Hype-Aktie:Aktien der US-Kinokette AMC springen um mehr als 100 Prozent

Lesezeit: 2 min

Auch im Frankfurter Handel machten Papiere der Hypeaktie AMC am Montagfrüh stellenweise einen Satz um mehr als 70 Prozent nach oben. (Foto: Evan Agostini/Invision/AP)

Die Papiere der Meme-Aktie boomen - und das hat weder etwas mit Barbie, noch mit Oppenheimer zu tun. Es geht um Affen, die sich wegen Affen abgezockt fühlen.

Von Victor Gojdka

Feuilletonisten würden es wohl Crossover nennen, wenn Kinogänger an nur einem Tag zwei völlig unterschiedliche Filme schauen. Erst die neue Barbie-Comedy, deren Pink sich schon seit Tagen nicht mehr entkommen lässt. Dann ganze drei Stunden den Thriller Oppenheimer, der die Lebensgeschichte des Vaters der Atombombe zeigt. Alleine in den USA schauten am Wochenende mehr als 200 000 Menschen gleich beide Filme hintereinander, gaben diesem Happening gar den Spitznamen "Barbenheimer". Schalteten sie später noch das Börsenfernsehen ein, konnten sie einen dritten Blockbuster sehen. Barbörsenheimer, sozusagen.

Schließlich sprangen die Aktien der US-Kinokette AMC an der New Yorker Börse nachbörslich um mehr als 100 Prozent, auch im Frankfurter Handel machten Papiere der Hypeaktie am Montagfrüh stellenweise einen Satz um mehr als 70 Prozent nach oben. Denn die Anleger der Kinokette finden sich bereits seit Monaten selbst in einem filmreifen Thriller wieder.

Wer das alles verstehen will, sollte zunächst die Sache mit den zwei Affenarten verstehen. Die einen Affen unter der englischen Bezeichnung "Apes" sind risikoaffine Privatanleger, die seit der Corona-Pandemie auf Zockertitel wie AMC setzen und sich im Netz ironisch "Affen" nennen. Die anderen Affen hören auch auf das englische Kürzel "APEs", was in diesem Fall allerdings für AMC Preferred Equity steht, spezielle Anteilspapiere der Kinokette AMC. Etwas vereinfacht kann man sagen: Affen und Affen bei der US-Kinokette wollen sich gegenseitig die Banane klauen.

Manager der Kinokette verkauften spezielle Aktieneinheiten, die sie später zu normalen Stammaktien machen wollten

Weil bei jedem guten Film irgendwann die Vorgeschichte eingeschoben wird, läuft das hier nicht anders: Bereits 2021 wollte die darbende Kinokette AMC neue Aktien verkaufen, um mehrere Millionen Dollar von den Anlegern einzunehmen. Das Problem? Die bestehenden Anleger sperrten sich, fürchteten bei einer Flut an neuen Anlegern um ihre Macht im Konzern. Die Manager der Kinokette wagten dann ein trickreiches Manöver: Statt normaler Stammaktien verkauften sie die speziellen Aktieneinheiten (APEs), vor allem an Insider und Großanleger.

Später wollten die Kinomanager aus den speziellen Aktieneinheiten normale Stammaktien machen. Dagegen allerdings opponierten rund 2800 Privatanleger bei einem Gericht in Delaware, die sich als Geschädigte eines sinistren Plans sahen. Die Kinokette wolle die Macht der Privatanleger brechen, zugunsten der Insider und Großanleger.

Richterin Morgan Zurn blockierte am späten Freitagabend einen Vergleich zwischen Kinokette und Anlegern. Dabei sah sie vor allem Halter der speziellen Aktieneinheiten (APEs) im Hintertreffen, müssten sie mit dem Vergleich schließlich jedes Klagerecht abgeben. Die Privatanleger feierten den gestoppten Vergleich, so müssen sie ihren Einfluss im Konzern nicht mit den Haltern der speziellen Aktieneinheiten teilen. Die Geschichte von AMC ist also bester Stoff für einen Thriller - affenkompliziert und affenspannend.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKalifornien
:San Francisco, die endgültig verlorene Stadt

Etwa ein Drittel der Gewerbeflächen in San Francisco steht leer, im Stadtzentrum leben mittlerweile 8000 Obdachlose. Wie kann das sein in einer Gegend, in der die klügsten Menschen der Welt behaupten, eine bessere Zukunft für die Menschheit auszutüfteln?

Von Jürgen Schmieder, San Francisco

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: