältige Palette, die die Lebensstile und Wünsche unserer Kunden abdeckt." Auch das sei Innovation.
Experten kritisieren auch die immer noch beherrschende Stellung der Familie Lee. Sie mache den Konzern mit etwa 340.000 Mitarbeitern unbeweglich, schreibt Samsung-Insider Kim Yong Chul in seinem 2010 veröffentlichten Buch "Think Samsung". Während die meisten mächtigen Familien ihre dominierende Rolle in den Chaebols aufgegeben hätten, sei Samsung in einer globalisierten Wirtschaft zu sehr von einer kleinen Gruppe Menschen abhängig. Korruptionsaffären und Verstrickungen mit dem Staat könnten in Zukunft zur Achillesverse des Unternehmens werden.
Wie tief Samsung in dubiosen Machenschaften verwickelt ist und wie sehr es vom Staat abhängt, zeigt ein Fall aus dem Jahr 2008. Damals entschied ein Gericht in Südkorea, dass Konzern-Chef Lee Kun Hee Hunderte Millionen Euro Steuern veruntreute. Er wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Kurze Zeit später begnadigte ihn Präsident Lee Myung Bak. Begründung: Die Wirtschaft könne nicht auf Lee verzichten.