Missglückte Rezept-App:Na, Lust auf einen Müsli-Fisch-Majo-Muffin?

Lesezeit: 2 min

(Foto: imago(6); Collage: Jessy Asmus)

Eine Supermarktkette in Neuseeland hat eine App entwickeln lassen, die aus Kühlschrankresten leckere Rezepte kreiert. Dabei kommen kuriose Gerichte raus - und manchmal sogar tödliche.

Von Saskia Aleythe

Es kommt auch auf die Details an und da kann man dem Bot der Supermarktkette "Pak'nSave" wirklich keinen Vorwurf machen. Aus den Zutaten Bleichmittel, Ammoniak und Wasser entwirft er einen Cocktail, den man final noch mit einem Zweig Minze garnieren soll, Deko ist schließlich die halbe Miete. Gut, bei diesen giftigen Bestandteilen wäre es angebracht gewesen, gar kein Rezept vorzuschlagen, aber immerhin kommt nach der blumigen und zugleich treffenden Einleitung ("Dieses Rezept wird Ihnen den Atem rauben") nach sieben Schritten noch der Hinweis, Ammoniak und Bleichmittel von Haut und Haaren fernzuhalten. Blöd nur, wenn man vorher schon getrunken hat.

Solche und ähnliche Rezepte machen gerade in Neuseeland die Runde, wo Pak'nSave beheimatet ist. Man wollte mit dem Bot eigentlich einen Service schaffen: Jenen eine Inspiration geben, die aus mickrigen Resten im Kühlschrank noch etwas Nahrhaftes zaubern wollen. Nichts Neues in der digitalen Welt, aber immer noch verlockend für kreative Tests diverser Twitter-User: Sie gaben allerlei Dummheiten in die App ein, heraus kamen Sandwiches mit Ameisengift oder Kleber, die der Bot in wohlklingende Anleitungen verpackt und als "köstlich" anpreist.

Auch das neue Update schützt nicht vor weiteren Geschmacksunfällen

Mittlerweile hat der Supermarkt reagiert, man sei enttäuscht darüber, dass eine Minderheit versucht hätte, "das Tool unsachgemäß zu verwenden". Man werde die Kontrollen für den Bot weiter verfeinern. Außerdem stehe in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der App, Nutzer sollen über 18 Jahre alt sein. Die neue Version schützt allerdings nicht vor weiteren Geschmacksunfällen, wie ein investigativer Test der Süddeutschen Zeitung ergeben hat. Rezepte können nun nur noch aus einer Liste vorgegebener Zutaten erstellt werden, unterhaltsam sind die Ergebnisse aber immer noch. Man wähle: Muffins, Fisch, Majo, Marmelade und Müsliriegel. Der Generator spuckt aus: den "Fisch-Muffin-Genuss", der dem Anwender als "leckeres und gesundes Rezept" angepriesen wird. Man darf sich auf etwas gefasst machen: "Es wird Sie in Genuss schwimmen lassen!"

Na dann: Den Ofen auf 180 Grad vorheizen, sagt die künstliche Intelligenz, den Fisch würzen und für 15 bis 20 Minuten backen. Dann den Muffin halbieren, toasten, beide Seiten mit Majo bestreichen. Wem hier noch nicht übel ist, der hat sich für die nächsten Schritte qualifiziert: Fisch nach dem Besuch im Ofen auf die Muffin-Majo-Hälften legen, mit Marmelade bestreichen (!) und schließlich den Müsliriegel darüber zerbröseln. Für den besonderen Genuss kommt noch mal alles in den Ofen. "Servieren Sie den Fisch-Muffin-Genuss warm und lassen Sie ihn sich schmecken!"

Ratsamer als diese Anleitung ist es allerdings, es beim Kochen so zu halten wie die Satire-Version von Tim Mälzer. Der Fernsehkoch diente einst in der Sendung "Switch reloaded" Komiker Max Giermann zur Belustigung. In einer Folge will Mälzer alias Giermann Dinkelbrot für ein Bio-Menü verwenden. "Wenn Sie kein Dinkelbrot haben, ist das aber überhaupt kein Problem", sagt er. Sein Tipp: "Dann gehen auch Pommes."

© SZ/mva - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusStart-ups
:Eine ganze Gründer-Generation arbeitet sich kaputt

Die Start-up-Branche gibt sich jung und flexibel. Gleichzeitig herrscht ein enormer Druck. Viele Gründer leiden unter Erschöpfung, Depressionen, Burn-out - und der Angst, am Ende alles zu verlieren.

Von Marie Vandenhirtz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: